Im Oktober, mitten im schwülen, heißen Bangkok, hielten wir den positiven Schwangerschaftstest in den Händen, der uns verriet, dass das Avocado-Baby unterwegs ist. Was haben wir uns gefreut! Nach meine Fehlgeburt im Mai 2016 haben wir nicht damit gerechnet, dass es so schnell mit einer erneuten Schwangerschaft klappen würde. Aber vielleicht war genau das der Punkt; dass wir uns keine Gedanken über das wann und wie gemacht, sondern unsere Thailandreise in vollen Zügen genossen haben. Jedenfalls war die Freude deshalb umso größer, als wir da in Bangkok im Hotelzimmer standen und auf dem Test zwei kleine zarte Striche zu sehen waren. Ich umarmte Samuel und küsste ihn, sagte ihm, dass er nochmal ein großer Bruder werden würde. Natürlich hat er von all dem (noch) nichts verstanden, er war ja zwei Monate zuvor gerade ein mal ein Jahr alt geworden, konnte weder laufen, noch sprechen. Also haben wir uns Gedanken gemacht. Beim ersten Kind war das ja noch ganz anders, da mussten nur wir Eltern begreifen, was da auf uns zukommt. Nun wohnt ja aber schon ein Knirps bei uns und den wollen wir natürlich mit einbinden in meine Schwangerschaft. Wie bereitet man also ein noch so kleines Kind darauf vor, dass es bald nicht mehr das einzige Kind in der Familie sein wird? Kann man das überhaupt unterstützen? Ich habe mich das oft gefragt, schon zu Beginn der Schwangerschaft.
Aber Kinder sind oft sehr viel feinfühliger, als man ihnen zutraut, als wir Mamas ihnen zutrauen. Sie haben ein Gespür für Veränderungen und zeigen uns oft, dass sie wissen, was in uns vorgeht.
Sie beobachten und haben eine feine Antenne für Veränderungen. Sie sind zwar anpassungsfähig und gewöhnen sich schnell an eine neue Situation, ob sie diese Veränderung allerdings positiv oder negativ auffassen und wie sie mit der Veränderung umgehen, hängt nicht zu letzt davon ab, wie wir Erwachsenen sie heranführen und auch auffangen. Und Themen nicht anzusprechen, nur weil wir denken, dass die Kids sie noch nicht verstehen können, ist eigentlich immer fatal. (Sarah von Lotte und Lieke)
Schnell wurde mir klar, dass Samuel viel mehr von allem versteht, als wir zu Anfang glaubten. Er merkte, dass mit Mama etwas anders war und beobachtete alles ganz genau. Irgendwann stillte er sich dann sogar ab, ob das mit der Schwangerschaft zusammenhing, kann ich nicht genau sagen, ich vermute es aber (darüber geschrieben habe ich hier). Also haben wir überlegt, wie wir unseren Einjährigen wohl am besten auf die anstehenden Veränderungen vorbereiten können. Unsere Überlegungen möchte ich nun mit euch teilen, vielleicht hilft euch der ein oder andere Tipp.
Erklären.
Wir haben Samuel von Anfang an in die Schwangerschaft mit einbezogen. Nicht erst nach 12 Wochen, sondern direkt zu Beginn. Natürlich haben wir ihm erst Mal ganz oft gesagt, dass jetzt ein Baby in Mamas Bauch wohnt, das darin heranwächst, bis es irgendwann geboren wird. Wir haben ihm erklärt, warum Mama oft müde ist und warum Mama plötzlich so viel Zeit auf der Toilette verbringt (hallo Schwangerschaftsübelkeit). Ein Mal war Niklas nicht zu Hause und ich musste mich übergeben. Die Badezimmertüre stand offen und Samuel kam herein, schob meine Haare bei Seite und streichelte meinen Rücken als wolle er sagen „alles ist gut, Mama“. Ich habe ihm erklärt, dass Mama übel ist und dass das durch die Schwangerschaft kommt, dass aber alles in Ordnung ist und er sich keine Sorgen machen braucht. Ob er es verstanden hat? Keine Ahnung. Wahrscheinlich eher nicht. Aber mir war es wichtig, diese Situation nicht so offen stehen zu lassen.
Später erklärten wir ihm auch, dass das Baby in Mamas Bauch jetzt tritt und dass das manchmal ganz schön unangenehm ist. Wenn ich manchmal eine bösen Hieb in die Rippen vom Avocado-Baby bekomme und mir ein „aua“ herausrutscht, ruft Samuel mit erhobenem Finger nun „Baby!“. Er weiß also mittlerweile recht gut mein Verhalten einzuschätzen.
Wichtig war es mir auch, Samuel zu sagen, warum ich ihn beispielsweise nicht mehr so viel tragen kann oder warum wir nun gegen Ende der Schwangerschaft nicht mehr so viel toben können.
