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Töpfchentraining bringt nichts – Das Kind muss es selbst wollen.

Unsere Erfahrungen zum Thema trocken werden
bzw. Sauberkeitserziehung

Ist Töpfchentrainig überhaupt sinnvoll?

Auf dem Weg zum Großwerden gibt es einige Dinge, die dein Kind erst lernen muss. Irgendwann muss es lernen, zur Toilette zu gehen. Aber woher soll man als Eltern nur wissen, wann das Kind dabei ist trocken zu werden? Wann zeigt es die Bereitschaft auf die Toilette zu gehen? Und gibt es bestimmte Schritte, die man beim Prozess der Sauberkeitserziehung einhalten muss? Welches ist das richtige Töpfchen fürs Baby? Eltern von Kleinkindern haben viele Fragen, wenn es um das Töpfchentraining geht. Sauberkeitserziehung ist noch immer ein großes Thema, weil viele Kinder im Regel-Kindergarten windelfrei sein sollten. Kein guter Startpunkt.
Ganz wichtig zu wissen ist, dass man ein Kind nicht zwingen kann, aufs Töpfchen zu gehen. Das Trocken werden ist mit einem Reifeprozess im Hirn verbunden, weshalb man den Prozess auch nicht beschleunigen kann. Von Sauberkeitserziehung kann man also eigentlich nicht sprechen. – Man kann höchstens trainieren, das Kind zu gewissen Uhrzeiten auf die Toilette zu setzen und dabei Glück haben, dass man den richtigen Zeitpunkt erwischt. Das heißt aber nicht, dass das Kind dann verstanden hat, wann es auf die Toilette muss. Deshalb ist es besser, den Zeitpunkt vom Kind bestimmen zu lassen. Auf die Toilette zu gehen und die Toilette zu benutzen, ist eine ganz natürliche Sache, das heißt, auch wenn dein Kind mit 3 noch nicht trocken ist, musst du dir keine Sorgen machen, irgendwann möchte dein Kind von ganz allein keine Windel mehr tragen. 

Auf die Toilette zu gehen und die Toilette zu benutzen, ist eine ganz natürliche Sache. Aber keine Sorge, irgendwann möchte dein Kind von ganz allein keine Windel mehr tragen. Unser Avocado-Baby Mio ist nun 1,5 Jahre alt und tagsüber trocken – nachts noch nicht ganz, aber das kommt sicher noch. Heute möchte ich euch einige Fragen zu unserem Weg beziehungsweise Mios Weg beantworten. 

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Töpfchen-FAQ – Sauberkeitserziehung ohne Training?

Wie zeigt das Kind, dass es auf die Toilette will?

Vor einiger Zeit zeigte Mio großes Interesse an der Toilette. Eigentlich fing alles damit an, dass Samuel im Herbst trocken wurde und Mio diesen Prozess natürlich miterlebt hat. Der große Bruder trägt keine Windeln mehr, geht auf die Toilette – das ist schon interessant für das Geschwisterkind. Tja, das große Geschäft konnte Mio schon ziemlich lange voraussagen und ich habe anhand seiner Körpersprache gesehen, dass er zur Toilette muss – also habe ich ihm dafür die Windel ausgezogen. Alles kein Problem. Nur der Rest ging immer in die Windel. Und dann irgendwann kam der Tag X. Er sträubte sich extrem beim Windel Anziehen. Ich habe erst versucht, sie ihm aufzuschwatzen, weil ich mir sicher war, dass er noch nicht soweit sei. Ja, auch wir Eltern müssen manchmal lernen, zu vertrauen. Als ein Windel anziehen kaum noch möglich war, festhalten dazu war für uns nämlich keine Option, beschlossen wir, es einfach zu versuchen und es klappte von Beginn an erstaunlich gut. Mio lief nackig herum, das Töpfchen war immer in der Nähe und er setze sich drauf und pieselte.

Wenn sich dein Kind also für die Toilette interessiert, wirst du es ganz sicher merken. Vielleicht fragt es dich, was du auf Toilette machst, möchte mal ins Klo schauen, spülen oder keine Windel mehr tragen. Beobachte dein Kind und gehe auf seine Wünsche bestmöglich ein. Erkläre, zeige. Alles andere kommt ganz von selbst.

Muss man das Kind ans Töpfchen erinnern?

Ich würde sagen, schaden kann es nicht. Aber tatsächlich frage ich Mio nur unterwegs oder wenn er, wie jetzt im Winter, mehrere Höschen an hat, ob er auf die Toilette muss. Wenn er nackig ist, oder nur ein dünnes Höschen trägt, sagt er selbst Bescheid und geht dann mit mir zur Toilette. Zu Hause ist er untenrum meist nur leicht oder gar nicht bekleidet, da er einfach super gern nackt ist. Ich denke, dass er so ganz gut spürt, wann die Blase oder der Darm voll ist.

Da Kinder aber während des Spielens oft sehr im Spiel versunken sind, kann es nicht schaden, ein Töpfchen im Spielbereich aufzustellen und das Kind ab und an auf die Möglichkeit hinzuweisen. Das leitet das Kind zusätzlich dazu an, mal zwischendurch nachzuspüren, ob es vielleicht mal muss.

Wie und wann sollte man mit der Sauberkeitserziehung am besten anfangen?

