Unser Löwenjunge geht nun bereits seit August in den Kindergarten. Sechs Monate sind seit dem ersten Tag dort vergangen und seither hat sich nicht nur unser Alltag, sondern auch unser Samuel sehr verändert. Mir war klar, dass der Start für die Fremdbetreuung nicht ganz optimal liegt, so kurz nach Mios Geburt. Gerade einmal einen Monat konnte sich Samuel an sein Brüderchen gewöhnen und dann kam mit dem Kindergarten eine neue riesige Veränderung und Herausforderung auf ihn zu. Meine Ängste, dass er sich abgeschoben fühlen könnte, habe ich damals einfach versucht, bei Seite zu schieben und auf eine gute Eingewöhnung vertraut. Ein Start zu einem anderen Zeitpunkt wäre leider erst ein Jahr später möglich gewesen. Trotzdem wollten wir es versuchen, zum einen, um mich im Alltag mit Baby und Studium zu entlasten und zum anderen, weil wir uns sicher waren, dass Samuel bereit für den Kindergarten wäre. (Mehr dazu habe ich hier geschrieben.)

Vor der Eingewöhnungsphase war die Welt noch in Ordnung
Bei uns in Köln sind die Kitas leider alle sehr ausgelastet, daher hat man schon Glück, wenn man überhaupt einen Platz bekommt. Wir haben einen Platz bei uns in der Uni-Kita angeboten bekommen und waren nach der Besichtigung sehr glücklich darüber. Die Kita-Leitung zeigte uns die Einrichtung, Samuel lief durch die damals kinderleeren Räume und freute sich. Sogar einen Schlafraum gab es. Wir waren also positiv gestimmt und blickten der Eingewöhnung in die Kita relativ gelassen entgegen. Ich versuchte mir auch gar nicht allzu viele Gedanken zu machen, weil ich mir sicher war, dass Samuel meine eventuelle Unsicherheit oder Angst spüren würde.
Die Eingewöhnung
Direkt vorweg: in der Eingewöhnung liefen einige Dinge nicht ganz so optimal. Es gab keinen Bezugsbetreuer für die Kinder, was dem System der Einrichtung und teilweise auch dem krankheitsbedingten Ausfall geschuldet ist. Außerdem wurden sehr viele Kinder gleichzeitig eingewöhnt, was die Situation für alle sehr schwierig machte.
Ich kann mich noch genau an den ersten Tag erinnern. Wir sollten erst um neun Uhr da sein und liefen alle vier zusammen zur Kita (Mio lief natürlich nicht, der lag gemütlich im Wagen). Vor uns spazierte der glückliche vorfreudige Samuel und auf seinem Rücken wippte der Rucksack fröhlich auf und ab.
Als wir in der Einrichtung ankamen, wurden wir freundlich empfangen, allerdings war ich überrascht, wie wuselig alles war. Es wurden neun Kinder gleichzeitig eingewöhnt – nur ein einziges Kind aus der bisherigen Gruppe war noch da, alle anderen waren in die Ü3 -Gruppe gewechselt. Somit gab es für kein einziges Kind einen geregelten Alltag, sondern für alle war die Situation neu. Samuel wurde auch sehr lange Zeit häufig mit falschem Namen angesprochen, was ich sehr schade fand.
Eigentlich dachte ich, dass die Kita nach dem Berliner Modell eingewöhnen würde, fand uns dann aber auf dem Flur zwischen all den anderen Eingewöhnungs-Eltern wieder. Uns wurde gesagt, dass wir auf keinen Fall den Gruppenraum betreten, sondern das Kind höchstens mit zur Tür begleiten sollen. Darüber war ich etwas verdutzt, denn ich dachte, dass ich mein Kind in den ersten Tagen begleiten dürfte, bis es sich ein wenig an die neue Umgebung gewöhnt hatte. Die Erklärung der Erzieherinnen schien mir dann aber doch plausibel: die Kinder lösen sich schneller von den Eltern, wenn sie wissen, dass diese nicht mit ihnen spielen. Das sollen hier in der Einrichtung die Erzieher machen. Heute weiß ich, dass damit mein Kind von Beginn an unter Druck gesetzt wurde. Vielleicht reagieren andere Kinder in einer solchen Situation anders, aber für Samuel war es sehr schwer. Weshalb soll mein Kind sich schnell lösen? Ist es nicht besser, wenn es sich gern löst, weil es Vertrauen zu einer Bezugsperson / Erzieherin aufgebaut hat -auch wenn das vielleicht ein bisschen länger dauert, als wenn es sich lösen muss? Am ersten Kita-Tag lockte eine der Erzieherin erfolgreich mit dem großen Waschbecken im Waschraum und damit hatte sie unseren Samuel überzeugt, mit in die Gruppe zu kommen.