Mit den Kids zu sprechen und ihnen Situationen immer wieder zu erklären, ist daher ein sehr gut gemeinter Ratschlag, denn wie Sarah ja bereits schrieb: die Minis wissen und verstehen oft sehr viel mehr, als wir ihnen zutrauen!
Den wachsenden Bauch zeigen und fühlen lassen.
Natürlich nahm Samuel schnell wahr, dass ich immer runder wurde und der Bauch immer dicker. Ich ließ ihn alles befühlen, so oft er wollte. Irgendwann gab er dem Bauch ganz selbstverständlich kleine Küsschen und streichelte ihn zärtlich. Das hat mein Mama-Herz jedes mal einen Takt schneller schlagen lassen. Es ist so süß zu sehen, wie lieb er das Baby jetzt schon hat, obwohl es noch gar nicht geboren ist.
Seit das Baby kräftig tritt, ist das Befühlen der Babykugel für den großen Bruder noch spannender geworden und manchmal spielen wir gemeinsam mit dem Baby. Wir stupsen den Bauch an und schauen dann, was passiert. Es ist zu süß, wie Samuel auf den nächsten Tritt wartet.
Bauchpflege.
Eine Sache, bei der man das Geschwisterkind sehr einfach einbinden kann, ist bei Mamas Körperpflege, ins besondere beim Eincremen oder Einölen des wachsenden Bäuchleins. Das macht den Minis wirklich großen Spaß und wenn ihr Glück habt, mag das Baby im Bauch die Streicheleinheiten und strampelt fröhlich – zur großen Belustigung des älteren Geschwisterkindes. Anfangs brauchte Samuel noch ein wenig Hilfe, er war ja doch noch sehr klein. Mittlerweile sagt er aber schon „Bauch!“, wenn ich die Cremedose hervor hole und freut sich auf unser tägliches Ritual.
Bücher.
Für kleine Leseratten sind Bücher immer ein besonderes Highlight. Und wenn sie dann noch Themen behandeln, die das Kind aktuell beschäftigen, muss man sie meistens in Dauerschleife vorlesen. Samuel liebt Bücher, weshalb ich mich schon recht früh auf die Suche nach einem Buch für Geschwisterkinder zum Thema Baby gemacht habe. Allerdings war das gar nicht so einfach, denn die meisten Bücher, die für das größere Geschwisterchen geeignet sind, sind erst ab einem Alter von ab zwei Jahren empfohlen. Samuel war ja aber zu Beginn meiner Schwangerschaft gerade einmal ein Jahr alt. Trotzdem habe ich nach einiger Recherche ein paar Exemplare gefunden, die ich als geeignet erachte und siehe da: Samuel liebt seine Bücher heiß und innig. Er blättert sie voller Freude gemeinsam mit mir durch, während ich ihm alles erkläre. Manchmal lese ich ihm auch den abgedruckten Text vor, aber ich habe das Gefühl, dass der oft noch nicht so sehr für sein Alter geeignet ist.
Wir sind jetzt vier. *
Unser Baby. *
Hurra, mein Geschwisterchen. *
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Sarah hat hierzu auch ein paar weitere tolle Bücher vorgestellt, die ich euch ergänzend zu meiner Auswahl nicht vorenthalten möchte. Ihr findet sie hier.
Puppe.
Wenn ich an ein Kleinkind und ein Baby denke, denke ich auch automatisch an eine kleine Puppe. Ich finde, dass eine Puppe eine gute Idee ist, das Geschwisterkind auf das Baby vorzubereiten, denn so wird alles noch ein kleines bisschen greifbarer. Bereits zu Ostern hat unser Samuel von uns daher eine kleine Püppi bekommen (unsere ist von Schildkröt (*Affiliate Link) und sehr klein und leicht – also perfekt für die noch recht kleinen Hände). Samuel liebt sein Baby, wie er die Puppe nennt, jetzt schon sehr und schleppt es überall mit hin. Wir ziehen es gemeinsam an, streicheln es und er legt es schlafen. Überall muss das Baby mit und wird sogar ab und an gefüttert. Manchmal tut es sich auch weh und dann muss ich es trösten.
Eine Puppe ist wirklich ein tolles Geschenk! Später, wenn das Baby da ist, kann das große Kind die Puppe genauso umsorgen, wie Mama das Baby. Es kann der Puppe Windeln wechseln, sie umziehen, stillen, im Puppenwagen umher schieben, im Tragetuch tragen oder schlafen legen.
mit zur Vorsorge .
