Puh, krank sein auf Reisen ist wirklich mies. Man hat sich doch Wochen, vielleicht gar Monate, auf den Tapetenwechsel gefreut und dann rafft einen Mutter Natur einfach so dahin und man bleibt im Bett. Nun gut, so spielt das Leben. Oft wird man ja gerade dann krank, wenn all der Stress von einem abfällt und das ist nun mal im Urlaub so (sollte es jedenfalls sein). Was aber, wenn das Baby krank ist? Was, wenn es plötzlich hohes Fieber bekommt und alle möglichen Krankheiten in Frage kommen?

So erging es uns vor zwei Tagen. Mitten in Thailand. Mitten auf der Durchreise nach Koh Samui. Wir reisen aktuell zwei Monate durch Südostasien mit unserem kleinen Knirps, der kurz vor Abflug seinen ersten Geburtstag feierte. Wir saßen am Busbahnhof in Krabi, warteten auf unseren Anschlussbus, der uns zur Fähre bringen sollte und plötzlich hatte ich so ein Bauchgefühl. Wir kramten also in unseren Backpacks nach dem Kulturbeutel, in dem sich Samuels Fieberthermometer befand und checkten die Temperatur. Mist. Fieber. Hohes Fieber. Also schnell die Reiseapotheke gesucht. Viel gewühlt. Und gefunden. Puh, zum Glück haben wir uns so ausführlich ausgestattet und konnten Samuel direkt Fiebersaft geben. Er hat fast die komplette weitere Fahrt geschlafen. In unserer Unterkunft dann ein zweiter Alarm: das Fieber ist gestiegen.

Wisst ihr, genau davor hatte ich Angst. Dass mein Kind, dieses kleine Wesen, das ich immer wohl behütet habe, plötzlich krank wird auf unserer Reise. Dass wir dann da sitzen, in einem Land, in dem uns keiner versteht und nicht wissen, wohin mit unseren Sorgen. Ich habe Zweifel – aber gleichzeitig schiebe ich sie beiseite, denn auch im gewohnten Umfeld, zu Hause, kann so etwas passieren.

Ich kam mir plötzlich so dumm vor, wie ich da in unserem Appartement stand und auf die Zahl auf dem Thermometer blickte. 39,7. In einem Land, in dem von Virusinfekt über Malaria und Denguefieber bis hin zur tödlichen Tollwut alles möglich ist, schrillen spätestens jetzt die Alarmglocken. Zum Glück fuhr uns Marco, unser Gastgeber, direkt ins Krankenhaus (nicht die private Klinik, denn er sagte, das „Public Hospital“ sei sehr gut). Im Auto malte ich mir aus, wie es dort wohl sein würde. Ob die medizinischen Standards zufriedenstellend seien. Ich hatte Bilder von überfüllten Warteräumen vor Augen. Als wir dann ankamen, bot sich direkt ein erschreckendes Bild. Thais auf Liegen im Vorraum am Tropf, im Rollstuhl, einfach genau so, wie ich es mir ausgemalt hatte. In einem Wort: schrecklich.

Aber dann wurde ich eines besseren belehrt. Wir wurden direkt durch gewunken und versorgt. Ich glaube nach bereits fünfzehn (15!) Minuten haben wir das Krankenhaus wieder verlassen, untersucht und mit Medikamenten ausgestattet. Ich fühlte mich besser. So viel besser. Meinem Kind würde es gut gehen, zumindest wusste ich es in guten Händen, falls sich sein Zustand verschlechtern sollte.
Die Versorgung durch den Arzt (der zwar gebrochenes Englisch sprach, sich aber verständigen konnte – ihr wisst: wir waren im öffentlichen Krankenhaus!) war einwandfrei und vor allem schnell. Nicht eine Minute mussten wir irgendwo warten. Alle einzelnen Schritte wurden an verschiedenen Schaltern erledigt, so dass es ein wirklich reibungsloser Ablauf war – vom Papierkram, über die Untersuchung bis hin zur Ausgabe der Medikamente. Und in Deutschland wären wir gerade dabei uns zu fragen, wie lange es denn wohl diesmal dauern wird, bis wir drankommen. Wir verließen die Klinik auf Koh Samui mit Pracetamol-Saft und guter Hoffnung.

Samuel stillt sich seit zwei Tagen extrem viel und ich bin froh, dass mein Körper sich diesmal so schnell an Samuels Bedürfnisse anpasst. Das war nicht immer so, manchmal dauerte es Wochen, bis die Milchmenge sich reduziert oder vermehrt hatte. Nun aber scheint es zu funktionieren und Samuel bekommt, was er braucht. Die Muttermilch enthält all die wichtigen Nähr- und Abwehrstoffe, die er zur Zeit nicht über feste Nahrung aufnehmen kann (oder möchte) – gut so, denn sonst wäre ich lägst verzweifelt, weil er plötzlich fast jede andere Nahrung ablehnt. Ich muss auch nicht beschämt in eine Ecke verkriechen, um meinem Kind die Brust zu geben, noch werde ich schief angeguckt, weil Samuel schon so „groß“ ist und noch Muttermilch bekommt. Auch das ist hier ganz anders als erwartet. Die Thais sind stillenden Müttern gegenüber offen und freundlich gesinnt, egal ob im Café, am Strand, im Restaurant oder auf der Straße. Das gibt mir ein bisschen mehr Selbstvertrauen in dieser Situation, ein bisschen mehr innere Gewissheit, dass wir alles richtig machen (und gemacht haben).

Morgen haben wir einen weiteren Arzttermin, bei dem Samuels Blutwerte gecheckt werden, denn das Fieber ist noch immer da. Aber ich bin zuversichtlich, dass es ihm bald besser gehen wird und wir unsere Reise fortsetzen können.

Alles Liebe,

Jasmin