Ein neues Jahr hat begonnen. Verrückt, wie schnell die Zeit fliegt, vor allem, wenn man Eltern ist. Lasst uns daher für einen kurzen Moment inne halten und ein wenig über das vergangene Jahr, unsere Reise bis hier hin nachdenken. Ich stille Mio nun seit gut 18 Monaten, also über 1,5 Jahre und bislang ist kein Ende in Sicht. Mal ist es Kräfte zehrend, mal ist es ganz easy, mal schön, man nicht so. Aber viel zu selten nehme ich mir bewusst Zeit, unsere Stillbeziehung zu reflektieren. Deshalb möchte ich dich heute einladen, mit mir gemeinsam eine kleine Reise in die Vergangenheit anzutreten. Denk dabei einfach an deine ganz persönliche Stillgeschichte.

Halte dazu inne, nimm dir ganz bewusst diesen Moment, um Pause zu machen und an die letzten Monate des Stillens mit deinem Baby zurückzudenken. Wie war die (bisherige) Stillzeit insgesamt? War sie ermüdend? Erfüllung? Schwer? Lohnend? Vielleicht war sie sogar das alles. Wunderschön und gleichzeitig das Aufopferungsvollste, das du je getan hast. Körperlich anstrengend. Wenn du also müde bist, dich ausgelaugt und vielleicht sogar manchmal etwas genervt fühst, dann ist das völlig okay. Schließlich ist stillen nicht einfach nur eine Sache, die man so nebenbei tut. Der Körper arbeitet dafür, hart sogar. 24/7- Klopf dir also ruhig mal auf die Schulter. Und wenn du dir wünschst, dass es in diesem Jahr mit dem Stillen etwas leichter werden soll, dann möchte ich dir gern ein paar Gedanken mit auf den Weg geben. Gedanken, die deine Stillreise 2019 positiv beeinflussen. 

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Ursachen erkennen.

Wenn du nach etwas suchst, um deine Gernervtheit in Punkto stillen loszuwerden, kann es helfen, den Dingen die dich nerven auf den Grund zu gehen. Ist es nur das nächtliche Stillen? Isst dein Baby nicht gut am Tisch mit und das stört dich? Nimm dir die Zeit, dich hinzusetzen und über eure Routinen nachzudenken. Wie fühlst du dich damit? Warum denkst du, fühlst du dich so? Gibt es bestimmte Faktoren, die dazu beigetragen haben, warum du dich so fühlst? Wenn du dich müde fühlst, liegt es vielleicht daran, dass du Schwierigkeiten hast, in einen für euch guten Still-Rhythmus zu kommen, vielleicht weil dein Baby abgelenkt ist und dann nicht ausreichend bei einer Mahlzeit trinkt? Ist es dein Mangel an Unterstützung? Mangel an Milch? WIE kannst du etwas dagegen tun?
Versuch, mit deinem Partner, vielleicht auch deinen Eltern, Schwiegereltern oder Freunden zu sprechen und gesteh‘ dir ein, dass du einfach müde (hier ist Platz für andere Attribute) bist! Lass dir Helfen, wenn Hilfe angeboten wird – manchmal ist mehr Schlaf schon der erste Schritt in die richtige Richtung und jemand kann für zwei Stunden auf dein Baby aufpassen, während du dich aufs Ohr haust. Vielleicht brauchst du Nahrungsmittel, die dir helfen können, mehr Milch zu produzieren, denn zu wenig Milch ohne Gründe dafür gibt es eigentlich nicht. Meist ist Stress oder die falsche Ernährung die Ursache. Nicht alles wird sofort DEN Wandel in deinem Befinden mit sich bringen, aber das Reflektieren und die Änderung einer kleinen Maßnahme, das Ändern der Art und Weise, bestimmte Dinge anzugehen, kann sehr viel bewirken. Aber vei all den Gedanken, die du dir machst, lass dir gesagt sein: es ist okay, sich mal müde und gestresst zu fühlen. Denn auch wenn du dich vielleicht etwas abgenutzt fühlst, macht dich die Tatsache, dass jeden Tag für dein(e) Kind(er) da bist, zu einer erstaunlichen, widerstandsfähigen, liebevollen Mutter – einer Alltagsheldin!

Erinnere dich daran, warum du stillst.