Was wir von Anfang an gemacht haben, ist Samuel mit zur Vorsorge zu nehmen. Und ich kann nur sagen: egal ob diese beim Arzt, in einer Hebammenpraxis, im Geburtshaus oder zu Hause stattfindet: nehmt eure großen Kinder mit. So werden sie in jeden Bereich der Schwangerschaft mit eingebunden. Und versprochen, der Ultraschall ist ganz bestimmt das Highlight des Tages! Samuel hat zwar bei der Vorsorge nicht wirklich verstanden, was da eigentlich passiert aber er hat trotzdem immer ganz aufmerksam zugehört, den Herztönen gelauscht und das Baby fühlen können. Es war für uns als Eltern einfach toll zu sehen, dass Samuel so viel Freude daran hat!
Babyfotos ansehen.
Samuel findet Bilder von Babys super spannend. Daher schauen wir uns immer wieder gemeinsam Bilder von ihm selbst als Neugeborenes an und erklären dabei, dass bald das Baby hier sein wird und dann ebenso klein und zart aussieht. Er findet die Bilder toll und freut sich jedes Mal wie verrückt, wenn ich das Album hervor hole. Besonders Bilder mit Mama und Papa findet er klasse und mittlerweile versteht er auch immer mehr, dass er das kleine Würmchen auf dem Bild ist. Dann zeigt er drauf und sagt mit vor Stolz geschwollener Brust „Mamu!“ (so nennt er sich selbst). Hach, da geht mir wirklich das Herz auf!
Ich finde das eine gute Möglichkeit, um nochmal neben den Kinderbüchern mit echten Bildern auf das Babythema einzugehen und vieles zu erklären. Mit den realen Bildern wird einiges nochmal greifbarer für die Minis.
An Geburt teilhaben lassen.
Soweit man das möchte ist eine ganz wunderbare Möglichkeit, das größere Geschwisterkind auch an der eigentlichen Geburt teilhaben zu lassen. Ja, richtig gelesen. Ich werde immer schief angeguckt, wenn ich erzähle, dass ich mir das für Samuel wünsche (einen ausführlichen Beitrag von mir dazu findet ihr hier). Ob ihn das nicht traumatisieren könnte, werde ich dann schnell gefragt und mir entgegnen entsetzte Gesichtsausdrücke. Ich kann natürlich (noch) nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber eine Kinderpsychologin hat mir letztes Jahr versichert, dass eine Geburt nicht traumatisierend für das große Kind sei, wenn man dem Kind selbst die Entscheidung überlässt, ob es dabei sein mag oder nicht. Eine geöffnete Tür, durch die es sich zurückziehen kann reiche da bereits aus.
Wenn man sich für diesen Weg entscheidet, muss einem natürlich bewusst sein, dass das Kind gegebenenfalls einige Fragen stellen wird, vielleicht noch Wochen nach Geburt. Aber ich persönlich finde nichts Schlimmes daran, ein Kind an der natürlichsten Sache der Welt teilhaben zu lassen.
Ich glaube, dass Samuel abgesehen von körperlichen Veränderungen wie den wachsenden Bauch auch einige andere Kleinigkeiten wahrnahm, die plötzlich nicht mehr so waren wie vorher – auch wenn er den Grund dafür wahrscheinlich nicht verstand oder zumindest nicht einordnen konnte. Ich kann also nur aus Erfahrung sagen: selbst wenn ihr das Gefühl habt, dass eure großen Kinder noch zu klein sind, um alles zu verstehen, sprecht mit ihnen. Lasst sie wissen, dass sich bald etwas verändern wird und sie dann nicht mehr allein sind. Sprecht das Thema Baby immer wieder an und lasst die Geschwister an allen Veränderungen teilhaben.
Habt ihr vielleicht noch Tipps, wie man ein Geschwisterkind auf den Neuankömmling vorbereiten kann? Habt ihr vielleicht schon tolle Erfahrungen machen dürfen?
Alles Liebe,
eure Jasmin
Danke für den tollen Artikel. Wir bereiten uns auch gerade zu dritt auf Nummer vier vor. Wenn der große gerade 2 wird, kommt sein kleines Brüderchen auf die Welt. Es ist spannend für uns alle! Was ich echt bestätigen kann ist, dass wir auch gute Erfahrungen damit gemacht haben, den großen immer mit einzubeziehen. Sei es bei Vorsorgeterminen oder einfach im Alltag. Er weiß schon sehr gut etwas mit dem „Baby“ anzufangen und das finde ich total schön. Ich hoffe, dass es bei uns dann auch so toll klappt wie bei euch, wenn Nummer zwei dann auf der Welt ist. Samuel geht so liebevoll mit Mio um und total selbstverständlich! Toll!!!
Alles Gute euch vieren weiterhin!
Huhu,
Finde es ganz toll wie Samuel mit Mio umgeht. Ich hoffe bei uns läuft es im Dezember auch so gut, allerdings ist unsere Maus da erst knapp 18 Monate. Im Moment hab ich noch nicht das Gefühl das er versteht was da in Mamas Bauch vor sich geht,aber vielleicht mach ich mir da auch zuviele Gedanken und alles klappt prima.
Liebe Grüße Katharina