Wenn ein Baby geboren wird, dann hält das einen ganz besonderen Zauber inne. Und auch wenn man als Eltern weiß, dass eine aufregende und besonders anstrengende Zeit mit einem Neugeborenen auf einen zukommt, freut man sich auf das kleine Wesen, auf all die schönen Momente. Doch was ist, wenn aus der vermeintlichen Idylle plötzlich die Hölle wird? Wenn das Baby Stunde um Stunde, Tag um Tag schreit und scheinbar nie zufrieden ist? Wenn kein Stillen, kein Herumtragen, kein Kuscheln  aus der Anspannung hilft? Ein Schreibaby zu haben, kann die Eltern an den Rand der Verzweiflung bringen. Eltern fühlen sich oft allein gelassen und hilflos. Das Problem: viele Ärzte diagnostizieren Koliken, dabei liegt die Ursache oft beim Baby selbst. Es muss zwischen den Schlafphasen die neuen Reize verarbeiten, lernen anzukommen in der großen neuen lauten kalten Welt und all das ist oft zu viel für diese kleinen Wesen.

schlaf-baby-schlaf

Sandi ist Mama von drei Kindern. Lily ist ihre Älteste. Lily war von Beginn an anders, schnell war klar, dass sie unter einer Regulationsstörung leidet. Sie schrie viel und ausdauernd und Sandi war längst klar: Ich habe ein Schreibaby. Heute blickt sie auf ein kleines Mädchen, das gedeiht wie jedes andere Kind auch, aber das sehr sensibel auf ihr Umfeld reagiert. Sandi erzählt euch heute, wie es ihr die ersten Jahre mit ihrer Tochter Lily ergangen ist. (An dieser Stelle spreche ich eine Triggerwarnung aus.)

Mein Kind schläft. Es hat die Augen geschlossen, der Atem ist ruhig und gleichmäßig, die noch kurz vorher angespannten Fäustchen lassen nun die Finger schlaff herunterhängen. Alles an ihm ist entspannt. Nur ein paar Schweißperlen auf seiner und meiner Stirn zeugen noch vom ‚Kampf‘ mit dem Sandmännchen.
Entspannung. Ich sollte sie jetzt auch fühlen. Denke ich. Aber im gleichen Moment schießen mir eine Vielzahl an Dingen in den Kopf, die es jetzt zu tun gibt. Jetzt, wo ich einmal Zeit habe etwas ohne 8 Kilogramm Paket an mir zu erledigen.

Ich hetze in den Keller, mache die Wäsche – das geht so schlecht mit Baby in der Trage. Die Spülmaschine wäre auch noch dran. Aber Halt! – das Geklapper mit dem Geschirr könnte ihn wecken. Bloß nicht diese heiligen 30 Minuten stören, die uns bleiben. Das ist die oberste aller Regeln. Denn nicht nur ich brauche diese Turbopause. Auch der Mini wäre jetzt ohne Powernap kaum zu ertragen.

Ich bringe den Müll nach draussen. Auch etwas, das mit Baby einfach weit umständlicher ist. Ich räume rasch die Papierschnippsel vom Boden, die mein großer Sohn kurz vorher verteilt hat. Auch das unterm Tisch kriechen ist ohne Baby weit einfacher. Da fällt mir ein: Exklusivzeit. Ja die zwei Großen. Sie spielen gerade zusammen mit der Eisenbahn. Ich gehe zu ihnen, frage ob wir gemeinsam was lesen sollen. Beide strahlen- ja! Es wird demokratisch über ein Buch entschieden. Wir kuscheln uns aufs Sofa, Lily muss noch die Decke über uns alle legen, Füße werden sortiert. Wir liegen… ich lese den ersten Satz, höre die Uhr… tick tack… . Dann höre ich den Mini. Wie ein gut eingestellter Wecker. Er ist wach.

