Ich sitze hier, während ich das tippe und unser kleiner Sonnenschein liegt schlafend neben mir. Ganz friedlich hebt sich sein kleiner Brustkorb im Rhythmus seiner Atmung. Die kleinen Äuglein sind geschlossen und ab und zu huscht dem kleinen Mann ein Lächeln über die Lippen. Was er wohl träumen mag?, frage ich mich. Ich widerstehe der Versuchung seine kleine Hand zu streicheln und ihn in den Arm zu nehmen – das würde ihn vielleicht wecken. Ja, es ist schön so neben ihm zu sitzen und ihn ganz still zu beobachten. Sonst ist er eher der kleine Wirbelwind, der mich auf Trapp hält, seit nun 1,5 Jahren! Einskommafünf. Eineinhalb Jahre. Puh, wo ist all die Zeit hin? Eben war er doch noch mein kleines hilfloses Baby, das nicht einmal selbst das kleine Köpfchen heben konnte und nun ist unser Samuel ein richtiges Kleinkind.

Den passenden Haarschnitt dazu habe ich ihm vergangene Woche verpasst. Ganz still saß er da und ich konnte schnippeln. Das macht seinen Charakter aus. In der einen Minute ganz still und ruhig und in der nächsten der größte Rabauke. Ja, das ist unser kleiner großer Samuel.
Aber vor allem die letzte Zeit muss für ihn sehr turbulent sein. Mama und Papa arbeiten viel und alles scheint plötzlich anders. Da passiert etwas mit seiner Mama, das er nicht so recht versteht. Die Schwangerschaft muss für ein so kleines Kind ein riesen Mysterium sein. Mama ist launisch, der Bauch wird größer und wir sagen ihm, dass ein Baby darin wächst. Ja, er freut sich riesig und küsst die kleine Murmel liebevoll – aber ich glaube, dass diese Veränderung ganz viel in ihm auslöst. Freude und Unbehagen zugleich. Verständnis auf der einen und Unverständnis auf der anderen Seite. Er ist doch noch so klein! Wir versuchen ihm weiterhin möglichst viel zu erklären und ihn in alles was das Baby betrifft mit einzubinden, ich glaube, das hilft ihm. Er versteht doch schon viel mehr, als ich ursprünglich vermutet hatte. Mein kleiner großer Samuel. Du bester großer Bruder!

Durch die Veränderung braucht er zur Zeit wieder sehr viel Nähe. Er kuschelt ausgesprochen viel und möchte nur in unseren Armen einschlafen. Auch tagsüber hängt er viel an Mamas Rockzipfel oder sucht seinen Papa, wenn der arbeiten ist. So langsam versteht er wohl, dass das Verlassen der Wohnung bedeutet, dass jemand nun erst einmal nicht wieder kommt. Vielleicht hängt die Anhänglichkeit auch ein wenig mit dem Abstillen zusammen (wie es dazu kam, lest ihr hier).

Motorisch hat sich einiges getan in der letzten Zeit. Schuld mag daran vielleicht der 75-Wochen-Sprung sein – horror, sage ich euch! Das war für uns alle eine sehr anstrengende Zeit, in der ich mir täglich das alt bewährte es-ist-alles-nur-eine-Phase-Mantra runterbetete. Zu Tisch isst er jetzt fast perfekt mit Gabel und Löffel und hilft sogar manchmal beim Schneiden von Gemüse (unter Aufsicht, versteht sich und immer mit einer Hand von uns auf seiner!). Wir versuchen ihm mehr zuzutrauen und ihn einfach Dinge ausprobieren zu lassen, von denen er selbst glaubt, dass er sie kann. Manchmal ist es wirklich erstaunlich, wenn er das dann tatsächlich hinbekommt. Ich denke, dass wir als Eltern viel öfter unsere Kinder einfach mal machen lassen sollten, das kann das Kind nur weiter bringen.

