Eine Hausgeburt zu planen ist, zumindest bei uns in Deutschland, alles andere als normal. Zum Glück scheint dieses Thema aber nicht so kontrovers wie Impfungen zu sein (oh lord!). Trotzdem, immer wieder bekomme ich Kommentare von Leserinnen darüber, wie mutig ich wäre, eine Hausgeburt zu planen. Dabei würde nach meiner bisherigen Erfahrung eine Geburt im Krankenhaus weitaus mehr Mut erfordern als eine Hausgeburt – schlimmer geht’s (für mich) nämlich kaum. Ob eine Hausgeburt nun mutig ist oder nicht, das will ich hier aber gar nicht beurteilen. Für mich ist es viel mehr als das: Vertrauen. Vertrauen in den eigenen Körper, das Baby und die Menschen, die mich bei diesem Vorhaben unterstützen.

There is no place like home. 

Für manche mag eine Hausgeburt seltsam oder nicht umsichtig genug erscheinen; aber ich fühle mich so viel zuversichtlicher, in meinen eigenen vier Wänden, meinem gewohnten Umfeld, zu gebären – vor allem wenn ich das kalte Krankenhaus voller unbekannter Dinge und grellem Licht vor meinem inneren Auge aufblitzen sehe. Zu hause ist es eben doch am schönsten, oder wie sagt man? Ich bin dort mit allem vertraut, kann mich fallen lassen und mich vollkommen entspannen. Natürlich habe ich mich vorher gründlich informiert und hatte einige Kriterien, die erfüllt sein mussten, so dass ich mich mit dem Projekt Hausgeburt sicher fühlte.

Der Partner.

Wenn mein Kind zur Welt kommt, ist in meiner Vorstellung immer mein Partner an meiner Seite. Das ist mir wichtig, denn schließlich weicht Niklas während der Schwangerschaft zehn Monate nicht von meiner Seite – warum sollte er also bei der Geburt nicht dabei sein? Und weil ich mir meinen Partner als Unterstützung an meiner Seite wünsche, musste er natürlich mit dem Gedanken das Baby zu Hause zu bekommen einverstanden sein. Wäre er das nicht gewesen, weiß ich nicht, ob ich mich wirklich auf dieses Abenteuer eingelassen hätte. Aber Niklas ist sehr offen für alles, wir haben ein paar Mal über das Thema gesprochen und als er merkte, wie wichtig mir das war, stimmte er zu. Ich glaube, mittlerweile freut er sich richtig auf die Geburt und all das drum herum, diese neue Erfahrung. Das stärkt mich und gibt mir Halt.

Die Hebamme.

Die Hebamme ist mir neben meinem Partner die wichtigste Person. Ich habe sie mit Bedacht gewählt und sie ist nun regelmäßig  in der Schwangerschaft an meiner Seite. Nein, eigentlich sind es zwei Hebammen, denn zur Geburt bringt sie immer eine Kollegin mit. Diese wird sich zwar im Hintergrund aufhalten, ist aber gegebenenfalls sofort zur Stelle. Ein sehr beruhigender Gedanke. Aktuell kann ich mir nämlich keine Alleingeburt vorstellen, würde also nicht gezielt eine Hausgeburt ohne Hebamme wählen. Natürlich kann es immer sein, dass die Hebamme es nicht rechtzeitig zur Geburt schafft und Niklas das Kind dann zur Welt bringen muss – aber das kann auch genauso auf dem Weg ins Krankenhaus passieren (und ist zudem ziemlich unwahrscheinlich).
Die Wahl einer Hebamme ist nicht leicht – eine zu finden, die zu einem passt, noch weniger leicht. Bei uns war die Suche zum Glück schnell beendet und wir haben eine ganz wunderbare Frau an unserer Seite, mit der ich seit Beginn der Schwangerschaft in Kontakt stehe. Regelmäßig führt sie die Vorsorgen durch und lernt mich und mein Baby schon jetzt recht gut kennen. Ich bin mir sicher, dass das eine gute Basis für die geplante Hausgeburt schafft. Meiner Hebamme vertraue ich, ja ich vertraue ihr mein Leben und das meines ungeborenen Kindes an. Denn ich glaube, dass sie unter der Geburt die richtigen Entscheidungen treffen wird und mich im Zweifel in die Klinik verlegen würde. Medizinische Intervention lehne ich nicht gänzlich ab, aber eine Geburt ist keine Krankheit. Im Ernstfall würde ich immer den Weg in eine Klinik auf mich nehmen und den Ärzten dort vertrauen aber bis dahin schenke ich mein Vertrauen den Menschen, die mich umgeben.

