Für die Wirtschaft ist die Weihnachtszeit absolut wichtig, nicht umsonst ist der Dezember der wahrscheinlich konsumstärkste Monat des Jahres. Aber brauchen Kinder wirklich all diese Dinge, die sie in der Werbung sehen? Und noch viel mehr: meinen Eltern wirklich, dass ihre Kinder all das brauchen, was sie täglich in den sozialen Medien als Geschenkideen aufgetischt bekommen? Ich gebe zu, auch ich veröffentliche Gift Guides hier auf unserem Blog und diese werden sehr gut geklickt, was mich freut, denn das zeigt, dass ich meine Arbeit gut mache. Aber ich hoffe jedes Mal, dass ich die Eltern mit diesen Beiträgen inspirieren kann und nicht, dass sie meinen Guide als gegebene Liste nehmen und ihn von A bis Z nachshoppen. 

Was fehlt, wenn es an nichts fehlt?

Vor allem an so Tagen wie Nikolaus wird mir bewusst, wie sehr wir eigentlich in einer Gesellschaft leben, in der sich alles verschoben hat. Nikolaus ist das neue Weihnachten und Ostern der zweite Geburtstag. Markenkleidung, Süßkram, die neue Kinderküche, ein Laufrad, Kaufladen und zwei süße Püppchen mit Bett und Puppenwagen dazu. Jeder kleinste Wunsch wird erfüllt, Eltern hinterfragen gar nicht mehr, zücken nur noch die Kreditkarte. Ja, ich bin wahnsinnig dankbar, dass es uns an nichts fehlt, dass wir unseren Kindern Wünsche ermöglichen können, ohne bei jedem erst mal über Monate zu sparen. Aber ich bin mir bewusst, dass es ein Privileg ist – und, dass sich das auch jeden Moment ändern könnte. Ich habe das Gefühl, dass wir uns in eine Richtung bewegen, wo wir uns selbst über unseren Besitz und Reichtum definieren und das Wesentliche immer mehr verschwimmt, dass wir dabei ganz vergessen, was uns wirklich wichtig ist. 

Zeit ist kostbarer als Geschenke

Ich habe gemerkt, dass mich all der Konsum nicht wirklich befriedigt. Ja – ich gebe zu, auch mich hat social Media geblendet und ich habe schon den ein oder anderen Einkauf getätigt, der nicht wirklich notwendig war (wie sagt man? #instagrammademebuyit). Aber all das hat mich nicht glücklicher gemacht. Stattdessen bin ich glücklich, wirklich glücklich, wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Wenn ich all die kostbaren kleinen Momente eines Tages so gut wie möglich auskoste. Wenn ich ZUhöre und nicht nur höre. Wenn ich HINsehe und nicht nur sehe. Dann sehe ich, wie der Große und der Kleine plötzlich auch ganz anders sein können. Wie sie nicht um meine Aufmerksamkeit buhlen, weil sie nämlich DA ist. Bedingungslos. 

Weihnachten der Kindheit

Ich möchte euch deshalb heute ein wenig über unser Weihnachtsfest erzählen, unser Fest, so wie wir es gemeinsam als Familie begehen. Ich erinnere mich sehr gern an meine frühe Kindheit zurück, in der meine beiden Großeltern noch lebten und wir uns am Weihnachtsabend alle bei ihnen in der Stube einfanden, um gemeinsam zu feiern. Meine Onkels, Tanten, meine Eltern, Cousinen und mein Bruder – alle saßen wir um den großen runden Tisch und genossen die Wärme in unseren Herzen. Wir haben gemeinsam ein Tischgebet gesprochen, geschlemmt, uns ausgetauscht, gelacht, erzählt. Es gab Räucherfisch und Wildgulasch, oder andere Köstlichkeiten. Ein Mal habe ich ganz viele Gewürzgurken gegessen und dazu eine Menge Milch getrunken, was meinem Magen nicht so gut bekam. Aber das ist eine andere Geschichte. Nach dem essen haben wir uns in die Wohnstube gesetzt und unsere Geschenke ausgepackt. Der Christbaum und die Krippe tauchten alles in ein warmes gemütliches Licht, der Plattenspieler spielte besinnliche Musik und wir waren fröhlich. Ich möchte mein Weihnachten, das Weihnachten meiner Kindheit, mit meiner eigenen Familie wieder aufleben lassen. 

