Samuel ist trocken. Es klappt tagsüber und auch nachts sehr gut komplett ohne Windel. Stattdessen trägt Mann äh Junge nun „Botsaschoaaaats“. Ich möchte heute unsere Erfahrungen mit dem Trockenwerden mit euch teilen.

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Wir haben bei unserem Großen von Beginn an auf Einwegwindeln gesetzt. Ich denke, dass das daran lag, dass für uns Stoffwindeln noch unerschwinglich waren und von windelfrei hatte ich noch nichts gehört. Jedenfalls hatte unser Samuel von klein auf eine Windel am Po und das war auch schön und gut. In den letzten Monaten wurden wir dann immer häufiger gefragt, ob Samuel denn noch nicht sauber sei – zu diesem Zeitpunkt war er ca. zweieinhalb Jahre alt. Ich kenne es noch aus meiner Kindheit, dass man mit Eintritt in den Regelkindergarten, also mit drei Jahren, trocken sein muss. Ich weiß aber auch, dass das heute eigentlich nicht mehr so praktiziert wird und auch dreijährige Wickelkinder ganz normal in den Kindergarten gehen dürfen.

Neulich habe ich noch bei Facebook gelesen, dass nun in einem Ort von der Stadt tatsächlich ein Schreiben gab, dass Eltern, deren Kinder mit drei Jahren noch nicht trocken sind, einen Arbeits-Mehraufwand von 50,- € monatlich bezahlen sollen. Ich empfand das als ein Unding, da es nicht nur Druck bei den Kindern macht, sondern auch bei Eltern. Die Windeln bringt ja jedes Elternteil selbst mit. Naja, jedenfalls bin ich heilfroh, dass es so etwas in unserem Kindergarten nicht gibt.

Aber als dann viele Kinder in unserem Umfeld, auch jüngere, im Frühjahr schon trocken waren und als die Nachfragen bezüglich Samuels Sauberkeitserziehung sich häuften, hat uns das schon sehr verunsichert. Obwohl wir wussten, dass nicht alle Kinder mit zwei Jahren trocken sind. Und obwohl wir eigentlich wussten, dass Samuel noch nicht so weit war. Natürlich hatte ich dann so innerlich meine Vorstellung, wie es laufen sollte.
Der Plan war, Samuel über den Sommer einfach oft ohne Windel zu lassen, so würde er ganz ohne Druck trocken werden. Der Vorteil daran ist einfach, dass im Sommer auf der Wiese einfach ohne Windel gespielt werden kann und wenn es dann mit der Toilette nicht klappt, ist nicht direkt ein Berg Wäsche zu waschen. Und natürlich muss man nicht viele Schichten Kleidung runterpellen, wie im Winter.
Wir haben das Thema Pipi machen und Töpfchen immer wieder thematisiert, Bücher dazu gelesen, ein Töpfchen immer in Reichweite aufgestellt und versucht, Samuel dieses schmackhaft zu machen. Samuel lief viele viele Stunden im Hof und im Garten bei Oma ohne Windel herum, in der Hoffnung, dass es so mit dem Trockenwerden über den Sommer funktionieren würde. Geklappt hat das letztlich nicht.

Er hat oft einfach losgepullert und dann ganz erstaunt geguckt, als das Rinnsal sich seinen Weg bahnte. In seinem süßen Gesichtchen konnte ich richtig sehen, dass es ihn ärgerte und ihm leid tat, es wieder nicht rechtzeitig geschafft zu haben. Da ist mir noch mal klar geworden, dass wir als Eltern unsere Kinder sehr gut kennen und uns nicht durch Aussagen Anderer so verunsichern lassen sollten. Uns Gedanken zu machen heißt, unserem Sohn nicht zu vertrauen, ihm sogar zu unterstellen, dass es eigentlich aufs Klo gehen könnte, sich aber nicht genug Mühe gibt, oder zu faul ist. Ich bin mir sicher, dass Samuel nicht absichtlich nicht auf die Toilette gegangen ist – er konnte es schlichtweg noch nicht. Und das ist absolut gar nicht schlimm, denn es gibt sehr viele Kinder, die mit drei Jahren noch nicht trocken sind.