Es geht schnell, dass man vor lauter stillen zu gar nichts anderem mehr kommt. Stillmahlzeiten (wie viele davon kann es am Tag eigentlich geben???), vielleicht abpumpen, sicherstellen, dass du genug Milch für dein Kind hast… Manchmal gewöhnt man sich so sehr an diesen Trott, dass man vergisst, warum man das eigentlich tut. Ja, manchmal kann stillen nämlich wirklich stressig sein, nämlich dann, wenn das Kind 24/7 gefühlt nur an der Brust hängt, zum Einschlafen, Essen, Kuscheln. Dabei kann es doch eigentlich so schön sein. Darum stelle dir die Frage: warum stillst du? Ist es, weil du weißt, dass es das Beste für dein Baby ist? Ist es, weil du dir und deinem Kind diese besondere Bindung nicht nehmen willst? Ganz egal, was der Grund dafür ist, erinnere dich an die Gedanken, die du damals hattest, als du dir vorgenommen hast, zu stillen. Und dann sei stolz, dass du nie aufgegeben hast, auch in sehr stressigen Zeiten. Denke an die schönen Momente, an die Wärme die ihr euch geht, auch dir eine schöne Umgebung, in der du das Stillen wieder genießen kannst. 

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Setz‘ dir keine fixen Ziele

Stillen ist umso einfacher, je mehr Routine man entwickelt. Zu Beginn hast du vielleicht Schmerzen, oder dein Baby bekommt Zähne und beißt. Meins verwechselt meine Brust oft mit einem Radio und zwirbelt dann die Brustwarze zwischen den Fingern auf der Suche nach dem richtigen Sender. AUTSCH. Aller Anfang ist schwer, aber es wird besser – zeitenweise. Und dann halt wieder anstrengender. Und dann wieder schön. Wichtig ist, dass du dich generell mit deiner Stillbeziehung wohl fühlst. Lass die Dinge auf dich zukommen. Wenn du dir vorgenommen hast, zwei Jahre zu stillen, dann halte nicht wie besessen an diesem Vorsatzfest. Denn beim Stillen geht es um Beziehung. Die Beziehung zwischen dir und deinem Baby – ihr beide müsst euch wohl fühlen, um eine gute Beziehung zu führen. Es ist also zwar sehr einfach, zu sagen, dass du für ein weiteres Jahr stillen möchtest, aber ob es klappt, weiß niemand. Es ist also viel mehr sinnvoll, darauf zu schauen, was du und dein Baby brauchen. Ich weiß noch, wie ich bei meinem ersten Kind Angst vor der Beikosteinführung hatte, weil ich Sorge hatte, dass es sich direkt abstillen könnte. Das hat unserer Beziehung damals, glaube ich, nicht so gut getan. Heute weiß ich es besser, denn der Große hat danach noch fast ein Jahr weiter gestillt. Weniger zwar, aber es war trotzdem noch schön. Setz dich also nicht unnötig unter Druck.

Wenn du allerdings merkst, dass du weiter stillen möchtest und ihr beide es braucht, es aber Probleme gibt – mit der Milchbildung, die Brust wird verweigert oder ähnliches – dann kontaktiere eine Stillberaterin und sie wird dich in deinem Wunsch unterstützen. Stillberaterinnen sind nicht mit einer Hebamme oder einem Arzt zu verwechseln. Sie haben eine besondere Ausbildung genossen und kennen viele Tipps und Tricks, damit du zu deinem Baby eine gute Stillbeziehung aufbauen kannst. Kontakte findest du online. Übrigens vertraue dir selbst, was das Alter deines Stillkindes angeht. Ich weiß, dass es in unserer Gesellschaft fast schon verpöhnt ist, länger als ein Jahr zu stillen. Tatsächlich liegt das natürliche Abstillalter allerdings zwischen zwei und sieben Jahren und die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt sechs Monate voll zu stillen und darüber hinaus bis zum zweiten Lebensjahr oder so lange, wie sich Mutter und Kind damit wohl fühlen.

Beobachte deine Ernährung

Manchmal sind es die kleinen Dinge, wie die Ernährung oder das Trinkverhalten, die dazu beitragen können, dass du dich körperlich besser und fitter fühlst und die Milchbildung angeregt wird. Sicher, wir könnten alle ein bisschen Disziplin gebrauchen, ein bisschen weniger Schweinehund, wenn es um gesunde, regelmäßige Ernährung geht – als Mama kommt man oft nicht ordentlich zum Essen. Daher setz dir kleine Ziele, bereite vielleicht Snacks für den kommenden Tag am Vorabend vor. Nüsse und Stillkugeln sind dafür übrigens gute Energiebomben. Wasserflaschen kannst du an wichtigen Stellen in der Wohnung aufstellen, damit du daran erinnert wirst, ausreichend zu trinken. Versuch‘, dich in Punkto Ernährung einfach mal zu beobachten. Gibt es irgendetwas, bei dem du dich nicht so gut fühlst? Was ist mit deiner Wasseraufnahme? Wie viele Gläser Wasser trinkst du täglich? Essen und Trinken ist für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unerlässlich (insbesondere für stillende Mütter)!