Plan B.

Es muss einen Plan B geben – ohne Plan B, ohne mich! Deshalb informieren Niklas und ich uns vorher über eine Klinik, falls die Hausgeburt doch nicht möglich ist. Und wir machen einen Notfallplan, was dann mit Samuel geschieht und und und. Eine Klinik für den Ernstfall befindet sich in der Nähe. Würde ich weiter entfernt von einer Klinik wohnen, so dass ich im Ernstfall lange unterwegs wäre, weiß ich nicht, ob ich mir eine Hausgeburt zutrauen würde. Ich glaube, da würde ich mir immer die Frage stellen was wäre wenn und hätte kein gutes Gewissen. Aber wir wohnen mitten in Köln, überall um uns herum sind Kliniken und im Notfall wäre ich schnell per Rettungswagen im Krankenhaus. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, sondern bin ganz zuversichtlich, gut versorgt zu sein – egal was kommt!

Selbstbestimmt.

Ich bestimme, wer bei der Geburt dabei ist. Während im Krankenhaus nur eine Person mit in den Kreißsaal darf, kann ich zu Hause selbst bestimmen, ob ich nur den werdenden Vater oder gleich ganzes Empfangskomitee zur Geburt beordern will. Ich möchte, dass Samuel vielleicht sogar bei der Geburt dabei sein kann und sein Geschwisterchen mit auf diese Welt begleitet. Dieser Gedanke erfüllt mich mit unfassbarer Ruhe und Gelassenheit. Keine Frage nach dem wo bringe ich meinen Erstgeborenen unter? Wie lange bleibe ich in der Klinik? Nein, alles ganz selbstbestimmt.

Ich bestimme, wie ich gebäre. Ja! Und ob! Im Krankenhaus blieb mir da nämlich nicht viel Wahl. So, Frau Nimmerland, jetzt bitte fest pressen. Da lag ich also, auf der harten Liege, die Beine breit und drei Leute glotzten mir auf mein intimstes Stück Körper – eine davon habe ich zwei Minuten vorher zum ersten Mal in meinem Leben gesehen. Äh, ok und wo bleibt meine Entscheidungsfreiheit? Nix. Es gab keine.
Ich bin mir sicher, dass ich zusammen mit meiner Hebamme da ganz nach meinen Wünschen entscheiden kann – das hat sie mir zugesichert und war für mich ganz wichtig, vorab zu klären. Vielleicht ermutigt mich meine Hebamme, den Kopf meines Babys zu fühlen, vielleicht wechsle ich die Position unter der Geburt. Und wenn das Baby da ist, kann ich es selbst halten, während die Hebamme alle Vitalfunktionen Überprüft – mein Baby wird mir nicht sofort entrissen und schreiend auf eine kalte Krankenhausunterlage gelegt. Nein, ich werde da sein und es halten, es beschützen. Ich weiß, dass all diese Dinge auch in einem guten Krankenhaus möglich sind, aber leider habe ich bei Samuel andere Erfahrungen gemacht.

Letztlich gilt, dass jede Frau selbst entscheiden muss, mit welchem Geburtsort sie sich am wohlsten, sichersten und geborgensten fühlt. Mir hat es geholfen, tief in mich hinein zu spüren und meine Ängste gegeneinander abzuwiegen. Sich über die Voraussetzungen bei einer Geburt ganz bewusst zu sein, kann mit Sicherheit bei der Entscheidungsfindung helfen.

Alles Liebe,
eure Jasmin