Eine erste Schwangerschaft ist einzigartig. Nein, eigentlich ist jede Schwangerschaft einzigartig, verläuft anders und ist auf die eigene Weise schön. Aber vor allem wird eine Schwangerschaft nie wieder so sein, wie die erste; voller Aufregung, was da mit dem Körper passiert, das erste Mal Tritte von innen, der allererste Ultraschall, auf dem mehr als nur eine leere Gebärmutter zu sehen ist, das erste Mal Herztöne hören, das erste Mal komische Essgewohnheiten – die erste Geburt. Ich glaube, alle Mamas da draußen stimmen mir in diesem Punkt zu: jede Schwangerschaft ist besonders, aber die erste birgt doch einen ganz besonders besonderen Zauber.
Ich bin mittlerweile ziemlich unglücklich, wenn ich an meine erste Schwangerschaft denke. Von überall strömten Einflüsse auf mich ein. Der Arzt sagte dies, meine Eltern jenes und Freunde mit Kindern wollten etwas drittes besser wissen. Ich war eigentlich mehr ein Spielball der Meinungen, all der Meinungen die es besser zu wissen schienen. Ich war fremdbestimmt.

Diesmal bin ich das nicht. Diesmal bin ich selbstbestimmt(er). Natürlich höre ich mir Meinungen an, aber ich reflektiere nun viel mehr. Und es gibt einen ganz wesentlichen Unterschied. Ich bin nun tatsächlich schon in der zweiten Hälfte meiner Schwangerschaft angelangt und war erst für eine einzige Vorsorge bei meinem Gynäkologen. 20 Wochen – und nur eine einzige Vorsorge beim Arzt. Das klingt verrückt? Finde ich gar nicht.

Wie es in meiner ersten Schwangerschaft war.

In meiner ersten Schwangerschaft war alles ein bisschen anders. Ich ging brav zum Arzt, spätestens alle vier Wochen saß ich im Wartezimmer, das Bäuchlein wachsend und ließ alle Untersuchungen (meist) ungefragt über mich ergehen. Die wissen schon, was sie tun, dachte ich damals. Und das stimmt ja auch. Ich dachte damals, das machen fast alle Frauen so (naja zumindest die Mehrzahl), dann wird es schon seinen Sinn haben. Untersuchungen hinterfragte ich nicht, das warum blieb aus, ich stellte höchstens Fragen nach dem was, um herauszufinden, was da eigentlich genau untersucht wird. Reines Interesse. Zuckertests, zahlreiche Ultraschalluntersuchungen, Blutkontrollen, CTGs ließ ich über mich ergehen.  Ja, ich muss sagen, eigentlich habe ich mich nie so richtig doll auf die Termine gefreut. Der lange Laufweg dort hin,  die Wartezeit empfand ich eher als lästig. Und beim Schallen konnte ich ja sowieso nie so genau hinsehen, weil wir uns vom Geschlecht des Kindes überraschen lassen wollten. Ungefähr ab der zweiten Hälfte machte ich die Vorsorgen im Wechsel bei meiner Hebamme und beim Arzt. Das war für mich dann etwas entspannter und wir konnten die Hebamme ein wenig besser kennen lernen, die uns im Wochenbett betreuen sollte.

Was ich mir jetzt wünsche.
– Mehr Selbstbestimmung.