Finde eine Möglichkeit, sportlich aktiv zu werden.

Pünktlich zum neuen Jahr ist Fitness eine weitere übliche Neujahrschallenge. Es geht nicht darum, abzunehmen oder Muskeln aufzubauen, sondern darum, fit und gesund zu bleiben. Ja, das hat nicht direkt etwas mit dem Stillen zu tun, aber dein Wohlbefinden ist auch für deine Stillroutine wichtig. Du musst dich fit fühlen, damit dein Körper die nötige Energie findet, gute Muttermilch zu produzieren. Finde also eine Trainingszeit, die für dich funktioniert und bewege dich ein bisschen, Yoga, Pilates oder flottes Kinderwagenschieben, du wirst sehen, das wird zu deinem Wohlbefinden beitragen. Ich habe nun mit etwas Yoga angefangen, das geht gut von zu Hause aus. Und so ganz nebenbei: Sport schüttet Endorphine aus, die definitiv dazu beitragen, dass du dich besser fühlst.

Verbringe Zeit mit anderen Still-Mamis.

Wenn du dich mit anderen Menschen umgibst, die dasselbe durchmachen und erleben, kann dir das helfen, dich nicht so allein mit deinen Problemen zu fühlen. Mir half es immer, mich in besonders anstrengenden Stillphasen auszutauschen und zu hören „Oh ja! Mir geht es auch so!“ Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es ist wichtig, dass du jemanden hast, der die selben Schmerzen hatte und der versteht, wie du dich gerade fühlst. Jemanden der versteht, dass es nicht anders geht und du gern weiter stillen möchtest, auch wenn es anstrengend ist. Lass dir nicht einreden, dass Abstillen die Lösung für mehr Schlaf, Freizeit oder was auch immer ist. Emotionale und mentale Unterstützung ist gefragt!

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Ablenken.

Hattest du einen langen Tag? Bist du gestresst? Verärgert, dass etwas nicht stimmt? Gönn dir eine Pause und schieb‘ all die negativen Emotionen einfach mal bei Seite. Spiel etwas schönes mit deinem Kind, lenk dich ab. Nicht mit stillen, sondern macht etwas anderem, das ihr gemeinsam macht. Vielleicht Obst schneiden, lesen, singen oder ihr tanzt gemeinsam den ganzen Still-Stress heraus. Du wirst merken, wie deine Sorgen und Frustration sich etwas verflüchtigen und dass du wieder durchatmen kannst. Das ist die Magie von Babys – sie wissen vielleicht nicht, wie sie sagen sollen, aber irgendwie bringen sie dich trotzdem immer zum Lächeln.

Sprich mit deinem Partner.

Manchmal musst du nur den Frust ablassen, um dich besser zu fühlen. Und wer eignet sich da besser, als die starke Schulter deines Partners? Es muss ja auch nicht die ganze Zeit um deine Stillprobleme gehen (den Mann möchte ich sehen, der das voll und ganz nachvollziehen kann), aber du kannst ihm offen sagen, was dich belastet.

Nimm dir etwas Auszeit.

Wahrscheinlich hörst du das ständig, aber weißt nicht wie du das anstellen sollst? Mir geht es auch so. Mini stillt in den Schlaf, es wird spät und dann, wenn ich Zeit für mich haben könnte, bin ich selbst so KO, dass ich nur noch schlafen will. Aber Auszeiten sind wichtig. Sonst macht unser Körper irgendwann schlapp. Erst leidet die Milchproduktion (bei Stress) und dann haben wir andere Symptome. Es gibt Tage, an denen du vielleicht nur eine kurze Pause brauchst, kurz vor die (Zimmer)tür und durchatmen. Aber auch, wenn du eine längere Pause brauchst, musst du dich nicht schuldig fühlen. Ich sage ganz gern, dass ich mal einfach eine Woche ohne Kinder in den Urlaub wollen würde – oder einfach eine Woche nur schlafen. Alles ist legitim. Dann denk doch vielleicht über einen Friseurbesuch nach, oder einen Wellnesstag mit deiner Freundin, einen Kinobesuch, einem leckeren Essen – oder einem Netflixdate mit dir selbst auf der Couch. Hauptsache mal etwas Ruhe. Du wirst sehen, danach bist du frisch und energiegeladen und bereit, den nächsten Tag fröhlich mit einem breiten Lächeln und der Kraft und Inspiration zu beginnen, die die du brauchst, um wieder gern zu stillen.

Alles Liebe,

Jasmin