autismus-formen-oder-einfach-nur-spektrumsstoerung

Autismus.
Viele haben dieses Bild im Kopf von einem Kind, das keine Nähe zulässt. Das allein in der Ecke sitzt und teilnahmslos vor- und zurückschaukelt. Das nicht spricht und in sich gekehrt ist. Ein kleiner Rain Man.

Autismus ist all das, kann all das sein und noch so viel mehr. Mir sagte mal jemand: kennst du einen Autisten, kennst du genau einen Autisten. Bei jedem äußert sich Autismus anders. Manchmal gibt es Parallelen, manchmal nicht. Ich habe mich in den letzten Monaten so viel damit beschäftigt, gelesen, recherchiert, mich ausgetauscht. Und auch wenn unsere Diagnose noch nicht endgültig ist, habe ich ENDLICH das Gefühl, mein Kind zu verstehen. Ich habe endlich das Gefühl, zu wissen, was los ist.

Ich weiß, dass Menschenmengen und unvorhersehbare Situationen in meinem Kind Stress auslösen. Dass es Sicherheit braucht und ihm Routinen diese geben. Statt einen neuen Weg nach dem Kindergarten zu gehen, gehen wir daher immer den selben. Wir gehen auf den selben Spielplatz, an die selbe Stelle im Wald, kaufen immer den selben Joghurt. Weil es ihm Sicherheit gibt und uns nicht weh tut.
Ich weiß, dass Veränderung Stress bedeutet und dass körperliche Nähe ihm oft unangenehm ist. Wir kuscheln ihn nicht, küssen ihn nicht und ich bekomme nur selten eine Umarmung oder eine Berührung. Seit ich mit einer erwachsenen Autistin gesprochen habe und sie mir sagte, dass ihr Berührungen oft weh tun, kann ich besser akzeptieren, dass mein Sohn wenig Nähe zulässt.

Ich bin froh, dass mein Kind spricht und lacht und spielt – wenn auch auf seine Art. Diese Dinge bleiben vielen Autisten verwehrt. Ich sehe in so vielen kleinen Momenten des Alltags das Positive. Versuche mein Kind zu verstehen, statt es zu ändern.
Und irgendwann werden wir vielleicht die Diagnose haben. Aber dann möchte ich nicht, dass mein Kind sich darüber definiert, das es Autist ist (eigentlich sagt man ASS). Sondern, dass es seine Persönlichkeit entfalten kann, wie jedes andere Kind auch. Und ich möchte ihm dabei den Rahmen geben, in dem es das tun kann, ohne das Gefühl zu haben „behindert“ zu sein. Ich will, dass mein Sohn für sich selbst definiert, wer er ist. Denn eigentlich ist er einfach Samuel. Einfach nur Samuel.

Alles Liebe,
Jasmin