Neulich, da stand ich mit Samuel vor einem Spielwarengeschäft, neben mir eine Mittdreißigerin, ebenfalls mit Kind. Wir kamen ins Gespräch, Smalltalk eben. Was machst du? Aha. Was arbeitest du? Ah. Wie alt bist du? Oh. Das ist jung. Dein erstes Kind? Ja. Wollt ihr weitere? Ja. Eigentlich war das Gespräch ganz nett – soweit man Smalltalk als nett bezeichnen kann. Aber dann tätigte die Andere eine Aussage, die mir bis heute nicht aus dem Kopf gehen will. Mir immer wieder sauer aufstößt.

„Also wir wollen höchstens zwei Kinder. Alles andere ist doch unverantwortlich. Schließlich hat man nur begrenzt Zeit und teilt diese durch die Anzahl der Kinder. Da bleibt doch sonst eins auf der Strecke.“

Hä?! Ich schluckte. Puh. Dann ignorierte diese Aussage – irgendwie war ich viel zu fassungslos, um etwas zu entgegnen und schob mich dann schnell an ihr vorbei ins Geschäft. Damit war das Thema an dieser Stelle beendet, nicht aber der bittere Beigeschmack dieser Aussage.

Ich meine, klar. Ein Tag hat 24 Stunden und Kinder brauchen stets unsere volle Aufmerksamkeit. Aber die länge der Zeit, die man mit ihnen verbringt hat doch niemals etwas mit der Qualität zu tun. Man kann 15 Minuten ganz intensiv ein Buch zusammen mit dem Kind ansehen oder 3 Stunden mit dem Smartphone auf der Bank sitzend dem Kind beim Spielen im Sandkasten zusehen – welche der beiden Aktivitäten macht es wohl glücklicher? Zeit mit Mama und Papa zu verbringen heißt doch nicht, dass man sie nicht mit den Geschwistern teilen würde. Zeit mit den Kindern verbringen bedeutet doch, auf Bedürfnisse einzugehen.

Abgesehen davon, teilt man doch seine Zeit nicht auf die Kinder auf, oder? Mal beschäftigt man sich intensiver mit dem einen Kind, mal mit dem anderen. Ich denke, es gleicht sich immer einigermaßen aus, gerade weil der Nachwuchs ja nicht gleich alt ist.  Beispielsweise können ältere Kinder super in Spiele mit den Kleinen integriert werden. Sie können Mama beim Wickeln helfen und damit die Rolle des fürsorglichen großen Bruders oder der liebevollen großen Schwester einnehmen – und sind dabei voller Stolz. Hier beschäftigt man sich doch mit mehreren (im besten Fall allen) Kindern gleichzeitig!

Vielleicht meinte die andere Mama auch, dass mehrere Kinder so Zeit intensiv sind, dass man selbst dann auch auf der Strecke bleibt? Darüber habe ich lange nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass das für mich ebenfalls nicht zutrifft. Man setzt seine Prioritäten vielleicht anders, man stellt sich selbst öfter zurück. Man schläft wahrscheinlich weniger als sonst und die Nägel sind bestimmt auch nicht immer 1A gemacht. Aber ist das nicht völlig egal? Ist nicht die wahre Erfüllung eine glückliche Familie um sich zu haben, Kinderlachen in den Ohren und warme Küsse auf den Wangen und den Armen? Ist nicht das dieser Moment, für den es sich lohnt Kinder zu haben? Und geht es nicht darum, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, statt sich aufzuteilen? Das ist für mich Familie. Das ist für mich Glück, ob mit einem oder fünf, oder sieben Kindern.