Jede dritte Schwangerschaft endet frühzeitig mit einem Abort. Die meisten dieser Fehlgeburten passieren in der 4. und 5. Schwangerschaftswoche und bleiben oft unbemerkt, da die Frauen denken, sie hätten eine verzögerte Regelblutung. Ca 18% verlieren ihr Baby in der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche.
Heute möchte ich über meine Gefühle schreiben, die mich nach meinem Abort beschäftigten.
Ein paar Tage nachdem ich mit Blutungen im Krankenhaus und bei meinem Gynäkologen war, bekam ich die ernüchternde Nachricht per Telefon: die Schwangerschaft ist nicht mehr intakt. Frau N., Sie haben einen Abort. Ein stummes nicken. Dann legte ich auf. Glücklicherweise war mein tag vollgepackt mit Programm – Besuch, ein spätes Blockseminar – und so hatte ich keine Zeit zum Nachdenken. Keine Zeit zu trauern
Meine Gefühle holten mich erst am Abend ein, als Samuel endlich schlief und Niklas noch nicht zu Hause war. Erst fühlte ich mich leer. Wie eine Hülle, die nur noch aus sich selbst besteht. Ich starrte vor mich hin und hörte nur die Wanduhr in ihrem ewig stetigen Rhythmus ticken. Tick tack. Tick tack. Tick tack.
Dann der Schlüssel im Schloss. Niklas war zu Hause. Endlich. Er schloss mich in seine Arme, hielt mich ganz stumm, ganz fest. Dort fühlte ich mich geborgen. Und trotzdem leer. Dann traf es mich, wie eine Wand, ein Lastwagen, der mich einfach überfuhr und es brach aus mir heraus. Ich weinte und schluchzte in Niklas Armen. Und er saß einfach nur da und hielt mich. Genau das brauchte ich jetzt. In meinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander. Ich hatte doch gerade erst begriffen, dass ich ein zweites Kind erwartete und jetzt sollte das alles bereits vorbei sein? Einfach so? Ich dachte an all die schönen Dinge, die wir uns vorgestellt hatten und die wir nun nicht mehr erleben könnten. Nunja. Schon, aber eben nicht mit diesem Kind. Nicht so.
Dann der Schlüssel im Schloss. Niklas war zu Hause. Endlich. Er schloss mich in seine Arme, hielt mich ganz stumm, ganz fest. Dort fühlte ich mich geborgen. Und trotzdem leer. Dann traf es mich, wie eine Wand, ein Lastwagen, der mich einfach überfuhr und es brach aus mir heraus. Ich weinte und schluchzte in Niklas Armen. Und er saß einfach nur da und hielt mich. Genau das brauchte ich jetzt. In meinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander. Ich hatte doch gerade erst begriffen, dass ich ein zweites Kind erwartete und jetzt sollte das alles bereits vorbei sein? Einfach so? Ich dachte an all die schönen Dinge, die wir uns vorgestellt hatten und die wir nun nicht mehr erleben könnten. Nunja. Schon, aber eben nicht mit diesem Kind. Nicht so.
Als ich schließlich endlich einschlief, zusammengekauert, die Wangen nass und völlig erschöpft, war mein letzter Gedanke Samuel, für den ich jetzt stark sein musste.
Die kommenden Tage packte ich mir möglichst voll, damit ich nicht ständig weinend zu hause sitzen konnte. Wie schon gesagt, die Welt dreht sich weiter und ich wollte vor allem für Samuel die Fassade aufrecht erhalten. Aber trotz allem verfiel ich in eine Art Depression. Ich schaffte es morgens kaum aus dem Bett, einzig Samuel motivierte mich, aufzustehen. Ich musste ja. Ich weinte viel. Meist kam die Tränenflut völlig unerwartet. Mal, weil ich das Gurkenglas nicht öffnen konnte, ein anderes mal, weil die Wäsche rumlag und wieder ein anderes mal, weil Samuel so süß lachte. Es war wirklich ätzend. Immer wieder ertappte ich mich auch dabei, wie ich ins Leere starrte. Schließlich kochte in mir eine Wut hoch. Ich war sauer. Warum wurde gerade uns dieses Glück verwehrt? Warum durften alle anderen glücklich sein? Warum durfte das Leben so ungerecht sein?
Ich weiß nicht warum, aber es wird besser. Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Ja vielleicht tut sie das. Aber vergessen werde ich trotzdem nicht. Ich habe mit Freunden und anderen Betroffenen gesprochen. Meiner Trauer einen Raum geschaffen, meine Gefühle nicht hinter einer Mauer verschlossen, sondern sie mitgeteilt. Das hat geholfen.
Zum Abschied habe ich einen Brief geschrieben und den Schnuller mit dem Test zurück in die kleine Geschenkbox gesteckt. Alles zusammen hat nun einen schönen Platz bekommen. Vielleicht mag das kitschig klingen, aber mir hat es geholfen. Es hat geholfen, meine Trauer zu bewältigen. Ich glaube, dass es völlig legitim ist, in einer solchen Situation zu trauern, auch wenn die Schwangerschaft noch sehr am Anfang war. Aber man baut direkt eine emotionale Bindung auf und schwelgt in Tagträumereien. Da ist die Nachricht eines Aborts schwer zu verstehen und zu akzeptieren.