Ich weiß nicht, wer diesen Satz einmal geprägt hat: „Schlafen wie ein Baby.“ Wenn man damit meint, dass man eine halbe Ewigkeit braucht zum einschlafen, vor lauter Müdigkeit fast überschnappt, dann mit viel Geschaukel und Gesumme einschläft, um nur wenig erholt nach 30 Minuten wieder hochzuschrecken- ja dann kann ich das wohl so unterschreiben.
Schlaf war bei meinen Kindern schon immer etwas das hart erarbeitet werden musste. Nicht weil man selbst wollte, dass die Kinder endlich schlafen und man mal seine Ruhe hat., sondern weil alle meine Kinder als Babies ein hohes Schlafbedürfnis hatten, allerdings das Abschalten irgendwie ohne stundenlanges Weinen und viel Einsatz von Mama und Papa unmöglich schien. Meine so naive Vorstellung von friedlich schlafenden Kindern, wurde schon von Lily kurz nach der Geburt gecrashed. Liegen die Pampersbaby in der Werbesendung immer völlig entspannt im Bett, musste man meinen Kindern- gepuckt bis an die Zähne- meist noch die Augen mit einem Spucktuch bedecken, um ihnen jegliche Reize zu nehmen, die sie am einschlafen stören könnten.

Heutzutage wissen wir so viel- über das Schwanger sein, über die Geburt, über das Stillen, das erste Babyjahr, die Beikost, die Kleinkindererziehung. Noch vor 50 Jahren hatte niemand von Symphysenlockerung, Hypnobirthing, Stillproben, Baby Led Weaning, Attachment Parenting und Co-Sleeping gehört. Und soweit müssen wir eigentlich gar nicht zurückgehen. Auch erst vor 30 Jahren, die Generation unserer Mütter, hatten beispielsweise noch die wenigsten Ahnung von postnatalem Beckenbodentraining und Rückbildungskurse, die heute selbstverständlich sind, gab es nur vereinzelt.  Wir wissen heute alles, haben jeder Zeit Zugriff auf Unmengen von aufgeschriebenem Wissen. Selbst um zwei Uhr nachts, wenn der Nachwuchs nicht schlafen kann, die Brust ablehnt und nur schreit, kann Dr. Google schnell zu Rate gezogen werden. Das Elternsein ist zu einer Wissenschaft geworden, einer Wissenschaft die mit jeder Menge theoretischen Konzepten protzt. Wir wissen alles und doch nichts!
Denn was den meisten von uns fehlt, sind Erfahrungswerte. Ehrliche, lang bewährte Erfahrungen, Tipps und Hilfestellungen. Damit meine ich nicht die unzähligen Mama-Forum Berichte, bei denen 20 User die eine Meinung vertreten bzw. von Ähnlichem berichten, während 23 andere genau das Gegenteil behaupten erlebt zu haben. Ich meine das Wissen von Mamagenerationen der eigenen Familie, ehrliche, herzensnahe Geschichten aus und mit denen man lernt. Vor allem lernt, auf sich selbst und seine Intuition zu vertrauen und nicht auf den Beitrag einer unbekannten Internetpersönlichkeit.

Ich bin Kinderkrankenschwester und als ich zum ersten Mal schwanger wurde, dachte ich, dass ich wüsste, was auf mich zukommt. Ich hatte Schwangere betreut, ich hatte Babys, Neugeborene, sowie Frühchen gepflegt, ich war im OP bei Kaiserschnitten dabei. Ich dachte, klar, wenn das eine kann, dann ich. Weit gefehlt. In einer Familie die zwar groß und in einigen Ecken auch kinderreich ist, war ich in meiner Generation die erste und bin es noch. Alle waren begeistert, freuten sich. Ich bekam auch die ein oder anderen Tipps, aber die kamen spärlich und aus Richtungen, aus denen ich sie nicht haben wollte. Meine Mutter selbst meinte, sie könne sich an die Schwangerschaft nur dahingehend erinnern, dass sie es genossen hatte und es wunderschön war. Mehr Details kamen kaum ans Licht, da die irgendwo im Laufe der Zeit auf der Strecke geblieben waren. Da meine Mutter noch dazu zwei Kaiserschnitte hatte und mich und meine Schwestern nur kurz gestillt hatte, war mir klar, ich muss irgendwie an mehr Fach- bzw. „Mitten-aus-dem-leben-Wissen“ kommen. Also entdeckte ich die oben genannten Mutti Foren im Internet für mich und konnte dort nach Herzenslust meine Fragen stellen und mir die unterschiedlichen Antworten ansehen. Ich genoss das eine Zeit lang. Hatte ja auch nichts zu tun in dieser Zeit. Aber so konnte ich mich dann auch ganz schnell durch Kommentare verwirren und verunsichern lassen und verlor den Kontakt zu meinem eigenen Mamainstinkt immer mehr. Ich wühlte also meinen Weg durch den Mutti Dschungel und als meine Tochter das Licht der Welt erblickte, das Stillen klappte und alles gesund schien an ihr und mir, war alles gut.

