Jasmin, wie finanziert ihr eigentlich das Studium? Und wenn dann bald zwei Kinder da sind, wie soll denn das klappen? Vor allem bei Instagram werde ich das immer wieder gefragt. Zunächst musste ich feststellen, dass das Thema Finanzen bei Studimamas völlig unterschiedliche Dimensionen annimmt. Während die einen von den eigenen Eltern unterstützt werden, Wohnung und Auto finanziert bekommen, nicht arbeiten müssen und Geldprobleme kein Thema sind, leben andere Studierende mit Kind jeden Monat am Limit. Jeder Cent muss zwei mal umgedreht werden und jedes Fördergeld wird in Anspruch genommen (zu Recht!), weil man ohne einfach nicht über die Runden kommt. Gerade in finanziellen Fragen zeigt sich ganz enorm, wie unterschiedlich ein Studium mit Kind sein kann und welch unterschiedliche Herausforderungen auf die jeweiligen Familien warten.

Als Bini von Tinyfeetadventures ihren Artikel zum selben Thema veröffentlichte, war ich total gespannt, was sie zu berichten hatte! Ich schrieb ihr sofort eine Nachricht und freute mich über den aufschlussreichen Artikel und den Austausch. Aufgrund meiner erneuten Schwangerschaft hatte ich zu dem Zeitpunkt ganz aktuell ein Beratungsgespräch vor mir, das mir nochmal neuen Aufschluss geben sollte. Schaut doch gerne auch bei Bini vorbei, wenn ihr wissen wollt, wie die beiden mit dem Thema Finanzen umgehen. Nun aber zu unserer Situation…

Unsere Situation.

Wo würde ich uns einstufen? Beide Elternteile, sowohl Niklas als auch ich, sind im Studium. Niklas ist im vierten Bachelorsemester und ich im dritten Mastersemester. Wir haben einen Sohn, der im August 2015 geboren wurde und das zweite Kind ist unterwegs – klar, dass die Finanzierung unseres Familienlebens immer wieder zu Diskussionen führt, vor allem mit der Familie. Unsere Miete ist hoch, allein die Fixkosten betragen monatlich über 1000 Euro! Wir gehören eher zu den Cent-Umdrehern, sind deshalb aber nicht weniger glücklich. Ja, manchmal wünsche ich mir den Geldbeutel etwas dicker, wenigstens einen Familienurlaub im Jahr (auf den letzten haben wir mehrere Jahre gespart!) oder ein paar mal öfter Kino. Aber grundsätzlich können wir nicht meckern.

Schon in der Schwangerschaft mit Samuel musste ich mir so einiges anhören. War das geplant? Hättet ihr nicht noch warten können? Ein Kind im Studium, wie soll das denn funktionieren? Du wirst nie deinen Abschluss machen, wenn du das Kind jetzt bekommst! Manches davon hat mich nicht nur verletzt, sondern richtig wütend gemacht. Vor allem aber eins: die Frage nach dem Geld. Zunächst geht unsere finanzielle Situation nämlich niemanden etwas an, also wirklich niemanden! Klar, wenn ich davon erzählen will, dann darf das Gegenüber auch Rückfragen stellen, aber ich wurde so erzogen, dass man nach Geld nicht fragt. Scheinbar ist das aber einer Schwangeren Mitte zwanzig im Studium gegenüber erlaubt. Ganz schön frech, oder?

Tja, jetzt beim zweiten Kind werde ich das mindestens genauso häufig gefragt – vielleicht, weil die finanzielle Belastung mit zwei Kindern im Studium untragbar scheint? Ein Studium ohne Kind stellt bereits für viele eine große finanzielle Herausforderung dar, ist es nicht unheimlich schwierig dann neben Studienmaterial  und Semestergebühren auch eine größere Wohnung, Kleidung und Spielzeug zu bezahlen? Nicht zu vergessen die teure Babyerstausstattung! Und dann das zweite Kind. Wieder Windeln, wieder Kosten, die auf einen zukommen. Die Hürde scheint groß – und das ist sie auch, das mag und kann ich nicht leugnen.

Warum dann ein Kind im Studium, wenn es so schwer ist?