Ich möchte mit meiner Geschichte kein Mitleid erhaschen oder mich profilieren. Aber ich wünsche mir, dass meine Gedanken wenigstens einer anderen Frau da draußen helfen, mit der selben Situation, wie ich sie hatte ein Stück weit besser fertig zu werden. Zu wissen, dass man nicht die einzige Frau ist, die sich so fühlt, tut gut. #ichhatteeinefehlgeburt
xoxo, Jasmin
Ja reden hilft. Sehr sogar. Hätte ich nicht mit meinem Mann oder der Familie und Freunden darüber reden können wäre ich daran kaputt gegangen. Die drei Jahre zwischen Monster 1 und 2 waren die schlimmsten meines Lebens ? hatte in der Zeit rund 20 Fehlgeburten und 2 Eileiterschwangerschaften wovon eine in einer Notoperation entfernt werden musste. Gott sei Dank immer recht früh in der 6/7ssw dadurch konnte ich es etwas besser annehmen
Das muss schrecklich sein, immer wieder das Gefühl, dass der Körper versagt. Mir fehlen wirklich die Worte für deinen Verlust. Alles alles Liebe!
Ein toller Beitrag. Es wird leider viel zu oft totgeschwiegen. Bei uns gehört es dazu. Ich hatte eine Fehlgeburt in der 19 Ssw. Unser kleiner gehört als Sternenkind zu unserer Familie. Die Diagnose war der Schock meines Lebens das sein Herz nicht mehr schlägt. Für mich ist erstmal eine Welt zusammen gebrochen. Ich habe auch erstmal meine Tage voll gepackt um nicht dran denken zu müssen. Dann habe ich meinen kleinen Still auf die Welt gebracht. Es war ein schlimmer Tag für mich und meinen Mann. Wir haben uns in Ruhe verabschiedet und haben Erinnerungsbilder. Das finden viele ganz schrecklich und verurteilen uns dafür. Aber für uns war es wichtig und ist es immer noch diese Erinnerungen an unser Sternchen zu haben. Auch Oma und Opa haben Abschied genommen. Im Krankenhaus haben wir auch viel Mitgefühl bekommen und uns wurde die Zwit gegeben die wir gebraucht haben. Wir gehen mit unserem Folgewunder immer am Geburtstag auf den Friedhof und lassen Luftballons in den Himmel steigen. Wir erinnern uns an ihn und sprechen auch über ihn. Er ist ja Teil unserer Familie, auch wenn er jetzt nicht mehr da ist. Ich finde es wichtig drüber zu reden auch wenn viele das nicht wollen oder können.
Daher Danke für deinen Beitrag.
Hallo B. Ich finde keine Worte für deinen Verlust. Ganz sicher ist es immer noch schwer für euch. Daher danke ich dir, dass du deine Geschichte hier mit uns teilst. Ja, du hast Recht, es wird leider noch viel zu sehr tabuisiert. Alles Liebe euch!
Liebe Jasmin, vielen Dank für deinen so wertvollen Beitrag!
Ich finde es super wichtig, dass offen über dieses Thema gesprochen wird, denn es passiert einfach sehr, sehr oft!
Mir ging es ähnlich. Ich hatte eine Missed Abortion.
Ich bin erst in der 10.SSW zum Gyn gegangen, da ich schon das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmt und es wurde mir bestätigt, dass das kleine Menschlein nicht mehr lebt. Eine Woche habe ich Abschied genommen, eine Ausschabung kam für mich nicht in Frage, da ich wusste, dass es auch von alleine geht und der Gyn mich darin bestätigt hat. Als ich beschlossen habe wieder ins Leben einzutauchen und nicht länger zu warten ging es los. Eine kleine Geburt mitten in der Nacht, mit anschließendem bewundern, verabschieden, einem Plätzchen unterm Baum im Garten und einem klitzekleinen Wochenbett zur Erholung.
Das war ein heilsames Erlebnis für mich und da ich vorher wusste wie oft das passiert, konnte ich es gut annehmen. Es hat mein Vertrauen in meinen Körper gestärkt, der das so wunderbar selber „geregelt“ hat. Die Hormone hatten genug Zeit sich wieder zu sortieren und es war für mich ganz rund und friedlich.
Der Tod und die Trauer gehören für mich zum Leben dazu und ich finde es wunderbar, dass du diese auch zulassen konntest.
Auch ich habe bei „Mein kleines Kind“ geweint, weil es micht tief berührt hat und ich den Film total wertvoll finde. Hätte ich deinen Blog schon früher gekannt, hätte ich dich auf jeden Fall auf dem Kölner GeburtsTag angequatscht! Beim nächsten Mal! Liebe Grüße aus der Nachbarschaft 🙂
Liebe Kerstin, vielen Dank für deine ehrliche und private Antwort. Wie du dich verabschiedet hast, klingt sehr schön. Toll, dass du aus einer so schlimmen Erfahrung eine für dich ganz besondere Zeremonie ableiten konntest und dir das geholfen hat. Liebe Grüße an dich!
Ich hatte zwei Fehlgeburten. Eine in der 11 Woche eine in der 12. Man konnte schon alles erkennen. Kleine Arme, Beinchen… Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich damit meinen 'Frieden ' finden konnte. Es passiert alles aus einem Grund. Auch wenn man das erst später erkennt. Bei der zweiten Fehlgeburt wurde eine Chromosomenanomalie festgestellt. Eine sogenannte Triploidie. Ich habe mich genauer damit beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, das es schon 'OK'war, das es das Schicksal so mit mir meinte.
Ich hatte zwei Fehlgeburten. Eine in der 11 Woche eine in der 12. Man konnte schon alles erkennen. Kleine Arme, Beinchen… Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich damit meinen 'Frieden ' finden konnte. Es passiert alles aus einem Grund. Auch wenn man das erst später erkennt. Bei der zweiten Fehlgeburt wurde eine Chromosomenanomalie festgestellt. Eine sogenannte Triploidie. Ich habe mich genauer damit beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen, das es schon 'OK'war, das es das Schicksal so mit mir meinte.
Es fällt einfach so schwer es zu akzeptieren, auch wenn man weiß, dass es die Natur eben extra so eingerichtet hat. Alles Liebe für dich!