Nora ist 32, Mutter von drei Kindern und Medizinstudentin. Ihr drittes Kind, Konstantin kam mit einer körperlichen Behinderung zur Welt. Auf dem Ultraschall in der Schwangerschaft blieb diese unerkannt und die junge Familie war zunächst geschockt, als sie das Kind mit einer Fehlbildung im Kreißsaal empfing. Nora erzählt euch ein bisschen, wie es ihr und ihrem Konstantin ergangen ist und was sie sich gewünscht hätte.

„Oh wie furchtbar!!“ oder „Ach, das ist doch fast nichts“ oder „Wird er normal laufen können?“ oder oder oder…

Nach zwei „gesunden“ Kindern kamen wir ehrlich gesagt gar nicht auf die Idee, dass es beim Dritten anders sein könnte. Und die Ärzte übersahen mehrfach diese eigentlich mehr als eindeutige Fehlbildung beim Ultraschall. Unser Baby hatte Klumpfüße.

Kaum geboren, fielen mir die Füßchen unseres dritten Kindes auf, die einfach anders waren als bei den Geschwistern. Die Hebamme fing mich wundervoll auf, meinte, dass es ja so oder so nichts bedrohliches sei und wir einfach kuscheln könnten ♥️, der Rest würde sich finden…

Der Klumpfuss ist eine angeborene oder erworbene Fehlstellung des Fusses mit einhergehender Deformation der Unterschenkelmuskulatur. Sofern es sich um eine angeborene Fehlstellung handelt, ist diese gleich nach der Geburt sichtbar. Die Fusssohlen haben bei einem Klumpfuss eine abnormale Form, denn sie zeigen nach innen. Man spricht hierbei von einer Supinationsstellung.- Leading Medicine Guide


Und so war es: noch am Tag der Geburt wurde für uns ein Termin in der Kinderklinik vereinbart, zwei Tage später hatte unser Neugeborenes zwei Gipse an den Beinen, bis hoch über die Oberschenkel. Und dabei blieb es für die ersten drei Monate…

Später folgte eine Art Schiene (ähnlich einem Snowboard), die er auch heute noch zum Schlafen tragen muss; genauer gesagt bis zum fünften Geburtstag. Für uns war es ein ziemlicher Schock, es traf uns unerwartet. Klar, wir wussten auch zu Anfang, dass es (viel) schlimmer geht. Dennoch verletzten mich banalisierende, „aufmunternde“ Worte – man wünscht seinem Kind einfach das Beste und unser Wurm hatte es nicht perfekt. Das sollte doch reichen, um auch mal (gerade zu Anfang) traurig sein zu dürfen!? Genauso aber verletzte es mich, wenn Menschen total schockiert waren und Konstantin mitleidig ansahen…
… Was ich mir gewünscht hätte: aufrichtige Anteilnahme an meiner Gefühlsverwirrung. Verständnis für meine „Trauer“. Ein offenes Ohr.

Und was ich auch durch meinen Sohn gelernt habe: Starrt nicht! Entweder ihr habt Interesse, dann könnt ihr in der Regel einfach fragen. Ich habe jedem die Gipse und Schiene bereitwillig erklärt, da ich mich über das Ehrliche freute. Und ich HASSTE es, wenn ich merkte, dass Leute sich heimlich umdrehten, um doch nochmal ach-so-unauffällig das Baby anzustarren…

Klar, eine sichtbare Behinderung mag einschüchtern, da wir in der heutigen Welt viel zu wenig Kontakt zu Menschen mit Behinderung haben, trotz Inklusion und so… aber Aufgeschlossenheit und ehrliches Interesse bringen uns alle weiter und näher zusammen. Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Einschränkung haben auch einen normalen Umgang verdient. Und wer weiß, vielleicht lernt man ja voneinander?!
Konstantins Füßchen entwickeln sich übrigens ganz, ganz wunderbar. Seine Gangart ähnelt der Charlie Chaplins, aber er kann laufen wie jedes andere Kind in seinem Alter, kann klettern und tanzen. Später wird von seiner Einschränkung kaum was zu sehen sein, das ist schon ein Wunder!

Heute ist von Konstantins Behinderung nicht mehr viel zu sehen. Er läuft mittlerweile und ist ein fröhliches Kind, wie jedes andere in seinem Alter auch. Wenn ihr mehr über Noras Alltag lesen wollt, findet ihr sie bei Instagram als Noramedfak.

Alles Liebe,

eure Jasmin