Wie einige von euch wissen, studieren Niklas und ich beide noch – und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Als wir mit dem Gedanken spielten, eine Familie zu gründen, waren wir gerade ein paar Monate zusammen. Niklas befand sich noch recht am Anfang seines Studiums (zwar nach abgeschlossener Ausbildung) und ich war nicht mehr ganz so weit von meinem Bachelorabschluss entfernt, auf den aber zwangsläufig noch der Master und das Referendariat folgen musste. Natürlich haben wir uns auch Gedanken gemacht, ob wir dieser finanziellen Aufgabe überhaupt gewachsen sein würden. Wir haben uns gefragt, ob unsere Beziehung dieser Belastung Stand halten würde, ob wir einem Kind alles Notwendige bieten konnten, um glücklich zu sein. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns auch gerade auf Wohnungssuche und hielten insgeheim sehr zielstrebig nach einer Dreiraumwohnung ausschau – in einer kindgerechten Lage. Unterbewusst hatten wir nämlich schon längst den Punkt der Fragestellung Kind ja oder nein überwunden und uns für das Projekt Familien entschieden. Die Entscheidung war ein Bauchgefühl, es war das, was wir uns in diesem Moment wünschten, um (noch) glücklicher zu sein: ein gemeinsames Kind.

Wir machten uns eine Liste, was wir alles benötigen würden – Erstausstattung und Kleinigkeiten, monatliche Kosten wie Windeln, Pflegeprodukte und Lebensmittel. Glücklicherweise griffen uns Niklas‘ und meine Eltern finanziell unter die Arme und wir hatten letztlich sogar die Möglichkeit unser Wunschkinderwagen und – kinderzimmer anzuschaffen. Danke dafür! Ich versuche nun, viele Dinge im Angebot oder Sale zu ergattern und Samuels Großeltern schenken uns immer wieder mal etwas für ihr süßes Enkelkind. Aber eigentlich braucht ein Kleinkind wirklich nicht viel, selbst den Kinderwagen hätten wir uns sparen können, weil wir sehr viel getragen haben.
Tatsächlich dürfte unser Kostenplan aber gar nicht so falsch gewesen sein, denn mittlerweile übe ich meinen (Neben-)Job längst nicht mehr aus und Niklas hat seinen Zeitarbeitsvertrag gegen eine Festanstellung getauscht, bei der er zwar einen sichereren Job hat aber weniger Geld verdient – und trotzdem geht es uns finanziell nicht schlecht. Samuel hat ein eigenes (zwar ziemlich winziges) Zimmer – aber hey! er hat ein eigenes, wir kochen täglich warm und frisch und saubere Kleidung finden wir ebenfalls jeden Morgen im Schrank vor. Viel mehr braucht ein Kind doch nicht, oder? Die Liebe, die wir unseren Kindern geben ist doch letztlich von keinem Geld abhängig und wir haben zudem das Glück in einer Umgebung zu wohnen, die viele kostenlose Freizeitangebote bereit hält.

Veränderung steht an.

Trotzdem, so idyllisch wie das klingt, ist es oft nicht. Die jetzige Wohnung ist für eine Familie mit zwei Kindern zu klein, aber eine größere übersteigt unser Budget, am Geldende ist oft noch ganz schön viel Monat übrig (ein hoch auf Rücklagen) und wenn wir irgendwann mit dem Studium fertig sein werden, müssen erstmal ein Studienkredit und das BAFöG zurückgezahlt werden. Puh, da haben wir uns ganz schön etwas vorgenommen.

Die Möglichkeiten.

Glücklicherweise gibt es ein paar Anlaufstellen die bereits im Studium finanzielle Unterstützung leisten. Wir haben uns vorher gut informiert und sind bei einigen dieser Stellen aufgelaufen. Ich habe euch hier die Anlaufstellen für finanzielle Unterstützung im Studium zusammengetragen und erzähle euch, welche wir davon in Anspruch nehmen:

1. BAFöG
Ob ihr BAFöG-berechtigt seid, entscheidet das jeweilige Amt für Ausbildungsförderung. Dazu stellt ihr einen formellen Antrag und wartet auf den Bescheid. Zunächst ist wichtig zu wissen, dass ihr, wenn ihr durch Schwangerschaft oder Krankheit daran gehindert sein solltet euer Studium fortzusetzen, weitere drei Monate BaföG-berechtigt seid (§15 Abs. 2a BAföG). Hingegen bei einer Beurlaubung seid ihr nicht mehr berechtigt die Gelder zu beziehen.
Grundsätzlich seid ihr bei Schwangerschaft und Kindeserziehung außerdem länger als üblich berechtigt durch BAFöG gefördert zu werden (§15 Abs. 3 Nr.5):

für die Schwangerschaft: 1 Semester
bis zum 5. Lebensjahr: 1 Semester pro Lebensjahr des Kindes
für das 6. und 7. Lebensjahr: 1 Semester
für das 8. – 10. Lebensjahr: 1 Semester .

Seit dem 1.10.2016 wurde der Betreuungszuschlag im BAFöG außerdem auf 130€ erhöht. Um ihn zu erhalten, füllt ihr ein weiteres Antragsformular aus. Den Betreuungszuschlag bekommt ihr natürlich nur, wenn ihr BAFöG-berechtigt seid und zusätzlich die entsprechenden Nachweise über ein Kind bringt.

Ich habe bereits vor meiner Schwangerschaft BAFöG erhalten und kannte mich daher ein wenig mit den Antragsformularen aus. Für Samuel fülle ich nun das Antragsformular für den Betreuungszuschlag zusätzlich aus und auch beim zweiten Kind wird dann wohl ein weiteres Antragsformular fällig. Allerdings bin ich nur noch 1,5 Jahre BAFöG-berechtigt, da die zusätzlichen Förderungssemester nur bei einem Kind geltend gemacht werden können. Sollte ich bis dahin nicht mit dem Studium fertig sein und Niklas ebenfalls kein volles Einkommen haben, werden wir sehen müssen, wie wir uns finanzieren können. Aber bis dahin vergehen noch viele Monate und ich bin zuversichtlich, dann schon im Referendariat angekommen zu sein!

2. Kindergeld
Einen Anspruch auf Kindergeld habt ihr, wenn ihr in Deutschland euren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthaltsort habt und natürlich müsst ihr ein Kind haben. Kindergeld wird bis zum 18. Lebensjahr des Kindes einkommensunabhängig bezahlt und jeder der ins oben genannte Raster fällt bekommt das Geld.

Dabei gibt es folgende Staffelung:

  1. und 2. Kind: 190€
  2. Kind: 196 €
    ab dem 4. Kind: 221€
    Allerdings müsst ihr hier auch selbst einen Antrag bei der Familienkasse der Bundesagentur für Arbeit stellen und die Geburtsurkunde einreichen.

Wir bekommen aktuell Kindergeld für Samuel. Selbst bekommen wir für uns keins mehr, da Niklas und ich beide über 25 Jahre alt sind.

3. Elterngeld
Das Elterngeld ist eine staatliche Unterstützungsleistung und soll einen Teil des wegfallenden Einkommens ersetzen. Wie hoch die Zahlung des Elterngeldes ist, hängt von der Höhe des Einkommens ab (bis zu 67% des Einkommens aus dem Vorjahr). Gezahlt wird das Elterngeld über 12 Monate, man kann aber auch, wenn man sich die Monate mit dem Partner teilt auf 14 Monate verlängern oder insgesamt 24 Monate ElterngeldPlus beziehen – bei letzterem bekommt man dann aber immer nur die Hälfte des vollen 12-Monats-Satzes ausgezahlt.

Studenten bekommen in der Regel den Mindestbetrag von 300€, so auch wir. In den beiden Partnermonaten war es etwas mehr, da Niklas etwas mehr verdient.