Bis der Kampf begann.

Schreibabys lassen Eltern verzweifeln

Schon in der ersten Nacht im Krankenhaus schrie Lily so laut und ausdauernd, trotz sofortiger Bedürfnisbefriedigung oder besser gesagt dem Angebot dessen, welches sie aber nur weiter schreiend ablehnte. Die Schwestern sagten, sie wäre noch nicht ganz angekommen und brauche Nähe. Ich war mehr als bereit ihr diese Nähe zu geben, hätte sie am liebsten wieder in den Bauch gepackt, aber nichts wollte helfen. Da ich in einem 3-Bett-Zimmer lag und eine komplizierte 30 h Geburt hinter mir hatte, meinte die Schwester irgendwann, dass sie Lily für ein Stündchen bis zum nächsten Mal Stillen mit nach Draußen nähme. Fertig wie ich war, willigte ich ein, bzw. lehnte nicht ab, denn zum Argumentieren fehlte mir jegliche Kraft. Ich fiel umgehend in einen komatösen Schlaf, wachte keine Stunde später auf und sah mein Kind nicht. Ich drückte die Klingel und sie wurde mir gebracht… schlafend. Ich fühlte mich so schlecht beim Anblick meines schlafenden Kindes. Nicht ich war es, die es in den Schlaf gewiegt und getröstet hatte, sondern eine Fremde und das noch mit Erfolg. Schuldgefühle kamen auf… Ich hatte meine neugeborene Tochter weggeben. Einfach so.

Dieses Muster scheint ein immer wiederkehrendes Beziehungsmuster von mir und meiner Tochter zu sein. Ganz persönlich. Und doch, wie ich finde und erlebe, übertragbar auf viele andere Mama-Kind Beziehungen. Wir haben alle ein Beziehungsmuster mit unseren Kindern. Ein immer wiederkehrendes ganz individuelles Thema, das wir nicht immer sofort als dieses identifizieren, aber oft liegen dort die Wurzeln für viele Konflikte und Probleme.

Meine Tochter brauchte noch lange, um auf dieser Welt anzukommen. Schnell geisterte der Begriff „Schreikind“ in meinem Kopf, bald darauf sprach es meine Hebamme aus und nach vier Monaten ohne den berüchtigten Babyschlaf, ohne entspanntes gemeinsames Kuscheln und mit oft unstillbarem Geschrei, bestätigte es auch die Dame von der Schreiambulanz. Von dieser Seite bekam ich Verständnis, Zuspruch, die Damen kannten sich aus. Von anderen Seiten, wie manchen Bekannten, anderen Muttis oder auch Teilen der Familie bekam ich zu hören: „Babys schreien nun mal!“ Als wäre ich selbst schuld, als hätte ich mich auf meinen neuen ‚Muddi Posten‘ nicht richtig vorbereitet. „Babys gibt es eben nicht mit „Laut“ und „Leise“ Regler.“ „So ein Kind hat eben mal Bauchweh und Hunger und muss das dann verkünden.“ Ich weiß nicht was diese Leute dabei dachten?! Vielleicht dass ich antworte: „Ehrlich? Oh Mann, das war mir neu. Mensch ich glaub ich gebe Lily wieder zurück. Ist mir zu anstrengend das Mama-sein. Werde doch lieber Prinzessin.“ Witzig war es teilweise schon fast, wie die Umwelt reagierte, wenn Lily dann in eine Schreiattacke verfiel. Danach verstummten die meisten dummen Sprüche. Jeder hörte und sah, dass es sich hier nicht um einen Wachstumsschub, einen Zahn oder Bauchweh handelte. Man hörte, sah und konnte die Verzweiflung von Lily und mir fast schon spüren.

Ich gebe es zu- ich war überfordert. Ich war überfordert damit, dass ein so kleines Baby nicht schlafen kann und will. Ich war überfordert damit, dass all meine Liebe nicht ausreichte, mein Kind zu beruhigen. Ich war überfordert, dass ein so kleines Kind sich gegen Körperkontakt und Kuscheln wehren kann, weil es zu durcheinander und überfordert ist mit dieser Welt, dass es keine ruhige Minute hat. Ich war überfordert.