Mit der jetzigen Schwangerschaft möchte ich alles ein wenig anders machen. Von Anfang an war mir klar, trotz meiner Fehlgeburt, dass ich diesmal komplett auf meinen Körper vertrauen möchte, mehr auf mich und meine weiblichen Antennen. Alles soll entspannter sein, weniger Kontrolle durch Andere, mehr selbstbestimmt. Mein Körper gibt mir Signale, auf die ich diesmal ganz bewusst erstmal selbst hören und nicht direkt den Arzt konsultieren möchte. Ich glaube wie viele von euch sicher auch, dass wir Frauen nämlich ganz gut selbst wissen, was mit unserem Körper los ist – wir müssen uns nur wieder mehr vertrauen, mehr in uns hineinspüren. Wir Frauen sind meist so sensibel für kleinste Veränderungen, für unseren Körper, warum nicht in der Schwangerschaft auf dieses Gefühl vertrauen? Ich möchte mich nicht mehr in ärztliche Hände geben und mich nur auf diese verlassen, den Doc mit Fragen löchern (Ist das Baby gesund? Ist es schlimm, dass ich so oft Kopfschmerzen habe? Kann es dem Kind schaden, wenn ich Sport mache?), schließlich bin ich nur schwanger und nicht krank. Stattdessen gibt mir mein Körper Antworten auf meine Fragen, zeigt mir, was mir gut tut und was ich brauche – setzt mir aber auch Grenzen Halt, stop! Das war zu viel!, auf die ich lernen muss zu hören. Grenzen wahrnehmen und Ängste ziehen lassen. Ja, das mag ich, das fühlt sich gut an.
Und noch etwas: Mein Bauchgefühl sagte mir früh, dass ich nicht in einer Klinik entbinden möchte. Meine Gedanken dazu habe ich hier bereits niedergeschrieben.  Deshalb ging ich auch nicht erst zum Arzt und suchte dann eine Hebamme, sondern anders herum – der erste Schritt in Richtung Selbstbestimmung. Die Anzeichen und der positive Schwangerschaftstest waren für mich zu diesem Zeitpunkt Bestätigung genug, da brauchte es für mich keinen Ultraschall. Zumindest vorerst nicht. Also befragte ich Google explizit nach „Hebamme Hausgeburt Köln“ und klickte mich durch die verschiedenen Websites. Gar nicht so einfach, dabei war ich wirklich noch einigermaßen früh dran mit der Suche, gerade einmal in Schwangerschaftswoche fünf. Bei Samuel suchte ich meine Hebamme ca. in der 10. Woche und fand gerade noch so eine. Mit der aktuellen Lage hat sich die Situation noch verschärft. Oft hilft hier übrigens das Hebammennetzwerk des jeweiligen Landkreises. Schließlich blieb ich bei einer Seite hängen, einer Frau, die mir auf Anhieb sympathisch war. Die Frau auf dem Foto lachte in die Kamera und sah jung aus. Herzlich irgendwie. Ich kann diese Gefühle so gut nachvollziehen. Wie glücklich man doch ist, wenn man eine passende Person gefunden hat!

Hebammenvorsorge in der Schwangerschaft.
– mit der richtigen Hebamme.

Die richtige Hebamme zu finden ist für mich diesmal besonders wichtig. Noch wichtiger als bei Samuel damals. Ich möchte nämlich nach Möglichkeit auf fast alle Arzttermine in der Schwangerschaft verzichten und die Vorsorgen von meiner Hebamme machen lassen. Sie wird also über ein Jahr in Abständen Zeit mit uns verbringen, meine Schwangerschaft, meine Geburt und uns als vierköpfige Familie durchs Wochenbett begleiten. Ich vertraue mich ihr an und wenn unser Wunsch einer Hausgeburt sich tatsächlich erfüllen lässt, wird diese Person in einem der intimsten Momente meines Lebens bei mir sein. Umso wichtiger also, dass sie nicht nur kompetent ist, sondern wir uns auch verstehen. Sympathisch sollte sie sein. Wärme ausstrahlen, die richtigen Worte finden – kurz: zu uns passen.

Ja, wir sehen unsere Hebamme nun regelmäßig und ich lasse alle Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt wegfallen. Nur zum Ultraschall in der 20./21. Woche werde ich wohl noch gehen, dazu habe ich mich mittlerweile entschlossen. Wir wollen wenigstens ein Mal abklären lassen, ob wirklich alles in Ordnung ist mit dem Baby.  Wenn nämlich etwas Absehbares sein sollte, dann  würde ich auf die Hausgeburt gegebenenfalls verzichten und stattdessen in einer Klinik mit Kinderklinik entbinden, um dem Baby eine bestmögliche Erstversorgung zu gewährleisten.  Das sind aber alles hypothetische Maßnahmen, die ohnehin nur eintreten, wenn beim Organultraschall etwas auffällig sein sollte. Und davon gehe ich nun einfach mal nicht aus.

Welche Vorsorge ist notwendig?

Außerdem entscheide ich bei jeder Untersuchung nun selbst, ob ich sie wirklich für notwendig und sinnvoll halte. Darunter fallen beispielsweise der Abstrich für B-Streptokokken, der Glucosetoleranztest (auch Zuckertest genannt) und sämtliche Ultraschalluntersuchungen. Dazu tausche ich mich vorher immer mit meiner Hebamme aus, die mir alles genau erklärt und informiere mich zusätzlich im Internet über die Sachverhalte. Ich weiß daher um die Notwendigkeit, Risiken und Wirkungen der einzelnen Vorsorgeuntersuchungen besser bescheid als in meiner ersten Schwangerschaft. Wieder ein bisschen mehr Selbstbestimmung. Und wieder merke ich, dass ich mich damit besser fühle.

Ich bin mir sicher, dass diesmal alles völlig anders sein wird und ich merke jetzt schon, wie unterschiedlich ich die Dinge im Vergleich zu meiner ersten Schwangerschaft wahrnehme. Eine hebammengeleitete Vorsorge ist genau das, was mir jetzt gut tut. Natürlich muss das jede Frau selbst entscheiden, aber für mich ist das der richtige Weg. Ich bin noch entspannter und viel mehr bei mir selbst. Das fühlt sich gut an und ich fühle mich sehr wohl mit dieser Entscheidung.

Alles Liebe,
Jasmin