In den ersten Tagen waren wir immer nur relativ kurz in der Einrichtung, meistens ging Niklas mit ihm hin, weil mir die Eingewöhnung dank Wochenbetthormonen doch relativ schwer fiel. In der ersten Woche klappte die Eingewöhnung noch wie am Schnürchen, Samuel ging in die Gruppe, spielte mit dem Bagger, der dort stand und kam nur ab und zu mal schauen, ob Niklas oder ich noch da waren. In der zweiten Woche dann der Rückschritt. Samuel betrat zwar den Gruppenraum hin und wieder, spielte dann aber lieber allein auf dem Flur zwischen unseren Füßen (wir sollten ja nicht mit ihm spielen, nur da sein und gegebenenfalls trösten). Aber auch das besserte sich wieder und so sollten wir dann auch mal zwischendurch nach Hause gehen für 30 bis 60 Minuten und ihn danach wieder abholen kommen. Dabei versuchten wir ein kleines Ritual einzuführen und winkten am großen Fenster.
Schließlich kamen die großen Ferien und die Kita war drei Wochen zu. Ganze drei Wochen, in denen wir nur Zeit als Familie hatten und die wir sehr genossen. Es ist doch wunderschön, wenn man mit Baby und Kleinkind einfach freie Zeit hat, die man genießen kann. Uns war aber auch klar, dass wir nach der langen Pause durch die Ferien mit der Eingewöhnung wahrscheinlich wieder von vorn beginnen müssten. Das nahmen wir aber in Kauf, die Wochen vor den Ferien schienen uns wertvoll und wir dachten, dass es jedenfalls nichts negatives haben könnte, wenn er die Einrichtung schon mal kennen lernt.
Tatsächlich war aber kaum eine Veränderung spürbar, Samuel ging gern in den Kindergarten, freute sich morgens darauf und ich blieb nur die ersten Tage noch mit dort. Dann sollten wir die Trennung versuchen, weil alles so gut klappte.
Wenn die Trennung schwer fällt
Ich war optimistisch, dass Samuel die Trennung gut schaffen würde und machte mir keine Sorgen. In den ersten Tagen klappte sie auch super. Ich brachte Samuel hin, er zog sich an seinem Garderobenplatz um und flitzte in die Gruppe. Ich sagte ihm, dass ich nun gehen würde und später wieder käme. Keine Reaktion, aber er hatte mich gehört und wahrgenommen – also ging ich. Alles lief gut und als ich ihn abholte, freute er sich riesig. Laut Aussage der Erzieherinnen weinte er auch nicht während meiner Abwesenheit.
Aber dann kam der große Umschwung. Ich brachte Samuel hin, alles war wie immer, aber er wollte nicht in die Gruppe. Ich ging mit ihm zur Tür und er signalisierte mir ganz klar, dass er dort nicht hinein wollte. Ich redete ihm gut zu, ließ ihm Zeit, denn die hatte ich ja auch. Irgendwann war er soweit. Das machten wir ein paar Tage so, für mich gar nicht schlimm, mit einem Rückschritt hatte ich gerechnet. Nur die Erzieherinnen wollten sich scheinbar nicht noch mal auf eine längere Eingewöhnung einlassen. Eines Morgens, ich brachte Samuel, er fing an zu weinen und ich wollte wie immer warten, bis er von selbst zufrieden in die Gruppe ging, nahm ihn eine Erzieherin auf den Arm und bat mich zu gehen. Samuel weinte und sträubte sich und ich wollte ihn eigentlich nur in den Arm nehmen. Aber die Erzieherin nahm ihn hoch, sagte „Gehen sie, Frau Nimmerland. Gehen Sie einfach, er beruhigt sich dann schon. Machen Sie es lieber kurz und schmerzlos!“ und schob mich damit quasi zur Tür hinaus. Ich war ganz baff – und ging. Wahrscheinlich, weil ich so perplex war. Draußen weinte ich erst Mal und fühlte mich hundeelend.