Mein Mann, der pendelt und von morgens früh bis abends spät unterwegs ist, bekam nur an den Wochenenden mit welche Probleme und Unwegsamkeiten ich zu meistern hatte. Er unterstütze mich so gut es ging, aber auch seine Akkus waren nach einer harten Arbeitswoche leer und es war schwer sich in unseren, über die Woche erarbeiteten Rhythmus mit all seinen festen und verzweifelt durchgeführten Ritualen einzufinden.
Im Prinzip waren es immer Lily und ich. Lily und ich morgens, Lily und ich mittags, abends und die ganze Nacht. Genau das hatte ich ja gewollt. Wenn sie denn schon mal friedlich einschlief, dann sollte das auch bei mir passieren.

Im ersten Jahr kann ich die Momente, in denen ich Lily auch nur kurz aus der Hand gab, an einer, vielleicht auch zwei Händen abzählen. Hinzu kommt, dass auch die Angebote dazu, nicht allzu häufig kamen. Die meisten Mamas in meinem Alter haben doch selbst Mütter oder Omas die noch Vollzeit arbeiten, da bleibt keine Zeit für Enkelsitting. Auch nicht selten wohnt die eigene Mutter weit weg, hat selbst ein erfülltes und aktives Leben mit Hobbies und Freunden. Das, bitte nicht falsch verstehen, ist auch gut so und soll so sein, macht aber dennoch die Mutterrolle in der heutigen Zeit um einiges schwieriger und zermürbender als es in der Generation war, in der mehrere Frauen unterschiedlichsten Alters unter einem Dach lebten, sich die Kindererziehung und Betreuung teilten und somit nicht alle Last auf ihren Schultern lag!
Im ersten halben Jahr mit Lily fühlte ich mich oft allein. Ich habe Freundinnen, die zur gleichen Zeit ihr erstes Kind bekamen, aber das verunsicherte mich noch mehr. Denn ihre Kinder schliefen, kuschelten, stillten sich ruhig, wenn sie mal weinten und waren durch und durch die Babys, die ich so erwartet hätte. Ich igelte mich also ein, scheute mich vor Gruppen und Treffen, aus Angst ,dort bei einer Schreiattacke von Lily dumm dazustehen. Dadurch spitzte sich aber die Situation noch mehr zu, wie mir die Hebamme meines späteren Sohnes erzählen sollte: gestresste Mama= gestresstes Kind. Klingt logisch. Aber jeder von uns weiß, dass es keinen Knopf gibt, um Stress auszuschalten. Ich war gestresst, allein, ohne Hilfe und ohne den klaren Verstand Hilfe anzunehmen und das übertrug sich immer mehr und mehr auf mein Kind.

Wie ich nach und nach erfuhr, gibt es nicht wenige Eltern mit Schreikindern oder wie es Fachleute heute gerne ausdrücken „Kinder mit Regulationsstörung“. Ich schrieb mit einigen über das Internet. Durchweg alle beschrieben sich als hilflos und vor allem kannten sie alle das Gefühl, unfähig zu sein. Unfähig, sein eigenes Kind zu beruhigen. Was wiederum ein extremes Bedürfnis nach diesem Erfolgserlebnis nach sich zieht und somit ein aus der Hand geben des Kindes eher verhindert. Ein absoluter Teufelskreis. Man fühlt sich selbst als Experte für sein Kind. Klar, man hat es ja monatelang genauer studiert als manch BWL Student das BGB, aber wenn man es dann doch mal versucht und eine völlig entspannte, unvoreingenommene, nicht vorher instruierte Person das Kind nimmt, wird man meist erleben, dass dieser Mensch vielleicht mehr Kapazität frei hat und seine Ruhe auf das Kind übertragen kann. Das ist auch auf jede Mama und jeden Papa umsetzbar. Schreikind hin oder her. Auch ausgeglichenere Babys haben schwierige Tage, schwierige Phasen und somit auch gestresste und bis zum Anschlag belastete Eltern, denen es genauso gehen kann. Nur ist meist die Dauer und Intensität dieser Phasen nicht wie bei Kindern mit Regulationsstörung.

