Mein lieber Niklas,

als ich in dieser lauen Märznacht rauchend vor dem Club stand und mich nach dir umdrehte, habe ich nicht geahnt, was diese Bewegung aus uns machen würde. Eine kleine Drehung, gerade einmal um 180 Grad, war es, die mein Leben auf den Kopf stellte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dieser Prinz auf deinem weißen Pferd bist, von dem alle Klatsch-Mädchenzeitschriften schreiben. Ok, du hattest kein Pferd, genaugenommen nicht mal ein cooles Bike, denn das stand verrostet und mit plattem Reifen im Hinterhof. Aber du hattest ein Herz, so groß wie… Ja was eigentlich? Ich glaube in dieser Dimension kann ich gar nicht denken. Deine Wärme und deine Fürsorge haben mich jedenfalls beeindruckt.

Du hast mir wohl mit deinem Parfum die Sinne vernebelt – zugegeben, nicht sofort. Aber als mir dann endlich klar wurde, dass mein Herz jedes Mal einen kleinen Aussetzer macht, wenn ich dich sehe – und das wurde mir recht schnell klar, da habe ich einfach meinem Gefühl vertraut. Nur einen Monat später planten wir eine gemeinsame Zukunft und es war wohl einer der schönsten Sommer meines Lebens. Ich war endlich frei obwohl ich mich fest gebunden hatte und ich war glücklich. Nein, ich bin glücklich! Es war einer dieser Sommer, die man nie vergisst. Mit kühlem Bier in der Hand, die Haare riechen nach Grillkohle und nach dem Grün des Grases, weil man den ganzen Tag in der Sonne chillt, und man lacht. Es war einer dieser Sommer, die man nie vergisst. Unser Sommer.
Als dein Antrag folgte, so ehrlich und aufrichtig, dachte ich, nichts könnte dieses Glück mehr toppen. Aber ich lag falsch. Nur ein paar Wochen später hatte sich unser erstes Kind auf den Weg gemacht und mit Samuels Geburt ist meine Liebe für dich nur noch fester und größer und stärker geworden, denn du warst da, an meiner Seite. Als Papa. Als Freund. Als Ehemann. Und als uns dieses Glück tatsächlich noch einmal geschenkt und kurz darauf gekommen wurde, da warst du immer noch da. Du hieltest meine Hand und trocknetest meine Tränen. Du ertrugst die Stille um uns und warst mein Fels in der Brandung.

Und jetzt? Du bist immer noch da. Seit drei Jahren weichst du mir nicht von der Seite. Du kennst mich wie kein anderer. Manchmal kennst du mich mehr als ich mich selbst und das ist erschreckend. Aber vor allem erschreckend schön. Denn das bedeutet, dass ich mich dir anvertraut habe, mich dir öffnen kann und das ist gut. So weiß ich, da wird immer jemand sein, der meine Gedanken versteht.

Niklas, manchmal frage ich mich: was wenn ich mich nicht um 180 Grad gedreht hätte in jener Nacht? Wäre dann alles anders?
Ich bin froh, dass ich dort war. Und dankbar, für dich. Für uns. Und das was wir haben. Eine feste, starke Liebe.

Du bist meine Avocado in der Guacamole, mein Hack in der Bolognese, mein Fels in der Brandung, meine Leichtigkeit wenn ich mich schwer fühle, mein Tränentrockner und mein Lächeln. Danke, dass du so bist, wie du bist.

Jasmin