Das war nicht meine Vorstellung davon, wie es laufen sollte. Das war für mich keine Eingewöhnung in meinem Sinne. Das war nicht meine Vorstellung von bedürfnisorientiert. Was blieb, waren Mamamagenschmerzen und ein großes Fragezeichen. Mit den anderen Mamas war es oft eine ähnliche Situation und wir waren alle ratlos, warum wir gehen sollten, obwohl unsere Kinder weinten. Aber wir vertrauten auf die Kompetenz der Erzieherinnen.
Ich verstehe nicht, warum eine Eingewöhnung bei vielen Einrichtungen mit Tränen verbunden sein muss. Weshalb wird so schnell von den Kindern erwartet, dass sie sich lösen, obwohl die Eltern nicht unbedingt Zeitdruck haben? Ich denke ein/e Bezugsbetreuer/in hätte die Situation für alle erleichtert.
Gescheiterte Eingewöhnung
Wahrscheinlich hätte ich an dieser Stelle stoppen und eine andere Lösung finden sollen. Wahrscheinlich liegt hier auch ein Stück weit der Auslöser für unser jetziges Problem, dass Samuel nicht gern in die Kita geht. Die Eingewöhnung wurde scheinbar nie wirklich abgeschlossen und die Trennung erfolgte abrupt.
Nach einigen Tagen weinte Samuel morgens aber nicht mehr, wenn ich ihn abgab, sondern lief in die Gruppe ohne sich zu verabschieden. Vielleicht war das seine Art mir zu sagen, dass er sauer auf mich war. Vielleicht war es reiner Selbstschutz, um nicht an den Schmerz erinnert zu werden, der ihm widerfahren ist. Ich weiß es nicht. Zurück bleibt jedenfalls mein Kind, das nun zwar in die Kita geht – aber zu welchem Preis?
Was ich heute anders machen würde
Aus heutiger Sicht würde ich vieles anders machen. Ich würde auf meine Bedürfnisse und die meines Kindes mehr eingehen, würde mich nicht mehr unterbuttern lassen und vieles viel früher hinterfragen. Das Gespräch suchen und Samuel mehr Zeit geben. Ich würde mir vielleicht sogar eine andere Kita suchen, die eine für uns geeignetere Eingewöhnung bietet und in der die Kinder nicht so sehr unter Druck gesetzt werden.
Oft fällt es uns schwer, wenn wir Menschen in ihrer Arbeit kritisieren müssen. Vor allem, wenn es um Lehrer und Erzieher geht. Schließlich wollen wir nichts „kaputt“ machen, wollen nicht, dass irgend etwas negativ auf unser Kind zurückfällt, falls sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Aber es ist in meinen Augen vollkommen okay auf sein Bauchgefühl zu hören und Unmut zu äußern. Ich zweifle nicht an der generellen Kompetenz der Erzieher in unserer Einrichtung, aber für mein Kind ging die Eingewöhnung zu schnell von statten und ich hätte mir gewünscht, dass es mit seinen individuellen Bedürfnissen mehr gesehen wird. Natürlich ist das bei neun Kindern nicht immer leicht und dank des Betreuungsschlüssels auch vielleicht zu viel verlangt, aber ich bin am Ende auch nur eine Mutter, die die Verzweiflung im Herzen ihres Kindes spürt.
Und nun?
Nach der gescheiterten (?) Eingewöhnung geht unser Samuel nun leider gar nicht gern in den Kindergarten. Besonders morgens ist er sehr frustriert und weint auch viel, möchte zu Hause bleiben. Wie wir damit umgehen und zu welcher Entscheidung uns das geführt hat, lest ihr im nächsten Blogpost.
Alles Liebe,
eure Jasmin
Liebe Jasmin,
Ich bin selbst Erzieherin und war ganz gespannt auf deinen Post über die Eingewöhnung. Und ich muss sagen, ich bin ehrlich etwas geschockt, wie die Kollegen dort mit dem Thema Eingewöhnung umgegangen sind und kann deinen Unmut unheimlich nachvollziehen. Gerade weil wir im Sommer in der selben Situation waren, nur ein Kind nicht gewechselt hatte und wir auch 10 neue Kinder eingewöhnen mussten. Da zählt es dann Geschick und Planung zu beweisen, die Kinder nicht zur selben Zeit kommen zu lassen, um jeden einzelnen gerecht zu werden. Das die Eltern bei euch nicht einmal mit in die Gruppe durften halte ich für nicht richtig und entspricht auch nicht dem Berliner Modell. Ja, Eltern sollten in der Eingewöhnung nicht mit den Kindern spielen, aber sie sollten im Gruppenraum dem Kind eine Rückzugsmöglichkeit bieten, ihm signalisieren „Hey, wenn du mich brauchst, bin ich für dich da!“ Ein fester Platz, diesen nicht verlassen und wechseln, bis das Kind bereit ist, die Gruppe selbst zu erkunden und es nach und nach nicht mehr den Kontakt zu den Eltern sucht.
