Der Start der Fremdbetreuung ist ein großer Meilenstein für Eltern und Kind. Oft sind es die Eltern, die sich vorher große Gedanken machen. Ist unser Kind bereit? Wird es sich in der Krippe / Kita / bei der Tagesmutter wohl fühlen? Wie wird die Eingewöhnung laufen? Wird es gern hin gehen?

Ich denke, dass es völlig normal ist, dass wir uns immer wieder diese Fragen stellen und auch, dass es völlig normal ist, dass wir Zweifel haben. Manchmal geht es auch gar nicht anders und der Job verlangt, dass wir unsere Arbeit wieder aufnehmen. Dann kann man nur das Beste aus der Situation machen. 

Lena hat bei Instagram unter ihrem Namen Mama.Mausmann von ihrer Eingewöhnung mit ihrem Sohn erzählt und ich habe sie gefragt, ob sie ihre Geschichte hier nicht teilen möchte. Erfahrungsberichte helfen mir persönlich immer sehr gut weiter, auch wenn letztlich jedes Kind anders ist. Deshalb finde ich sie auch so wertvoll und sammle sie hier gern zum Nachlesen.

Bevor Bela geboren wurde, war für mich klar: mit einem Jahr geht er in den Kindergarten. Das wird von vielen als so normal vorgegeben, dass es mir auch so erschien. 
Hintergrundinfo: Ich bin erst mit 4,5 Jahren in den Kindergarten gegangen, meine Eltern waren also anders als die meisten Eltern in unserem Umfeld heutzutage.

Mit Belas Geburt änderten sich viele Einstellungen und so hatte ich die Elternzeit schon auf 2 Jahre beantragt mit der Option nach 1,5 Jahren wieder Teilzeit einzusteigen.

Wir meldeten uns in der örtlichen Kita an.
Vorab, Bela war so 14 Monate alt, wurden in einem Termin Einzelheiten besprochen. Das Gespräch lief super, Bela war schon auf dem Arm seiner angedachten Bezugsperson und trotz frühem Aufstehen machte er den Termin gut mit.

Wir hatten besprochen:
– Berliner Eingewöhnungsmodell
– Wissenswertes über die Kita
– Betreuungszeiten 
– Was tun im Krankheitsfall
– Fotoveröffentlichungen
– Belas gesundheitliche Verfassung und Impfstatus
– Belas Entwicklungsstand
– Was Bela isst und wie
– Wie Bela schläft und wann

Was ich nicht groß angesprochen hatte, war das Stillen. Da es ein Punkt war, über den ich nicht zu diskutieren gedachte, war das nicht nötig.

Im April 2018 ging es dann los, Bela war 15 Monate alt. An 3 Tagen waren wir jeweils 45-60 Minuten gemeinsam da. Dann hatte die Kita einen Tag zu und anschließend sollte ich an einem Tag 10 Minuten raus gehen (würde ich so nicht wieder machen). Ich hörte mein Kind weinen, lief im Flur unentschlossen und nervös auf und ab. Eine Bindung wurde nicht wirklich angestrebt, ich saß mit im Raum, sollte mich nicht groß einmischen, aber die Erzieherinnen waren auch alle meist anderweitig beschäftigt.

Fazit nach 5 Tagen Eingewöhnung: Wir entschieden, Bela noch zu Hause zu lassen. Wir waren und sind der Meinung, es war zu früh und er und ich konnten noch länger die „Zweisamkeit“ genießen.

Ich sage mit Absicht nicht „Kitastart gescheitert“, denn wir sehen es als bedürfnisorientierte Entscheidung. 

Wieso?
Weil ich gemerkt hatte, dass Bela noch nicht bereit war, sechs bis sieben Stunden von Mama und Papa getrennt zu sein. Er sprach zudem noch kaum und lief auch noch nicht.
Wie?
Wir bekamen Unterstützung unserer Familie (wofür ich unsagbar dankbar bin) und meine Elternzeit hatte ich ja, wie oben beschrieben, von vornherein bis Januar 2019 eingereicht. 
Wann?
Wir hatten die Abmeldung abgegeben und direkt wieder für Oktober 2018 angemeldet, so dass wir bis Januar langsam eingewöhnen könnten. 

Wir hatten fast ausschließlich positive Reaktionen bekommen, sei es von der Kindergartenleitung (wenn es mit der Betreuung zu Hause geht, ist es das Beste für Kinder), von Familie, Freunden oder Bekannten.

Negative Kommentare (und mein Kommentar dazu): 
❌Bela braucht soziale Kontakte
✔️Die bekommt er auch ohne Kita durch Eltern-Kind-Gruppe, Freunde, Familie, Dorfleben
❌Bela möchte doch in die Kita, du verwehrst ihm das
✔️Bela möchte Abwechslung und Kontakte, ja, aber keine sechs bid sieben Stunden ohne Eltern
❌Du brauchst doch auch mal Zeit für dich und die Abwechslung auf der Arbeit
✔️Jein, Abwechslung auf der Arbeit brauche ich, aber nun ging Bela noch vor. Zeit für mich bekam ich auch wenn er Zuhause blieb (beim Mittagsschlaf zum Beispiel oder wenn der Herzmann zu Hause war oder abends allgemein, wenn er schlief). Unsere Pläne hatten sich dadurch definitiv geändert, wir wussten, wir würden sparen müssen. Aber was ist Geld schon wert gegen das Glück der Familie?