4. Geld von Stiftungen
Außerdem kann man in Notlagen unterstützende Leistungen bei  verschiedenen Stiftungen beantragen (bei meiner ersten Schwangerschaft musste man das bis zur 20. Schwangerschaftswoche erledigt haben, das gilt nun nicht mehr). Hierzu gehören unter anderem:
Bundesstiftung Mutter und Kind – http://www.bundesstiftung-mutter-und-kind.de/weiterfuehrende-familienleistungen.html
Heinrich Böll Stiftung – http://www.boell.de/de/stiftung/stiftung
Konrad Adenauer Stiftung – http://www.kas.de/
Mawista Stipendium – http://www.mawista.com/stipendium/

Die Stiftungen finanzieren sich teilweise über Spendengelder, deshalb sollte man nur einen Antrag stellen, wenn es wirklich nicht anders geht! In der Schwangerschaft mit Samuel haben wir hier einen Antrag gestellt, weil wir durch die Anschaffung der Erstausstattung recht hohe Kosten hatten, die wir einfach nicht alle decken konnten, auch wenn unsere Eltern usn geholfen haben.

5. Wohngeld

Normalerweise ist man nicht wohngeldberechtigt, solange man keine staatlichen Leistungen bezieht. Allerdings kann es sein, dass man mit Kind im Studium plötzlich Anspruch auf Wohngeld hat – nicht für sich selbst, sondern für das Kind. Daher lasst unbedingt prüfen, ob ihr dadurch finanzielle Unterstützung bekommen könnt. Den Antrag stellt man bei der zuständigen Wohngeldstelle der Stadt.

Wir haben endlich einen Antrag gestellt, denn mit Niklas‘ altem Einkommen waren wir nicht wohngeldberechtigt. Das könnte sich aber nun geändert haben – auf den Bescheid warten wir noch.

6. Kinderzuschlag
Der Kinderzuschlag ist von einem Mindesteinkommen abhängig, den man als Student meist nicht erreicht. Daher wird der Antrag oft (vorschnell) abgelehnt. Das liegt oft daran, dass sich die Bearbeiter mit den Besonderheiten von Studentenhaushalten kaum bis gar nicht auskennen. Wie ich in Foren gelsen habe, hilft es bei Ablehung des Antrages oft, einen Widerspruch einzulegen. Gestellt wird der Antrag in jedem Fall bei der Familienkasse.

Wir werden den Antrag nun auch stellen und ggf. berichten, ob wir etwas erreichen konnten.

7. Mutterschaftsgeld
Für den Zeitraum des Mutterschutzes können Studentinnen, die familienversichert und geringfügig beschäftigt sind Mutterschaftsgeld beim Bundesversicherungsamt Mutterschutzgeld in Höhe von einmalig 210,-€ beantragen.

Für mich fiel dieser Betrag leider weg, da mir das Geld als Selbstständige nicht zustand. Aber vielleicht habt ihr ja Anspruch darauf?!

Alles ist machbar!

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen. Wie ihr seht, sind die Möglichkeiten nicht grenzenlos aber im großen Dschungel von Anträgen, Gesetzeslagen und Websites durchaus unübersichtlich, da man sich auf allen möglichen Informationsseiten den aktuellen Stand der Dinge einholen muss. Deshalb empfehle ich euch ein Beratungsgespräch an eurer Uni wahrzunehmen, denn die können eure konkrete Situation mit euch ganz genau durchrechnen und euch kompetent beraten. Und eins solltet ihr nicht vergessen: in wiefern ein Kind im Studium bezahlbar ist, hängt meistens ganz von euren persönlichen Ansprüchen ab. Seid ihr vielleicht bereit, Dinge gebraucht zu kaufen, das Kind nicht mit Spielsachen zu überschütten oder auf teure Ausflüge zu verzichten, denke ich, dass es fast immer möglich ist!

Wir hatten letztlich allein durch das Kinder- und Elterngeld, das jedem zusteht 490 Euro mehr – was erstmal nach viel Geld klingt. Jedoch stand uns das Geld nicht unmittelbar nach der Geburt zur Verfügung (bis die Anträge bearbeitet waren, dauerte es einige Zeit), was uns damals vor eine ziemliche Herausforderung gestellt hat. Nun, wo sich aber alles eingependelt hat, würde ich sagen, dass wir alles recht gut gestemmt bekommen. 490 Euro reichen jedenfalls für Windeln, Essen und neue Kleidung und ein bisschen BAFöG kommt ja auch noch hinzu. Wir sind glücklich mit unserem Leben und darüber, bald Eltern von zwei kleinen Mäusen zu sein. Ja, oft ist es schwierig, aber meistens überwiegen die schönen Momente!

Alles Liebe,
eure Jasmin