Du merkst vielleicht schon, in mir brodelt es etwas.
Ich bin schon sehr gespannt auf deinen darauffolgenden Post bezüglich des Elterngespräches und hoffe vor allem für Samuel, dass er schon ganz bald wieder mit viel Freude in den Kindergarten geht.
Lieben Gruß von einer stillen Leserin ?
Liebe Marie, liebe Jasmin,
ich bin so dankbar für deinen Kommentar, liebe Marie, als Expertin! Denn auch bei mir als Nur-Mama brodelt es, wenn ich diese Zeilen lese. Auch ich habe meine Tochter im Sommer eingewöhnt, mit 2, in eine Kita mit offenem Konzept – das muss ja auch manchmal passen.
Aber es lief ganz, ganz anders. Und sie geht jetzt sehr gerne. Klar gibt es auch mal ein „Mama, ich will nicht in den Kindergarten“, aber wenn wir losgehen, wenn wir da sind, wenn ich gehe – gibt es all das, was du beschreibst, NICHT. Und klar, schöner fände ich sie, wenn ich den ganzen Tag dabei wäre. Fände ich ja auch „schön“ – aber schön wären andere Sachen ja auch.
Ich muss sagen: Jasmin, deine Beschreibung hinterlässt bei mir ein Gefühl wie ein Tatort, bei dem es um Kindesentführung geht. Mulmig, unwohl und ein bisschen Angst. Höre auf dein Gefühl, mach das, was für EUCH das richtige ist, lass dich nicht von anderen (den Erziehern) in eine falsche Richtung drängen. Ja, ich kenne es auch (von meinem und anderen Kindern), dass die Kids mal großes Drama machen und es dann wichtig ist, dass die Mama auch geht, wenn sie das klar gesagt hat – und die Tränen dann wie weggewischt sind. Aber das kommt ein, zwei Mal vor – nicht institutionalisiert. Du bist nicht nur Expertin für dein Kind, du bist auch die einzige, die für es einsteht.
Mir hat es ein gutes Gefühl gegeben, dass die vielen (vielen vielen) Kinder nach und nach eingewöhnt wurden – immer nur 2 bis 3 auf einmal. So hatte ich auch später immer wieder eine Mama als Ansprechpartnerin, die den ganzen Tag dabei war und mir berichten konnte, wie sich meine Tochter verhält. Und zwar genauso, wie es die Erzieherinnen auch beschrieben haben. Übrigens: Sie waren jederzeit ansprechbar für alle Belange – nicht nur zum fest definierten Termin eines Gesprächs.
Hallo Jasmin,
wie schade, dass es bei euch so gelaufen ist…:( Ich hoffe, dass Samuel die Freude am Kindergarten (evtl in einer anderen Gruppe) noch finden kann und alles für euch als Familie entspannter wird.