Ja, Weihnachten ist für mich schon lange eins der schönsten Feste im Jahr. Und der Dezember ist für mich die schönste Zeit, die intensivste Zeit. Es ist die Zeit, in der Barmherzigkeit ein noch größerer Platz eingeräumt wird, die Zeit in der wir alle enger zusammenrücken, die wir gemeinsam zelebrieren. Dezember. Ein Zaubermonat durch und durch, der die Vorfreude auf Weihnachten mit jedem Adventssonntag zelebriert und größer werden lässt. Uns und den Kindern steht eine magische Adventszeit bevor, bei der wir jeden Tag dem heiligen Abend ein kleines Stück näher kommen. 

Weihnachtszauber

Das ganze Haus riecht nach Zimt und Orange, nach warmem Nussstrudel und Plätzchen (so heißen Weihnachtskekse bei uns). Die Fenster sind hell erleuchtet und geschmückt, Tannennadeln und Kerzen schmücken unsere Kommoden. Es wird also so richtig gemütlich bei uns. An kalten Nachmittagen trinken wir heißen Kakao oder leckeren Tee und lesen unsere liebsten Weihnachtsbücher. Die Kinder kuscheln sich auf meinen Schoß, sogar mein Mann setzt sich zu uns, der sonst nie so richtig stillsitzen kann und am liebsten immer herumwerkelt. Ja, es stimmt, wenn ich an den Dezember denke, fühle ich mich geliebt, bin glücklich und mir wird ganz warm ums Herz. 
Als Familie machen wir in der Adventszeit gern gemeinsame Dinge, Dinge die gar nichts oder nur wenig kosten. So schlendern wir beispielsweise gern über den Weihnachtsmarkt, schauen uns die bunten Stände an und naschen gebrannte Mandeln. Oder wir backen Plätzchen – meine liebsten sind israelitische Pfefferkuchen (so hat meine Oma sie genannt – sie schmecken himmlisch!), manchmal stechen wir auch Baumanhänger aus Salzteig aus oder basteln Bienenwachskerzen. Und wir lesen jeden Tag Weihnachtsgeschichten und singen Advents-Lieder. Unsere liebsten Weihnachtsbücher habe ich euch ja bereits gezeigt. Überall brennen Kerzen, leuchten kleine Lichter und Wichel schaue uns zu, es ist einfach warm und gemütlich. Uns fällt also immer etwas ein und unsere Nachmittage haben dann auch nichts mit Konsum zu tun. Materielle Dinge rücken in den Hintergrund, wir sind einfach nur wir, stattdessen rücken wir zusammen. Tun anderen etwas Gutes, bringen der Nachbarin frische Blumen, weil sie immer die Post annimmt oder halten anderen die Tür auf. Kleinigkeiten, die anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. „Jetzt ist die Frau fröhlich.“ sagt Samuel dann immer. 

In diesem Jahr habe ich auch das erste Mal einen Wunschzettel mit Samuel gebastelt. Er durfte aus Kataloge einfach alles ausscheiden und aufkleben, was ihm gefällt (es waren hauptsächlich Dinos), dann haben wir den Zettel mit weihnachtlichen Aufklebern und weicher Watte als Schnee verziert. Und dann kam der Moment, den ich auch aus meiner Kindheit noch so wundervoll in Erinnerung habe: das Christkind kommt und holt den Wunschzettel ab.
Es geht in dem Moment gar nicht darum, alle Geschenken zu bekommen die er sich ausgewählt hat, sondern darum dass der Wunschzettel abgeholt wird. Bei uns liegen bunte Glitzersterne auf der Fensterbank und etwas Puderzucker  (Schnee). Das findet auch schon mein Dreijähriger magisch und macht ganz große Augen und es wird ab sofort eine Tradition sein, die sich Jahr für Jahr wiederholen wird. Ich möchte alle Wunschzettel sammeln und sie gemeinsam mit anderen Erinnerungen in der Erinnerungskiste meiner Kinder aufbewahren.  