Ich habe direkt nachdem wir die Entscheidung getroffen hatten, gemerkt, wie leicht ich wurde und wie richtig diese Entscheidung für uns war. 

Es ist klar, dass nicht jeder so handeln kann oder auch will und dass es für manche Kinder wiederum schon mit einem Jahr gar kein Problem ist, stundenlang von den Eltern getrennt zu sein. Wir sind froh, dass wir auf unser Kind hören konnten. 

Lasst uns vorspulen… 
Aus Oktober 2018 wurde Januar 2019 und aus Kita wurde Tagesmutter. Die Tagesmutter stand ganz zu Anfang schon einmal auf dem Plan, hatte dann aber leider keinen Platz in 2018 frei.

Sieben Monate ist es jetzt her, dass wir anfingen uns zu lösen. Wir, das sind Mama und Papa. Eine Trennung nicht von Bela gesteuert, sondern von uns Erwachsenen sanft eingeleitet.

Denn: Ich musste nach 2 Jahren Elternzeit nun wieder arbeiten gehen. Und nachdem wir im Mai 2018 die vorschnelle Eingewöhnung im Kindergarten gestoppt hatten, haben wir uns der Betreuung durch unsere Tagesmutter ganz langsam angenähert. Wir waren mal zu Besuch, hatten schon per WhatsApp Kontakt aufgebaut und wir haben uns absolut Willkommen gefühlt.

Also ging es einen Tag nach Belas zweitem Geburtstag los:

Wir frühstückten zu Hause, stiegen ins Auto und waren gegen neun Uhr bei unserer Tagesmutter. Er war direkt neugierig, stromerte durch die Räume und kam immer wieder zu mir zurück.

Ich selbst unterhielt mich anfangs mit der Tagesmutter, lachte mit den anderen vier Kindern, war Teil der Gruppe. Mir war wichtig, dass Bela merkt: Hier fühle ich mich wohl, hier bist auch du sicher.

Wir blieben fast zwei Stunden, dann wollte der Mausmann nach Hause und Schuhe anziehen.

Tag 2 begann wie Tag 1 und diesmal blieben wir sogar schon länger. Ich zog mich zurück. Ein bequemer Sessel in einer Ecke war mein Platz und Bela konnte jeder Zeit zu mir. Wenn er mir etwas zeigen wollte, fragte ich zunächst, ob die Tagesmutter mit ihm gehen solle. Erst wenn das nicht okay für ihn war, stand ich auf und kam mit.

Tag 3 und 4 gab es dann sogar schon gemeinsam Mittagessen. Er lief in den Räumen umher, man merkte, er fühlte sich super wohl, er war aufgeschlossen der Tagesmutter gegenüber.

Freitags haben wir beide immer frei und da die erste Woche so gut lief, haben wir auch in der ersten Eingewöhnungswoche direkt freitags frei gemacht.

Die erste Trennung war für die nächste Woche geplant, Dienstag frühestens… Aber als wir Montagmorgen am Tisch saßen zu Hause, er super gelaunt, ich positiv gestimmt, erklärte ich ihm, dass ich heute mal kurz zum Arzt müsse. Er wollte mit. Ich bot ihm an, dass er so lange doch lieber bei der Tagesmutter spielen könne. Wir besprachen das nochmal beim Anziehen, im Auto und bei der Tagesmutter vor der Türe. Dann gingen wir hoch und nach 30 Minuten sagte ich ihm, dass ich nun kurz mal zum Arztgehe… Aus kurz wurden 2 Stunden ohne Tränen ohne Meckern mit Mittagessen, weil die Tagesmutter mir schrieb, es liefe sehr gut.

Am nächsten Tag blieb er von neun bis halb zwölf und ich kam zum Mittagessen dazu, die restliche 2. Woche, also Mittwoch und Donnerstag kam er dann schon zum Frühstück und ich holte ihn nach dem Mittagessen.

Am Montag von Woche 3 schlief er dann auch schon dort, zunächst im Kinderbett aber das wurde schnell von der großen Matratze im Wohnzimmer abgelöst. Für ihn besser, für die Tagesmutter völlig okay und mir schlichtweg egal, Hauptsache er schläft gut. 

So war er nach 2,5 Wochen eingewöhnt. Niemand (mich eingeschlossen) hätte das gedacht und umso begeisterter war ich. 

Fazit: wir würden immer wieder genau so handeln und nicht vor 1,5-2 eine Eingewöhnung starten. Unsere Tagesmutter hat es unglaublich einfühlsam, bedürfnisorientiert und individuell gehandhabt.

PS: Stillen war nie ein Problem. Wir stillen seit 2,5 Jahren, die Tagesmutter hat ihn zunächst gekuschelt, jetzt legt er sich meist nach dem wickeln hin und bis sie bei ihm ist, nachdem alle anderen gewickelt sind, schläft er oft schon.

Ich hoffe, dass euch Lenas und Belas Geschichte Mut machen kann, dass ihr genau auf eure Kinder hört und, sollte das möglich sein, vielleicht auch einen Schritt zurück wagt. Das ist kein Versagen und nichts Schlechtes, sondern einfach nur eine Möglichkeit, die ihr mit bestem Gewissen in Erwägung ziehen dürft. 

Alles Liebe,

Jasmin