Was ich im Grunde genommen sagen will, ist nicht, dass ein Schreikind erst von der Mutter zu einem solchen gemacht wird, aber dass es die Situation definitiv verschärft, wenn man sich nicht mehr entspannen kann und man in einen Teufelskreis gerät. Wenn die Mutter immer verzweifelter und ausgelaugter, dünnhäutiger wird, so wird es das Kind auch. All der Druck, von außen, wie von innen, erzeugt ein solches Spannungsfeld in einem, dass jegliche natürliche Mamainstinkte und das Unbeschwerte am Mama sein verloren gehen.
Auch früher, zu der Zeit in der es meist diesen familiären Halt durch Frauen verschiedenster Generationen im Haus gab, gab es laute, schwierige, unruhige Kinder, aber ich bin mir sicher, dass es damals in den meisten Fällen nicht als so belastend, so ausufernd erschöpfend empfunden wurde, da Entlastung greifbar und auch völlig normal war.
Darüber hinaus sieht sich eine Mutter heute nicht nur tausenden von Tipps und einem geballten Expertenwissen gegenüber, sondern auch hohen Ansprüchen, die die Gesellschaft an sie stellt. Eine Mutter hat für ihr Kind da zu sein, soll es nicht überbetüddeln, sie soll stillen, aber bitte rechtzeitig den Absprung schaffen, sonst stillt man das Kind ja noch bei der Einschulung. Sie soll kurz nach der Geburt wieder körperlich top in Schuss sein und auf sich achten, aber bitte nicht zu Lasten des Kindes. Sie soll eine verständnisvolle und liebevolle Ehefrau sein und weiterhin ihren Interessen nachgehen, aber bitte nicht das Kind/ die Kinder dafür abschieben. Sie soll beruflich wieder voll durchstarten, aber wie schon erwähnt immer für ihre Kinder da sein. Wozu ist sie denn sonst Mutter geworden? All diese Ansprüche, Widersprüche tragen zu diesem permanenten Anspannungszustand bei. Dauernd fühlt man sich getrieben, angetrieben die bestmögliche Mutter und Frau zu sein und versagt dabei auf ganzer Linie, ja, kann nicht mal sein eigenes Kind beruhigen. Geschweige denn all diese Widersprüchlichkeiten erfüllen.

Fragt euch mal selbst! Wenn ihr traurig, verängstigt, verunsichert seid und jemanden braucht, der euch beruhigt. Gelingt das dann jemandem, der selbst innerlich nicht zur Ruhe kommt und womöglich traurig, verzweifelt und müde ist?! Der selbst seit Tagen, Wochen oder Monaten kaum schläft, nicht einmal auf dem Klo eine Minute Ruhe hat, der permanent unter Strom steht?! Ich glaube kaum.

Bei meiner Tochter wurde es mit dem Schreien und dem Kampf um den Schlaf in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres langsam besser. Dennoch trauerte ich ein wenig, um diese schöne, unbeschwerte Neugeborenenzeit, die angeblich so voller Kuscheln und Ruhe und Nähe ist, die uns aber kaum bis gar nicht gegeben war. Ich dachte damals: beim zweiten Kind wird es anders, es wird besser, niemand bekommt zwei Schreikinder und wenn doch weiß ich viel mehr, als zu Beginn mit Lily. Lily wuchs also heran und blieb ein sensibles, ins sich selbst aufgewühltes Kind. Ich bin mir auch sicher, das wird immer Teil ihres Charakters sein. Und das ist auch gut und schön so, denn sensibel zu sein, hat ja auch sein Gutes.
Ich wurde wieder schwanger und zwei Monate vor Lilys zweitem Geburtstag kam mein Sohn Theo auf die Welt.

Wenn dein Baby auch viel schreit, dann such dir Hilfe. Die Belastungsgrenze eines jeden Einzelnen ist unterschiedlich und es ist absolut in Ordnung, wenn du Hilfe annimmst, bevor diese erreicht ist. Schäm dich nicht für deine Verzweiflung und Hilflosigkeit, es ist in Ordnung, wenn du dich so fühlst. Vielleicht kann dich jemand im Alltag unterstützen, Familie oder eine Freundin, und die Einkäufe erledigen oder eine Maschine Wäsche waschen, damit du Luft zum Atmen hast. DU bist nämlich wichtig, es ist wichtig, dass DU an der Situation nicht kaputt gehst, denn dein Baby braucht dich.
Abseits von deinem Umfeld findest du außerdem Hilfe auf nachfolgenden Websites und in einer Schreiambulanz.

schlaf-baby-schlaf

Wie es mit Sandi weiter geht, erfährst du im nächsten Beitrag.

Alles Liebe,
deine Jasmin