Natürlich gehören auch Geschenke für uns zur Weihnachtszeit dazu, aber wir möchten nicht, dass sie mit Geschenken überhäuft werden. Deshalb überlegen wir uns im Voraus, was unseren Kindern Freude bereiten könnte oder was sie wirklich brauchen und verteilen dann diese Geschenkideen an unsere Verwandten und Freunde. Bislang klappt das sehr gut. In diesem Jahr bekommen die Kinder ein gemeinsames Wobbelboard, Samuel einen Kaufladen (den haben wir schon lange im Keller stehen, aber bislang nie genutzt) und eine zusätzliche Eisenbahnlok, weil sich die Kinder stets um die eine vorhandene streiten. Mio wird eine Puppe und dazu ein Bettchen und Puppenwagen bekommen, habe ich gebraucht über eine Annonce erstanden. 
In der Vorweihnachtszeit, zu Nikolaus gab es nur etwas Schokolade und wir haben beschlossen, jedem Kind eine Krippenfigur zu schenken (das stocken wir dann Jahr für Jahr etwas auf), anhand derer wir dann die Weihnachtsgeschichte erzählen wollen. Natürlich ist Samuel erst drei, Mio erst eins, aber ich denke, dass die Kinder nach und nach doch kleine Teile der Weihnachtsgeschichte verstehen werden. Mir ist es wichtig, dass der eigentliche Grund des Weihnachtsfestes nicht in den Hintergrund rückt und ich meinen Kindern diesen Teil unserer Religion mitgebe, denn darin liegt all die Hoffnung unseres Glaubens.

Natürlich soll es auch Geschenke geben und die Kinder dürfen sich auch mit ganzem Herzen darauf freuen, aber sie sollen verstehen, warum es Weihnachten gibt und worum es geht. Warum feiern wir dieses Fest und was ist das Schöne und Wichtige daran? Was ist wichtig und warum möchten wir alle in der Adventszeit noch ein bisschen mehr barmherzig sein? Es geht nicht um materielle Dinge. 

Rituale schaffen und Zeit schenken

Ich weiß, Weihnachten war für viele in unserer Generation nicht so. Nicht so voller Zauber und Magie, nicht so bewusst. Jedenfalls habe ich in meinem Umfeld erlebt, dass es einfach nur um Konsum ging und Kinder viel zu schnell ihren Glauben an das Magische verloren. Aber ihr habt in der Hand, wie eurer Weihnachtsfest wird und ihr könnt es für eure Kinder ganz anders machen. Macht das daraus, was ihr euch für eure Kinder wünscht. Ihr schafft Rituale für eure Kinder und ihr bringt ihnen die Weihnachtsmagie näher. Der Weihnachtsmarkt, Plätzchen backen, Weihanchtsbücher lesen, Wunschzettel schreiben, Nikolaussocken aufhängen – all das gehört für mich dazu und noch viel mehr. Es sind die kleinen Dinge, das merke ich immer wieder. Einer meiner liebsten Filme in der Weihnachtszeit ist übrigens Polar-Express, weil er beschreibt, was passiert, wenn man nicht mehr zu glauben vermag. Ich möchte meinen Kindern die Möglichkeit geben, zu glauben, dass es den Weihnachtsmann / das Christkind gibt, durch Rituale und Magie.

Ich wünsche mir, dass jeder von euch ein ganz wunderbares Weihnachtsfest feiern wird, mit Gans und Punsch und Plätzchen oder Würstchen und Kartoffelsalat. Ein Weihnachten ohne Stress, ein Fest der Liebe und des Frohsinns, des Beisammenseins und der Zusammenkunft, mit Geschenken, wundervoll verpackten Geschenken – aber auch mit dem Wissen im Herzen, dass das Kostbarste, das wir haben, die ZEIT ist. 

Alles Liebe,

Jasmin