Nachdem ich deine Schilderung gelesen habe, bin ich gerade sehr froh, wie es bei uns gelaufen ist…mein Sohn (21 Mon. alt) geht auch seit August zu einer Großtagespflege…wir haben uns bewusst gegen einen Kindergarten entschieden, weil Theo noch so klein war und ich ein besseres Gefühl hatte, wenn ich weiß, dass er eine feste Bezugsperson hat. Bei uns auf dem Dorf kann man sich das Gott sei Dank noch aussuchen… Unsere „Mini-Kita“ wird von 2 Erzieherinnen geführt…die eine hat 5 Kinder und die andere 4 in der Betreuung. Sie haben gemeinsam eine Wohnung gemietet und die wie einen Mini-Kindergarten eingerichtet. Natürlich muss man da Abstriche machen (Mittagessen ist z.Bsp. von Apetito), aber das war mir die kleine Gruppe und die familiäre Athmosphäre wert. Die Eingewöhnung fand ich super: Start der Eingewöhnung war schon im Mai…Theo und ich sind mindestens 1x die Woche zum Spielen und Kennenlernen vorbeigekommen und das über 3 Monate…dann hatten die beiden vom 1.-14. August Ferien und ab dem 15. ging es dann los…da die Eingewöhnung nicht nach einem bestimmten Konzept ablief, konnte ich mich immer mit Alex (Theos Erzieherin) absprechen, was ich meine, wie es am besten klappt. Und so lief alles prima und heute liebt Theo die „Kita“ und freut sich morgens schon auf Alex und seine Kumpels…☺ Klar gab es auch mal kurz Tränen an nicht so guten Tagen, aber dann hab ich 5 Minuten später auf dem Heimweg sofort eine WhattsApp mit meinem zufrieden spielenden Sohnemann von Alex bekommen und das hat mich sehr beruhigt und mir Sicherheit gegeben. Lange Rede, kurzer Sinn, ich glaube, dass es Kinder gibt, die besser in so ein eher familiäres Tagespflege-Modell mit einer festen Bezugsperson reinpassen, als in die große wuselige Kita…ich weiß, dass Samuel dafür nun leider schon zu alt sein wird, aber vielleicht ist das ja für Mio eine Option, wenn er dann soweit ist und so etwas bei euch in Köln angeboten wird.
Viele Grüße, Christine ☺
Liebe Jasmin,
ich bin selbst Krippenpädagogin und bin ehrlicherweise ENTSETZT, was hier passiert ist.
In unserer Einrichtung wird nach dem Münchner Modell eingewöhnt, das Berliner ist mir aber aus meiner vorherigen Arbeitsstelle bekannt und ich mag es nicht.
Das hat mehrere Gründe: ein Bezugserzieher, den die Einrichtung vor der Eingewöhnung bestimmt, ist für ein Kind, auch wenn das sehr hart klingt, nicht gut. Natürlich wünschen wir uns als Eltern, dass ein Kind Bezug zu einem Erwachsenen vor Ort aufbaut. Was ist aber, wenn diese Person kündigt, längere Zeit krank wird oder (wie in meinem Fall) schwanger wird und sofort aus dem Dienst gezogen wird? Gerade deshalb ist es SEHR wichtig, ein Kind an Räume und Abläufe zu gewöhnen und das benötigt Zeit. Zeit, Räume, Möbel, Dimensionen mit seiner primären Bezugsperson zu erkunden, damit es sich sicher fühlt und allein interagieren möchte. Nur so kann es sich auf eine neue Beziehung einlassen und eine neue Bezugsperson, die sich das Kind und nich die Gegebenheiten der Einrichtung aussucht, wird akzeptiert.
Eltern in einem Flur zu parken, ist das -pardon- schwachsinnigste, was ich jemals im Bezug auf eine Eingewöhnung gehört oder gelesen habe (damit meine ich nicht deine Schilderung, sondern das Verhalten dort!!!). Eltern müssen sowohl vormittags als auch nachmittags mit den Kindern kommen, um alle Tagesordnungspunkte mit ihren Eltern zu erleben, denn das gibt Sicherheit. Wenn getrennt wird, dürfen sie gerne im Flur sitzen, wo sie nicht gesehen werden, aber in der Eingewöhnung, besonders in den ersten Tagen, leider total daneben. Spielt das Kind viel im Flur, macht es natürlich auch Sinn, aber den Zutritt zu Gruppenraum zu verweigern, ist umprofessionell und ein gutes Kennenlernen von Eltern und Kind ist doch so in keinem Falle möglich. Niemals.
Auch Essen von anderen annehmen oder wickeln sind, gerade bei sensiblen kleinen Menschen, keine Tätigkeiten, die man unbedacht tun sollte. Möchte das Kind den Apfel nicht aus der Hand der Erzieherin nehmen, gibt Mama oder Papa Hilfestellung, nimmt das Obststück und gibt es dem Kind um zu zeigen „Schau, es ist vollkommen okay wenn dir die XY etwas zu Essen anbietet.“
Wickeln ist etwas sehr intimes. Erzieherinnen und Erzieher haben dies nicht einfach so zu tun. Sie gehen mit den Eltern mit, sehen zu, sprechen mit Mama/Papa und Kind. Zu einem späteren Zeitpunkt wickelt die Erzieherin und die Mama sieht zu um wieder Sicherheit zu geben. Ich hoffe, das Samuel es so erleben durfte!
