Bangkok

Freitag Morgen. Verschlafen schaue ich auf mein Handy, will Niklas einen Guten Morgen auf Whatsapp senden, denn er ist schon vor über 2 Stunden zur Arbeit gefahren. Aber da blinkt bereits das Icon auf. Ich öffne es nichtsahnend. Die Nachricht ist von Niklas. Er schickt mir einen Link zum Zeitungsartikel über die Bombenanschläge in Thailand. Ich überfliege schnell, lese dann nochmal genauer, während ich Samuel beim Stillen ein bisschen fester halte als sonst.

Eine belebter Markt, eine Bar im Touristengebiet, eine Polizeistation: Innerhalb von 17 Stunden wurden diese Orte zum Ziel von Anschlägen. Bei insgesamt elf Explosionen in fünf verschiedenen Städten in Thailand sind am Donnerstag und Freitag mindestens vier Menschen gestorben und Dutzende verletzt worden – das ist die bisherige Bilanz.

So schreibt der Spiegel Online, aber überall wird in den Medien von den Anschlägen berichtet. Mir wird mulmig, sogar übel. Sofort spiele ich sämtliche Szenarien in meinem Kopf durch. Ich versuche mich damit zu beruhigen, dass Thailand schon länger kein politisch stabiles Land ist und es dort immer wieder Unruhen gibt. Aber jetzt, so kurz vor unserem geplanten Abflug nach Bangkok und Phuket,  der Orte, in denen Bomben detoniert waren, erscheint es mir akuter denn je und ich habe zum allerersten Mal richtig Angst. Ich habe Angst, Opfer des Terrors zu werden, vielleicht meine Familie zu verlieren. Wir haben uns riesig auf diesen, unseren allerersten Urlaub zu dritt (und den ersten als Paar – N. und ich waren noch nie gemeinsam im Urlaub) gefreut. Nun ist diese Freude ziemlich vielen anderen, eher unschönen Gefühlen gewichen. Auch wenn es in meinen Berichten nach einem locker flockigen Backpacking-Urlaub aussieht, haben sowohl Niklas als auch ich immer großen Respekt vor unserem Vorhaben gehabt. Wir haben uns über ein halbes Jahr über unsere Ziele informiert, uns durch die Seite des auswärtigen Amtes und sämtliche Blogs gelesen. Wir fühlten uns vorbereitet. Aber jetzt?

Urlaub gecanceled?!

Niklas und ich haben gestern lange gesprochen und wir haben natürlich unzählige Nachrichten von Freunden (à la lasst euch euren Urlaub nicht vermiesen) und Familie (storniert die Flüge!) erhalten. Wir werden nun erstmal die Seite des auswärtigen Amtes im Blick behalten und natürlich in den Medien weitere Ermittlungen, sofern öffentlich gemacht, verfolgen. Und dann werden wir abwägen.

Ich glaube den gesamten Urlaub canceln werden wir nur im aller äußersten Notfall. Wahrscheinlicher ist es, dass wir bei Terrorwarnungen bestimmte Orte oder eventuell ganz Thailand meiden werden und eher Indonesien bereisen. Wir haben uns so so so lange auf diesen Urlaub gefreut und wollen uns nicht die Stimmung vermiesen lassen. Vielleicht klammern wir uns zu sehr an diese guten Gefühle, die wir bislang hatten, vielleicht vertrauen wir zu sehr auf Statistiken (es ist wahrscheinlicher am Essen zu ersticken, als Opfer eines Bombenanschlags zu sein!), vielleicht denkt ihr, wir sind völlig verrückt. Aber man muss hier ganz klar unkalkulierbares Risiko von kalkulierbarem Risiko trennen. Unsere Reise gehört eher zu letzterem (Und wenigstens Niklas ist in Mathe ganz gut…). Die Anschläge in Thailand treffen uns sehr, aber Paris, Brüssel und Nizza liegen alle näher bei uns – der Terror ist momentan überall, sicher fühlen wir uns schon lange nirgendswo mehr so richtig. Die Welt steckt doch mitten im Krieg, wenn auch auf eine sehr perfidere Weise als noch vor 60 Jahren.

Ganz bestimmt liegt uns unser Wohl und vor allem das unseres kleinen Sonnenscheins am Herzen. Nun heißt es erstmal ganz gezielt nach Informationen suchen und uns nicht unter kriegen lassen!

Wir halten euch auf dem Laufenden!

Eure Jasmin