Einen Vater zu haben, der einen aufrichtig liebt, der mit dir lacht und weint und spielt und tobt, ist das größte Geschenk. Wie gern hätte ich selbst so einen Vater gehabt. Einen, der stolz auf mich ist, einen der mich fest im Arm hält, wenn ich traurig bin, einen, der mit mir Baumhäuser baut und Fahrradtouren macht, mit mir zum Baggersee fährt und meinem ersten Freund eine dieser typischen wehe-du-tust-meiner-Tochter-weh-Ansagen macht. Einen Papa, der mir sagt, wie sehr er mich liebt.
Ich bin in ziemlich komplizierten Familienverhältnissen aufgewachsen. Rückblickend betrachtet, hat mir eine aufrichtige Vaterfigur gefehlt. Mein leiblicher Vater – eher müsste ich ihn Erzeuger nennen – verließ uns, als ich drei war. Stattdessen gab es unseren Nachbar für mich, der mit mir auf dem Teppich saß und spielte, sich kümmerte – bis wir umzogen, mit meinem Adoptivvater zusammen. Mein Adoptivvater hatte immer ein schwieriges Verhältnis zu mir, ließ ich oft spüren, dass ich eben nicht sein leibliches Kind war. Das tat weh und tut es auch heute noch.
Obwohl wir heute keinen Kontakt mehr haben, oder, wenn nicht anders möglich, nur noch sehr unterkühlten, vermisse ich ihn. Für mich war er wohl das, was einer Vaterfigur am nächsten kommt. Und trotzdem habe ich von ihm selten Trost bekommen, selten ein paar warme Worte. Und ja verdammt, das tut weh, es wirft mich immer wieder aus der Bahn. Gerade am Vatertag bin ich oft tieftraurig und frage mich, warum genau das mein Schicksal ist. Verdammt, wo war (m)ein Vater, als ich ihn brauchte?
Aber deshalb ist es mir umso wichtiger, dass meine Kinder sehr viel Zeit mit ihrem Papa verbringen, dass sie eine tolle Verbindung aufbauen, eine innige Beziehung pflegen. Und sollten Niklas und ich uns jemals trennen, aus welchen Gründen auch immer, dann wünsche ich mir, dass die Kinder trotzdem weiterhin ihn als Vaterfigur in ihrem Leben haben. Heute bin ich einfach nur dankbar, dass meine Kids einen so tollen Papa haben, der mit ihnen Fußball spielt, sie in den Schlaf singt, obwohl er gar nicht singen kann und mit ihnen Quatsch macht, bis alle lachend am Boden liegen. Ich bin stolz auf meine Familie und glücklich, Niklas als Vater meiner Kinder an meiner Seite zu haben.
Was ein Glück, dass meine Kinder einen solchen Papa haben, wie ich ihn mir immer gewünscht habe. Was für ein wahnsinniges Glück. Da wird mein eigener Groll gleich ein bisschen kleiner.
Und mit diesen Zeilen versuche ich Abschied zu nehmen von meiner Wut. Überlasse die ganze Verantwortung für seine Taten bei meinem Vater, versuche nach vorn zu blicken und nehme die Situation an, wie sie ist. Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte, denn auch wenn sie mich Jahre lang geschwächt hat, so macht sie mich heute stärker.
Alles Liebe,
eure Jasmin
Ich fühle so sehr mit dir. Körperlich anwesend war mein sog „Vater“ aber vom Herzen her … nie!!! Ich und auch meine 3 Geschwister haben als Kinder alles bekommen, wovon wir nur ansatzweise mal gesprochen haben. Wir wurden väterlicherseits überschüttet mit materiellem Kram. Aber Liebe habe ich ausschließlich von meiner Ma bekommen. Heute, wo ich selbst eine kleine Familie habe, 35 Jahre alt bin merke ich wie wichtig ein Papa ist. Meine zwei kids (1,5 und 5,5 Jahre) lieben ihren Papi abgöttisch. Jeden Abend wenn er heim kommt, den Schlüssel in die Haustür steckt und ihn umdreht, sehe ich direkt das Leuchten in den Augen meiner Lieblingsmenschen ❤️ Ein Gefühl, welches ich zu gern auch mal kennen gelernt hätte.
Mittlerweile habe ich seit 9 Jahren keinen Kontakt. Ob ich ihn vermisse??? Nein! Aber ich vermisse das Gefühl, einen richtigen Vater zu haben
Hallo Jasmin, es tut mir echt leid für dich, dass du nie wirklich mit einer wahren Vaterfigur aufgewachsen bin. Um so stolzer bin ich dass deine beiden Kinder einen tollen Vater haben. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut. Doch bei mir fehlt nicht die Vaterfigur sondern die Mutterfigur. Den das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter ist nicht das Verhältnis was es zwischen Mutter und Tochter sein sollte. Sie zeigt oft die kalte Schulter und ich spüre dass sie mich nicht liebt. Den wenn ich Probleme habe kann ich besser mit meinen Vater darüber reden, als mit meiner Mutter. Ich hoffe deine Kinder spüren dass ihr beide sie sehr liebt
Liebe Grüße
Natascha