Es ist richtig, dass Eltern sich in der Eingewöhnung zurückziehen und im Hintergrund sollen, jedoch nicht von Anfang an. Sie sollen auch die ersten Tage dort gemeinsam spielen. Mit anderen Kindern zu spielen schürt oft Eifersucht, das ist tatsächlich sehr kontraproduktiv.
Das Münchner Modell lehnen viele Kollegen ab, weil sie sich beobachtet fühlen. Sie möchten Eltern so schnell wie möglich aus der Gruppe draußen haben, um ihren normalen Alltag nachgehen zu können. Wie soll eine Mutter jemand fremden Vertrauen, wenn sie zu vorschnell weg geschickt wird? Das geht nicht. Dauert eine Eingewöhnung länger, ist es eben so. Nur so kann Vertrauen entstehen.
Neun Eltern parallel einzugewöhnen ist leider keine Seltenheit, jedoch gut durchdacht möglich. Liebevolle Eingewöhnung können trotzdem wunderbar entstehen, ohne den Eindruck zu haben, man ist beim Kaffeeklatsch. Denn je mehr lange Beine in einem Gruppenraum (oder Garderobe) sind, desto mehr wird gequasselt und umso mehr Unsicherheit entsteht.
Eingewöhnung ist ein Prozess, dem man sehr hohe Qualität beimessen muss. Tut man dies nicht, passiert leider so etwas wie bei euch. Mich macht es wirklich traurig, so etwas zu lesen…
Ich wünsche dir viel Kraft und wünsche Samuel, dass er irgendwann doch richtig gerne dort hin geht! Wirklich!
Glg!
Erst mal ganz lieben Dank für deinen Kommentar. Er bestärkt mich darin, dass ich das Gefühl habe, dass einiges in unserer Einrichtung nicht so gut gelaufen ist. Beim Wickeln war ich übrigens nie dabei. Ebenfalls nicht beim Einschlafen zur Mittagszeit. Ich denke, wir werden ihn aus der Gruppe nehmen und es ggf. in einer anderen Einrichtung noch mal versuchen. Danke für deine lieben Wünsche!
Hi liebe Jasmin.
Das tut mir leid das eure Eingewöhnung so abgelaufen ist. Ich bin selbst Pädagogin im Kindergarten, allerdings in Österreich, und finde es wirklich schade, dass noch so gearbeitet wird.
Ja, Kinder sollen schon wissen, dass Eltern nur bis zum Gruppenraum kommen… Aber doch nicht gleich am Anfang. Wichtig ist doch einmal das Kennenlernen der Erzieher und der Räumlichkeiten. GEMEINSAM mit den Eltern. Nur so findet ein Kind vertrauen. Es sieht dann auch das Mama und Papa gerne mit der Erzieherin sprechen und lässt diese auch so vielleicht näher heran. Ich hatte vor 2 Jahren eine Eingewöhnungszeit mit 7 Kindern. Leider hat unsere Leitung dies eingeteilt. Der erste Tag war ziemlich chaotisch aber ich habe mir dann mit die Eltern Zeiten ausgemacht, damit die Kinder gestaffelt kommen könnten. Somit würde individuell auf die Kinder eingegangen. Aber ich kenne leider Kolleginnen, die einfach schnell die Eingewöhnung hinter sich bringen wollen. Sie fühlen sich durch die Eltern unwohl und beobachtet
? die Kinder werden in die Gruppen gesteckt, leider mit der Konsequenz das irgendwann ein Rückfall kommt und die Kinder nicht gerne in den Kindergarten gehen.
Wobei auch bei gut Eingewöhnen Kindern so ein Rückfall ab und an vorkommen kann.
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Aber auch ich sage meinen Eltern, dass Tränen zum Lösungsprozess dazu gehören. Jedoch nicht, dass die Kinder in ihren Schmerz alleine gelassen werde sollen. Anfangs noch getröstet durch die Eltern… Übernimmt die Pädagogin schrittweise diesen Part.
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Meist schaffen Kinder so, sehr schnell den Schritt in den Kindergarten und es sind die Elterndie dann noch länger damit zu kämpfen haben.
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Ich bin seit 3 Monaten Mama und obwohl ich vom Fach bin und weiß wie Eingewöhnung funktioniert und wie schnell sich meist die Kinder Eingewöhnen wenn man auf ihre Bedürfnisse eingeht… Wird es mir nicht anders gehen.
