Erdbeben auf Lombok 
– Flucht von der Urlaubsinsel

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Erdbeben und Vulkanausbrüche sind in Indonesien keine Seltenheit. Da sich das Land am Pazifischen Feuerring befindet, gehören kleine Beben zum Alltag der Bewohner, ebenso wie Rauch- und Aschewolken über einem der 150 Vulkane, die sich zwischen Sumatra im Westen und Neu Guinea im Osten des Landes befinden. Gut über die Hälfte aller aktiven Vulkane befinden sich im Gebiet des Pazifischen Feuerrings – daher auch der Name.
Bali und Lombok befinden sich in einer so genannten Subduktionszone, da sich verschiedene Erdplatten nach und nach über einander schieben und dadurch Täler und Berge schaffen. Außerdem entstehen durch die Reibung der Platten an einander Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis. Entlang der Indonesischen Grenze hin zum indischen Ozean schiebt sich die indo-australische Platte unter die eurasische Platte und dadurch kommt es zu häufigen Erdbeben und Vulkanaktivitäten. Ich bin fasziniert und überwältigt gleichermaßen von solch einem Naturschauspiel, das habe ich schon zu meiner Schulzeit im Erdkundeunterricht gemerkt, als mich das Thema Plattentektonik nicht mehr losließ.

Wenn man also eine Reise in ein seismologisch so aktives Gebiet bucht, sollte man sich bewusst sein, dass es jederzeit zu einer Naturkatastrophe kommen und man die Reise entweder nicht antreten kann oder frühzeitig abbrechen muss.

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Wir haben eine Reise nach Indonesien für den Monat September gebucht, darüber habe ich ja bereits hier berichtet. Wir haben viele Monate für diese Reise gespart, um uns diese Reise, unsere erste große Reise als Familie, zu ermöglichen. Die Kinder freuen sich, zumindest Samuel erzählt immer weider, dass wir bald „gaaaaaanz lange mit dem großen Flugzeug nach Bali fliegen.“ So niedlich. „Da hin, wo auch Oma war, ja Mama?“ Wir sind alle im Reisefieber. Erste Vorbereitungen wie Impfschutz und das Besorgen der Reiseausstattung sind bereits getroffen und natürlich stieg die Vorfreude auf unsere kleine Auszeit mit jedem Tag den die Reise näher rückte ins Unermessliche. Bis sich die Ereignisse überschlugen.

Aktuelle Ereignisse auf Lombok sind beunruhigend

Bereits Mitte Juli ereignete sich eine Ascheeruption am aktiven Vulkan Agung auf Bali, die auch seismologisch erfasst wurde. Einiges deutet auf kleinere Lava-Eruptionen hin. Eine Sperrzone von vier Kilometern liegt daher um den Vulkan, der aktuell zwar nicht mehr so aktiv ist – das kann sich aber jederzeit ändern. Vor allem, wenn man die Erdbeben auf Lombok, der ca. 40 Kilometer entfernten Nachbarinsel von Bali, betrachtet.
Am 29. Juli kam es zu einem ersten Erdbeben der Stärke 6,4 mit Tsunami-Warnung, welche ab Stärke 6 ausgerufen wird. Häuser stürzten ein, es gab 140 Tote und die Strom- und Wasserversorgung war eingeschränkt. Normalerweise erfolgt nach einem so schweren Beben kein weiteres in dieser Größe. Nicht so diesmal. Ein zweites Erdbeben der Stärke 6,9 erfolgt am 5. August und gestern, am 9. August, ein weiteres der Stärke 5,9, bei dem nur knapp keine Tsunamiwarnung ausgesprochen wurde. Wir reden also nicht mehr von einem Erdbeben mit kleinen Nachbeben, sondern von einer richtigen Erdbeben-Serie. Abgesehen von den drei starken Erdbeben, erschüttern viele kleinere Beben die indonesischen Inseln, um die 350 Stück insgesamt.

Die Folgen sind schwer. Die Häuser im Norden Lomboks und auf den Gilis sind nicht mehr sicher, stürzen ein oder sind kurz davor. Etwa 160.000 Menschen sind obdachlos, ohne Strom und Wasser und warten auf Nahrungsversorgung. Es gibt bereits knapp 400 Tote. Die Gili Inseln wurden bereits vollständig evakuiert und Touristen beginnen, ihre Reisen frühzeitig abzubrechen. Es herrscht Unruhe und die Einheimischen sind dabei, alles zu verlieren. Job, Familie, Häuser, alles.
Viele haben bereits alles verloren. In den Medien folgt ein schlimmes Bild dem anderen und ich will am liebsten wegschauen. Aber das ändert die Lage der Opfer ja auch nicht.

