Schlaftraining oder Co-Sleeping (Familienbett) – wie schlafen unsere Kinder und wir Eltern am besten? Nirgends wird das Thema Schlafen häufiger und so kontrovers diskutiert, wie unter Eltern, Kinderärzten und Hebammen. Wir als Eltern haben bereits über vier Jahre Erfahrung mit zwei Kindern gemacht. Zwei Kindern, die teilweise so schlecht schliefen, dass Schlaf für uns ein Fremdwort war. Unser Baby schlief nicht durch, wachte ständig auf und wir waren dauermüde. Vielleicht geht es dir gerade ähnlich. Aber ich versichere dir, dass es besser wird. Vielleicht mit einem unserer Tipps. Vielleicht irgendwann. Aber dein Kind wird irgendwann schlafen. Ganz sicher.

Ich möchte hier aber ganz klar Abstand von klassischen Schlaflernprogrammen nehmen, bei denen dem Baby oder Kleinkind antrainiert wird, durchzuschlafen, indem man es weinend im Zimmer lässt. Das Baby weint dann nicht, weil es uns ärgern will, sondern weil es Angst hat. Diese Methoden wecken einen Urinstinkt im Kind – den Willen zu überleben. In der Steinzeit haben Babies und Kinder, die zum Schlafen allein gelassen wurden (weil zum Beispiel den Eltern etwas zugestoßen war) durch Schreie auf sich aufmerksam gemacht, damit andere Menschen sie finden konnten, bevor wilde Tiere dies taten. Natürlich gibt es heute keine wilden Tiere mehr im Schlafzimmmer, aber dieser Urinstinkt ist immer noch da.

Was können wir Eltern also stattdessen tun, damit wir endlich mehr schlafen?Wichtig ist, dass wir das Schlafverhalten unseres Kindes annehmen. Das schafft viel Frieden in uns. Wenn wir das nicht tun, macht es uns nur wahnsinnig. Wir sind sowieso dauermüde, also bitte nicht auch noch verrückt machen.

Mein Baby lässt sich nicht ablegen.

Es ist völlig (!) normal, wenn sich dein Baby nicht ablegen lässt. Es war 10 Monate in Mamas Bauch und ist Nähe und Enge gewohnt. Die sanften Geräusche, wie deinen Herzschlag. Den hört es, wenn es eng an dich gekuschelt ist und ist dann beruhigt, entspannt. Dein Baby muss sich erst an die neue Umgebung gewöhnen und auch an die Tatsache, dass da Raum zwischen euch ist. Es ist also völlig normal, wenn Babies Nähe suchen.

Mein Tipp: Tagsüber kannst du dein Baby in einem Tuch oder einer Tragehilfe eng am Körper tragen, dann hast du die Hände frei. Uns hat es auch sehr geholfen, unser Baby zu pucken (Frage deine Hebamme, wie das geht.) und in eine Federwiege zu legen, die sanft auf und ab wippt. Nachts haben wir zusätzlich zum Pucken den Raum um das Baby begrenzt. Also ein Stillkissen oder ein eng gerolltes Handtuch herumgelegt, so dass es wie in einem engen Nestchen lag.
Wenn dein Baby das mag, kannst du gern auch White Noise oder Womb Sounds abspielen, also Geräusche, die das Baby im Mutterleib hört. Dazu finden sich viele Tracks zum Beispiel auf YouTube und es gibt auch Apps die beruhigende Klänge abspielen.

Mein Baby will nicht allein schlafen.

Auch das ist normal. Und ganz ehrlich? Ich bin 30 und schlafe auch nicht gern allein. Das ist evolutionsbedingt, denn ganz früher schützen sich die Menschen nachts vor wilden Tieren und anderen Angreifern.

Mein Tipp: Ich persönlich liebe das Familienbett. Das heißt, wir schlafen alle gemeinsam in einem Bett (2.70 Meter) – Artikel dazu findest du hier auf dem Blog, zum Beispiel diesen hier. Wenn das für dich nichts ist, stelle vielleicht das Babybett in euer Schlafzimmer. Oder lass das Baby im Beistellbett schlafen, so liegt es näher bei euch Eltern. Übrigens hat es viele Vorteile, wenn das Baby im selben Raum schläft. Mehr dazu kannst du in meinem Beitrag zum Familienbett lesen.

Mein Baby schläft nicht durch.