So eine Trennung ist für Eltern und Kind ein großer Schritt. Ein Schritt in die Selbstständigkeit.
Samuel wird es dir aber bestimmt nicht übel nehmen.
Vielleicht wäre es gut nochmal das Gespräch mit der Erzieherin zu suchen. Wie der Tag mit Samuel ist, was er gerne macht und ob er schon Kinder zum spielen gefunden hat. Vielleicht braucht er einfach noch ein bisschen individuelle Zeit mit der Erzieherin & wenn er merkt „moment die interessiert sich für mich und spielt mit mir“ fällt es ihm dann leichter.
Ich hoffe er findet noch Gefallen am Kindergarten und hat bald eine wirklich tolle Zeit
Hallo Jasmin,
ich kann deinen Schmerz fühlen, denn ich habe ihn im letzten Jahr genauso gespürt. Obwohl ich ganz und garnicht Gegner von Fremdbetreuung oder Kita bin, lief es auch bei uns überhaupt nicht rund. Zum einen habe ich Angst, dass die kleine Seele meines Sohnes das nicht vergisst. Auf der anderen Seite können Kinder mehr ab als man denkt und arrangieren sich auch immer wieder mit neuen Situationen. Ich habe mir meinen Frust auch von der Seele geschrieben, vielleicht hast du Lust es zu lesen:
https://memamamini.com/2017/11/23/unser-schmerzlicher-weg-in-die-kindergartengruppe-und-wie-ich-versuche-auf-mein-herz-zu-hoeren/
Viel Kraft Euch und alles Liebe,
Sophia
Hallo Jasmin! Ich bin selbst Erzieherin in einer Kita und finde die Eingewöhnungszeit, so wie du sie beschreibst, Katastrophal. Neun Kinder auf einmal eingewöhnen, das geht gar nicht!! Wir selbst arbeiten nach dem Berliner Modell. Neue Kinder kommen anfangs für eine Stunde und zu verschiedenen Uhrzeiten mit Mama/Papa in die Kita. Das Elternteil bleibt mit in der Gruppe, setzt sich auf einen Stuhl am Rande und nimmt eine passive Rolle ein, also auch hier sollen die Eltern nicht mit spielen, allerdings kann das Kind natürlich immer hin gehen, wenn es das braucht. Der Unterschied ist auch, dass in dieser Zeit eine Erzieherin (immer dieselbe) nur für das neue Kind zuständig ist. So kann sie sich intensiv auf das Kind einlassen und ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Gegen Ende der Woche verlässt das Elternteil dann mal,für 10 Minuten die Gruppe und geht auf den Flur. Die Zeiten werden dann Stück für Stück erhöht. Natürlich kann das auch variieren, jedes Kind ist anders, das eine braucht länger, das andere weniger Zeit. Und manchmal fällt es den Eltern auch schwerer, als den Kindern, dann muss man sie auch schon mal höflich hinauswerfen ? Aber so wie ihr es erlebt habt, finde ich es gar nicht gut und es kann in meinen Augen auch nicht gut sein. Ich bin erstaunt, dass heute noch so gearbeitet wird.
Ich bin gespannt auf deinen nächsten Blog Beitrag.
Viele Grüße
Katrin
Also erstmal tut es mir sehr leid für euch wie die Eingewöhnung gelaufen ist. Ich selber bin Erzieherin in einer Krippe.
Bei uns wird sehr auf das Kind geschaut. Das heißt vor allem für uns, das wir keinem Kind eine Person aufzwingen. Jedes Kind kann entscheiden wenn es als Bezugsbetreuer wählt. Und dann achten wir auch sehr darauf wann und wie lange wir trennen. Wenn nötig gehen wir auch noch einmal zurück und probieren einen anderen Weg. Wir sehen unsere Eltern als Partner und versuchen es dem Kind so einfach wie möglich zu machen.
Und jetzt kann ich nur für mich sprechen, aber wenn Eltern mir gegenüber Kritik äußern dann hilft mir das ja nur weiter, denn nur durch Kritik kann ich mich weitet entwickeln. Und wenn ich mal sauer bin oder genervt von den Eltern eines Kindes bin, dann auf die Eltern und nicht auf das Kind.
Ich wünsche euch viel Glück das Samuel bald gerne in den Kindergarten geht.