Kinder werden zu völlig unterschiedlichen Zeiten trocken, da dieser Entwicklungsschritt mit der individuellen Reife eines jeden Kindes zusammenhängt.  So hat beispielsweise der Schweizer Kinderarzt Remo Largo in der Zürcher Längsschnittstudie erforscht, wie lange ein Kind in der Regel benötigt, um trocken zu werden. Früher wurden Kinder häufig recht früh trocken, da die Eltern das Kind um die 10 Mal am Tag auf das Töpfchen setzten – es blieb der Eindruck, das Kind brauche keine Windel, tatsächlich aber wurden die Kinder nur so oft aufs Klo gesetzt, dass sie quasi gar nicht mehr in die Hose machen konnten. Heute gehen viele Mediziner davon aus, dass das Nervensystem eines Kindes erst mit ca. zwei oder drei Jahren so ausgereift ist, dass das Kind Urin und Stuhl bewusst einhalten kann. Erst mit etwa fünf Jahren seien Kinder in der Lage, Stuhl und Urin so sicher wie wir als Erwachsene zu kontrollieren. In der Zürcher Längsschnittstudie wurden übrigens die meisten Kinder im Laufe ihres vierten Lebensjahres nachts trocken (Blasenkontrolle).

Windelfrei, auch Eliminiation Communication, bedeutet, dass Kinder bereits ab der Geburt sichere Zeichen geben, wann sie auf die Toilette müssen und diese Zeichen, sofern Eltern sie ignorieren, schließlich verlernen. Das habe ich beispielsweise in Mios ersten Lebenswochen gemerkt, als er sich schwer damit tat, in die Windel zu machen. Wir haben dann sehr intensiv auf seine Körpersprache geachtet und wussten recht schnell, wann er mal muss. Das hat er bis heute beibehalten, so dass er oft gar nicht in die Windel macht, sondern auf die Toilette geht. Trotzdem trägt er meistens eine Windel, damit ich er in unbeobachteten Momenten kein Unglück hat.

Dass Samuel gar nicht merkt, wann er muss, haben wir also in diesem Sommer oft gemerkt. Deshalb haben wir ihm Zeit gegeben. Ihn einfach nicht mehr mit dem Thema konfrontiert. Ich denke, dass jedes Kind ein ganz eigenes Tempo hat und daher sind die Entwicklungsschritte auch nicht immer die selben.

Samuel trug wieder jeden Tag Windeln und unsere Haltung zum Thema Trocken werden entspannte sich wieder. Und dann kam der Moment und Samuel wollte plötzlich einfach keine Windel mehr anziehen. Ich war ziemlich überrascht, weil es abends war und er gerade beim Schlafengehen eigentlich immer eine Windel trug. Ich versuchte noch kurz, Samuel zu der Nachtwindel zu überreden, ihm zu versprechen, dass er die Windel ja am nächsten Morgen weglassen könne, aber stellte schnell fest, dass ich das Problem bei mir suchen musste. Ich hatte einfach Angst, dass er es nicht schaffen würde und ich nachts die Betten abziehen und waschen müsste. Deshalb atmete ich ein Mal kurz durch und versuchte, meinem Sohn zu vertrauen.

Und es funktionierte. Am nächsten Morgen wachte Samuel auf und ging völlig selbstverständlich auf die Toilette. Von jetzt auf gleich war er also trocken, auch nachts. Und er ist so stolz, dass er es so gut schafft. Er macht das wirklich großartig und hatte seit diesem Abend keine einzige Windel mehr an. Weder bei Autofahrten, noch wenn wir länger unterwegs waren. Er sagt Bescheid, wenn er muss oder geht einfach ganz allein und ruft dann um Hilfe.
Er ist nicht der Einzige, der super stolz ist, wir sind es natürlich auch!

Also: Samuel ist jetzt komplett ohne Windel und super happy.

Tipps kann ich an dieser Stelle gar nicht so wirklich welche geben, außer, dass eure Kinder selbst wissen, wann sie soweit sind. Sie geben euch das Signal, wann sie es versuchen möchten. Ihr müsst nur geduldig sein und sie machen lassen.

Alles Liebe,

Jasmin