Ich bin nicht so der Fan von Sauberkeitserziehung bzw. Töpfchentraining im klassischen Sinn. Wie ich schon erwähnte, ist es ein Reifeprozess, ein Entwicklungsprozess, der vom Körper des Kindes bestimmt wird. Durch Training kann man die Entwicklung nicht beschleunigen – das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Also kurz gesagt: Wenn das Kind es will. Kinder lernen durch vorleben. Wenn ihr also euer Kind mit zur Toilette nehmt, wird es früher oder später Interesse zeigen und fragen, was ihr da macht. Ich habe es so gemacht, dass ich genau erklärt habe, was ich tue. Hose runter, Pipi machen, Klopapier, spülen, Hände waschen – und alles verbalisieren. So kann das Kind später Dinge besser verknüpfen.

Wenn es dann selbst zur Toilette möchte, einfach lassen. Vielleicht verschiedene Optionen geben, wie Töpfchen, Hocker und Toilettenaufsatz und die Möglichkeit, selbst Hände zu waschen durch einen etwas höheren Hocker oder Lernturm. Zusätzlich kann es helfen, den Sprössling einfach nackt sein zu lassen. So kann er sich selbst erkunden und sieht, was da passiert. Meine Jungs sind jedenfalls in der trocken-werd-Phase viel nackig oder nur in Unterhose gewesen. Ich habe jetzt im Winter einfach ein bisschen besser geheizt, damit sie nicht so dick angezogen sind und eben in der Übungsphase die ein oder andere Wäsche mehr gewaschen. Fand ich aber gar nicht schlimm.

Wie deutet Mio an, dass er auf die Toilette muss? 

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich ein wenig ausholen. Ich denke, jedes Kind hat von Beginn an seine ganz eigenen Signale, um anzuzeigen, dass es mal muss. Wir haben ja bei Mio am Anfang Windelfrei praktiziert, weil das seine Bauchschmerzen linderte. Windelfrei bedeutet, dass man das Kind über der Toilette, dem Waschbecken oder einem geeigneten Gefäß abhält, wenn es muss (es können ruhig Windeln getragen werden, falls man mal nicht schnell genug ist). Das heißt, man beobachtet das Baby und deutet seine Körpersprache. Mio wurde immer ganz unruhig als Baby und so wussten wir, dass es Zeit für einen Besuch im Bad war.
Aber dann hatte Samuel eine sehr anstrengende Phase und ich konnte mich nicht so sehr auf Mio konzentrieren, wodurch ich seine Signale öfter verpasste. Das setzte mich so unter Druck, dass wir gemeinsam beschlossen, ihm einfach Windeln anzuziehen.
Als Samuel dann im Herbst trocken wurde, beobachtete Mio alles ganz genau. Sein großes Geschäft zeigt er schon länger an, weil er damit Probleme hat – da wusste ich also, wann ich ihn abhalten kann. Auf ein Klo oder Töpfchen wollte er sich dafür nämlich nicht setzen. Nur mit dem Pipi wusste ich so recht nichts anzufangen. Als er dann partout keine Windeln mehr tragen wollte, war ich gezwungen, ihn wieder intensiver zu beobachten und ganz schnell viel mir auf, dass er unruhig wurde, wenn er musste.
Meistens kommt er tatsächlich zu mir und sagt mir Bescheid und wir gehen dann gemeinsam zur Toilette. Und sonst zeigt er oft durch schnelles Tippeln an, dass die Blase voll ist. Ich kann also nur empfehlen, auf die Körpersprache des Kindes zu achten. Manchmal sind es ganz feine Nuancen, die, wenn man sie zu deuten weiß, sehr hilfreich sind.

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Was am besten tun, wenn Kind mit 2,5 Jahren absolut nichts aufs Töpfchen will?

Das klingt vielleicht im ersten Moment hart, ist aber die einzig richtige Antwort: Es in Ruhe lassen. Irgendwann wird es von ganz allein Neugierde entwickeln und das nötige Vertrauen zur Toilette aufbauen, um sich mal drauf zu setzen. Vertraut eurem Kind. Es wird es ganz automatisch irgendwann lernen. Ich denke, dass unter Druck setzen gar nichts bringt. Ein Kind muss bestimmte Entwicklungsschritte durchlaufen, um überhaupt gewisse Körpersignale deuten und diese dann auch noch verbalisieren zu können.
Ich weiß, es fällt oft schwer, aber blendet blöde Kommentare von außen aus. Unser Großer war „erst“ mit gut drei Jahren trocken – dafür hat es dann ebenfalls super schnell geklappt. Den Artikel dazu findest du hier.

Wie gehe ich mit Unfällen um?

Töpfchentraining kann sowohl für dich, als auch für dein Kind zunächst sehr frustrierend sein. Unfälle sind unvermeidlich, und die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, ist Geduld. Das Trocken Werden kann über Nacht stattfinden oder sich über einen langen Zeitraum ziehen. Manchmal gibt es Rückschritte – nimm die Situation an. Bemühe dich, auch wenn du dich über die schmutzige Unterwäsche ärgerst, dein Kind nichts davon spüren zu lassen – ich bin mir sicher, dass es nicht absichtlich in die Hose macht.
Ich hatte auch die ein oder andere Situation, in der ich mich nicht darüber gefreut habe, dass meine Kinder es nicht rechtzeitig aufs Klo geschafft haben – aber ich schlucke den Ärger dann herunter. Es bringt doch nichts, mein Kind mit schimpfen noch mehr zu verunsichern. Natürlich sage ich aber, dass sie beim nächsten Mal bitte vorher daran denken sollen, rechtzeitig zur Toilette zu gehen.

Letztlich ist das Trocken werden ein Schritt auf der Leiter zum Erwachsenwerden. Ein Entwicklungsschritt von vielen, bei dem es nicht wichtig ist, ob dein Kind ihn jetzt erlernt oder in zwei Monaten oder erst in einem Jahr. 

Alles Liebe,
Jasmin