Irgendwie ist unser Rumpumpel durch den Sprung dennoch insgesamt selbstständiger geworden. Er mag sich morgens allein anziehen (bloß nicht die Mama!) und seine Schuhe und Jacke bringt er, wenn er nach draußen möchte. Er macht (leichte) Puzzles und entdeckt, wie kleinschrittig die Welt ist. Das macht Freude beim Zusehen und nicht selten beobachte ich ihn heimlich, stehe da, luke um die Ecke und muss lächeln. So groß ist er geworden. Zu seiner absoluten Lieblingsbeschäftigung gehört immer noch das Ballspiel. Er wirft schon wie ein richtiger Profi (und trifft mich nicht selten – aua!). Seine Playmobiltiere dürfen mittlerweile mit zum Einkaufen und auf Ausflüge. Außerdem liebt unser Samuel das Malen. Bislang machen wir das immer gemeinsam, weil ich ein wenig Sorge um unsere schönen weißen Wände habe. Vielleicht wird er später genauso kreativ wie Mama. Mit etwas Hilfe können wir gemeinsam jedenfalls schon richtige Kunstwerke herstellen.

Wenn wir uns nicht gerade drinnen beschäftigen, sind wir viel an der frischen Luft. Ich versuche täglich mit dem Rumpumpelchen nach draußen zu gehen, das bläst mir den Kopf frei und Samuel kann sich austoben. Unser liebstes Ziel ist dabei der nahe gelegene Park mit angrenzendem Wald und Weiher, dort kann Samuel nicht auf die Straße laufen und wir entdecken gemeinsam kleine Tierchen und viele Hunde. Meist kommen wir bei unserem Spaziergang nicht weit, weil jeder kleine Stein, jede Frucht und jeder Busch ganz besonders interessant ist. Für so kleine Wichtelchen muss der Mikrokosmos besonders interessant sein und vor allem liebt Samuel es, sich richtig dreckig zu machen. Mit dem Po in die tiefste Matschpfütze? Kann er! Zum Glück gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung und so stülpen wir einfach die Gummihose drüber und los geht es ins Abenteuer.

Samuel fängt auch immer mehr an zu sprechen, was wirklich drollig anzuhören ist. Es gibt fast keinen Tag, an dem er nicht mit einem neuen Wort oder Namen um die Ecke kommt. Das fasziniert mich wirklich sehr. Wie kann ein so kleiner Mensch ein so großes Plappermaul sein? Hier eine kleine Auswahl aus seinem Repertoire:
Koche (kochen), Gurune (Joghurt, nein er sagt nicht mehr Guat), Gurke, Käse, Ketchup, Apfel, (Ba)Nane, esse, Mi (Milch), Mi Ma! (heißt so viel wie gib mir mal/ ich will mehr), Mama, Papa, Oma, Opa, Haus, Ball, ulli (Schnulli), heiß, nass, bade!, Jacke, Teddy, daddy, Maus, Affe, Katze, Baum, Bauch, Nase, Popo, Buch, aua, aus, Arm! (wenn er auf den Arm möchte), Brot, Treppe, Baby, dao (ciao), ja, meiß! (schmeißen), Licht, Mapel (Lampe), du, nochmal.
Ich bin sehr gespannt, wann erste kleine Sätze folgen und welche lustigen Wörter er sich noch ausdenken wird.

Oh, ich vergaß! Nein ist eins seiner liebsten Wörter, besonders wenn es ums Spielzeug teilen geht. Oh, da kann der kleine Samuel zum wütenden Rum(pump)elstielzchen werden und mit dem Fuß aufstampfen. Er teilt wirklich gerne, egal ob Apfel, Banane oder ein Stück Schokolade – nur eben seine Spielsachen nicht. Da gab es schon ganze Tränenbäche, weil wir Freunde eingeladen haben und die sich tatsächlich erdreistet haben, sich ungefragt auf sein Pukylino zu setzen. Ja, auch diese Phase geht (hoffentlich) bald vorüber. Spätestens wenn das Geschwisterchen da ist, wird er wohl lernen müssen, sein Spielzeug auch mal anzugeben. Ich bin gespannt, wie das klappt!

Alles Liebe,
eure Jasmin