Pauschalisierung der Medien

Das auswärtige Amt rät davon ab, nach Lombok oder auf die Gilis zu reisen. Doch was bedeutet das für die Einheimischen, die auf den Tourismus angewiesen sind? Im Norden Lomboks und auf den Gilis wird dringend Hilfe benötigt, doch im Süden der Insel ist alles beim Alten. Der Alltag geht weiter, nur dass zusätzlich Hilfe für den Norden organisiert wird. Viele Menschen arneiten fast rund um die Uhr, um irgendwie zu unterstützen. Und trotzdem hagelt es Stornierungen. Nicht nur für die kommenden zwei Wochen, sondern für den Rest des Jahres. Viele sind von den Medienberichten verunsichert und canceln den Urlaub wieder, was weitere Familien vor Ort arm machen wird. Leider.

Unsere Indonesienreise deshalb stornieren?

Ich gebe zu, ich bin ein Mensch, der eher nicht besonders ängstlich ist und mein Bauchgefühl sagte mir die letzten Tage immer wieder, dass wir ruhig fliegen können und nur unsere Reisepläne etwas ändern. Statt Bali, Lombok und die Gili Inseln zu besuchen, würden wir nur auf Bali bleiben und dann nach Flores reisen.

Aber wisst ihr, es fühlt sich nach den aktuellen Meldungen, in denen von mehreren hundert Toten berichtet wird, absolut falsch an, in ein Land zu fliegen, in dem aktuell so eine Not herrscht und dann dort entspannt Urlaub zu machen. Wie kann ich mich an den Strand legen, gemütlich durch den Dschungel trakken, wenn es den Einheimischen vor Ort nicht gut geht?
Und dann hat sich die Lage auch drastisch verschlechtert. Mit weiteren großen Beben hatte ich nicht gerechnet, nun sind zwei weitere Beben gefolgt und dazu gab es viele kleine Nachbeben, die auch auf Bali und Java zu spüren waren. Nun bin selbst ich ängstlich. Ich frage mich, was die Erdbeben wohl mit dem aktiven Vulkan Agung machen, der nicht weit vom Epizentrum entfernt ist. Wird er womöglich ausbrechen? Was, wenn der Flughafen Denpasar gesperrt wird, dann würden wir festsitzen. Und dann sind auch alle Wasserwege nur noch teilweise oder gar nicht mehr verfügbar, weil sie entweder zu hohen Seegang haben oder zur die Evakuierung der Opfer dienen – von dem ganzen Durcheinander und der Lebensgefahr, die bei einer solchen Katastrophe entstehen mal abgesehen.

Ich weiß, wie sehr gerade jetzt die betroffene Region auf den Tourismus angewiesen ist. Ich weiß, dass ich so auch keine Hilfe bin. Aber wir haben nunmal zwei kleine Kinder im Gepäck, denen ich die aktuelle Lage nicht zumuten möchte. Denen ich meine unterschwellige Angst nicht zumuten möchte. Soll mein Kind sehen, wie eventuell weitere Bereiche evakuiert werden? Wie Panik auf der Straße ausbricht? Soll ich sie der Gefahr eines Tsunamis aussetzen?  Nein, das möchte ich meiner Familie nicht zumuten. So können und wollen wir nicht guten Gewissens nach Indonesien reisen. Ich denke, wenn wir ohne Kinder wären, würden wir fliegen und Sachspenden vor Ort tätigen. Und durch unsere Reise irgendwie wenigstens einen Teil zu den Einnahmen durch Tourismus beitragen.

Menschen, die vor Ort sind, berichten mir von einem verheerenden Ausmaß. Die Gili-Inseln sind für die nächsten sechs Monate gesperrt. Und auch auf Lombok werden sich wohl in nächster Zeit kaum Touristen einfinden. Erst mal geht es für die Einwohner um Deeskalation und dann Wiederaufbau der kaputten Gebäude, zumindest im Norden der Insel. Spendengelder und Sachspenden können wenigstens ein bisschen helfen (mehr dazu zum Beispiel hier und hier).

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Unsere Pläne

Wir werden also die geplante Reise stornieren. Leider wird es nicht viel Geld zurück geben und eine Umbuchung ist auch nicht möglich – das sehen die Bestimmungen des Portals über das wir gebucht haben so vor. Aber zu unserer Sicherheit und der der Kinder nehmen wir das in Kauf und sehen uns nach einer Alternative um.
Da unser Budget jedoch sehr knapp ist und die Reisezeit für viele Fernreiseziele nicht besonders optimal (Stichwort Regenzeit), wissen wir noch nicht, wohin es uns am Ende verschlägt. Vielleicht bleiben wir in Europa, verkürzen auf zwei Wochen und genießen dann einfach eine Auszeit am Mittelmeer. Vielleicht fliegen wir nach Indien oder Sri Lanka – wer weiß das schon? Mehr kann ich euch erzählen, wenn ich es geschafft habe, die gängigen Onlineportale nach einem tollen Ziel zu durchforsten.

Habt ihr vielleicht einen Tipp für uns? Die Reise soll im September stattfinden, ca. 2-4 Wochen dauern und nicht mehr als 3500 € kosten (Flüge, Unterkunft und Logie).
Allen, die gerade selbst in Indonesien sind, oder die dort Familienmitglieder (auch im Urlaub) haben, wünsche ich, dass sie gesund und unversehrt bleiben.

Alles Liebe
Jasmin