Babies und Kleinkinder müssen nicht (!) durchschlafen. Mehrfaches nächtliches Erwachen ist in den ersten Lebensjahren (ja, Mehrzahl) normal und erst mal kein Grund zur Sorge. Anstrengend ist es allemal. Es ist jedoch völlig falsch, von Babys oder Kleinkindern zu erwarten, dass sie alleine im eigenen Bett ein- und durchschlafen und auch Schulkinder können nachts noch aufwachen. 
Dieses Aufwachen ist anfangs dem Hunger geschuldet – vor allem Stillkinder neigen dazu, öfter aufzuwachen, weil sie die Milch riechen –  und später dann evolutionsbedingtes Bindungsverhalten. (Wahnsinn, wie viel eigentlich in unserem Urmenschen verankert ist, oder?) Früher waren auch Babies nachts Gefahren ausgesetzt. Sie haben also als logische Konsequenz ihren Schlaf mehrfach unterbrochen, um sich rückzuversichern, dass Mama noch da ist und sie beschützt. Aber keine Sorge, das heißt nicht, dass dein Kind keine Bindung zu dir hat, sollte es nachts nicht aufwachen.

Mein Tipp: Bei Babies: Situation annehmen. Für eine ruhige Schlafatmosphäre sorgen. Bei Stillkindern kann es helfen, wenn nicht Mama, sondern Papa neben dem Kind liegen, denn es kann die Muttermilch riechen. (Solltest du das Gefühl haben, dass dein Baby nicht statt wird, dann kontaktiere eine Stillberaterin, in den meisten Fällen ist das nicht der Fall und sie kann dich da meist besser beraten als eine Hebamme). Außerdem kannst du sicher gehen, dass das Kleinkind gesättigt ins Bett geht und dass der Raum nicht zu warm ist. Die Zimmertemperatur sollte zum Schlafen bei 16-18 Grad Celsius liegen, auch bei Babies. Ein Signal geben, dass du da bist, wenn dein Kind erwacht. Also Hand auf den Bauch legen, den Kopf streicheln usw. Irgendwann wird dein Kind genug Vertrauen haben und weniger aufwachen.

Mein Kind schläft nie länger als *ergänze hier kurze Zeitspanne*

Oh ja! Kenne ich. Und es nervt. Unser Mio schlief anfangs 10 Minuten, dann war er wach. 3 Minuten. Wach. 7 Minuten. Wach. Und ich bin fast verrückt geworden. Es ist enorm anstrengend, nicht nur, weil man zu nichts mehr kommt, sondern auch, weil man sich Sorgen macht.

Mein Tipp: Setze deinem Kind ein dünnes Baumwollmützchen auf. Kinder, vor allem sehr kleine, regulieren ihre Körpertemperatur über den Kopf. Manche bekommen das gut hin, manche nicht so. Da ist der Körper ständig mit dem Ausgleichen beschäftigt. Das dünne Baumwollmützchen hilft bei der Regulation und der Körper kann sich, einfach gesagt, auf den Schlaf konzentrieren. Versuch es! Bei uns hat es mir Tage und Nächte gerettet.

Mein Kind schläft schlecht ein

Ein Thema, das so viele Eltern beschäftigt. Wie viele von uns liegen Abend für Abend für eine halbe Ewigkeit bei der Einschlafbegleitung? Schlafen irgendwann selbst mit ein? Es ist zum Mäuse melken. Trotz Abendritual will das Kind einfach nicht einschlafen und turnt durchs Bett. Auch wir hatten dieses Thema – haben es immer noch manchmal. Aber es ist sehr viel besser geworden.

Mein Tipp: Individuell entscheiden. Wir haben festgestellt: manchmal ist das Kind einfach noch nicht müde. Manchmal ist nur der Kopf müde, aber der Körper nicht. Oder umgekehrt. Wir schauen dann fern, oder lesen Bücher. Die Kinder dürfen spielen. Einfach bei uns sein. Es nervt, aber es nervt weniger als zwei Stunden im Dunkeln zu sitzen und zu hoffen, dass das Kind endlich schläft. Wir fragen dann immer wieder nach, aktiv, ob wir denn jetzt schlafen sollen. Und irgendwann kommt dann ein ja.

Und vielleicht werden das irgendwann die schönsten Momente für unsere Jungs sein: wenn sie statt zu schlafen bei uns Eltern kuscheln dürfen und wach bleiben können. Uns ist wichtig, dass beim Schlafen nichts mit Druck geschieht. Denn das ist eh so ein sensibles Thema. Die Kinder sollen da mit Freude ran gehen. Nicht aus Angst endlich schlafen. 

Manchmal helfen auch so genannte Therapiedecken für ein besseres Ein- und Durchschlafen. Diese sind mit Gewichten beschwert und helfen dem Körper, besser zur Ruhe zu kommen. Vielleicht ist das für dich oder dein Kind sinnvoll?

Hast du vielleicht noch einen Tipp? Schreibe ihn gern in die Kommentare, um anderen Eltern zu helfen.

Alles Liebe, 

Jasmin