Die Geburt unseres Kindes rückt näher und näher, was sich nicht nur an meinem wachsenden Bauchumfang und der steigenden Zahl auf der Waage feststellen lässt, sondern auch an meinem unaufhaltsamen Nestbautrieb. Ich merke, wie ich innerlich unruhig werde, weil noch kaum etwas wirklich fertig ist und es mir in den Fingern juckt. Die Wickelkommode muss aufgebaut werden, die Schlafsituation überdacht  (auf 1,40 Metern ist es zu viert dann nämlich doch irgendwie ein bisschen eng), Kleidung gewaschen werden und und und. Am liebsten würde ich das alles auf ein Mal erledigen, aber das geht ja leider nicht. Also arbeite ich nach und nach an den einzelnen Baustellen. Meine Unruhe und der Drang danach, alles perfekt zu haben, wenn das Baby kommt, sind beides frühe Anzeichen für eine baldige Geburt. Damit geht auch zwangsläufig der Gedanke an unsere erste Zeit danach einher. Denn wir bekommen nicht unser erstes Kind, sondern diesmal wird ein Kleinkind von gerade 1,5 Jahren durch die Wohnung peesen und uns nach aufwühlenden Nächten zusätzlich auf Trapp halten. Ein Kleinkind, das Bedürfnisse hat, beschäftigt werden will und das womöglich zudem mit der neuen Situation zu kämpfen haben wird, dass nun ein weiteres Kind in unserer Familie ist. Unser Erstgeborener, Samuel.

Während ich mir beim ersten Kind recht wenig Gedanken darum machte, ob ich das Wochenbett genießen werden kann, sieht die Sache diesmal nun ganz anders aus. Bei Samuel hatte ich zwar Wünsche, die ich im Vorfeld klar an Familie und Freunde kommunizierte (den Artikel dazu findet ihr hier), aber ich durfte mir auch sicher sein, dass ich sie ziemlich genau so umsetzen konnte, wie ich es mir in meinen Vorstellungen ausmalte. Und während ich mir in meiner ersten Schwangerschaft recht spät Gedanken zum Wochenbett machte, passierte das in dieser Schwangerschaft wohl schon kurz nach dem positiven Test in Bangkok. Klar, man träumt eben von der gemeinsamen Zukunft zu viert (oder fünft, unser Sternchen schaut ja von oben zu) und visualisiert stets ein mini kleines Würmchen an seiner Seite, hilfebedürftig und zart. Nun sind es noch ungefähr fünf Wochen bis zur Geburt und so langsam denke ich ganz intensiv daran, wie unsere erste gemeinsame Zeit mit einem Neugeborenen sein wird. Ich frage mich, ob es wieder so entspannt wird, wie nach meiner ersten Schwangerschaft, denn schließlich sind wir dann nicht nur frischgebackene Eltern, sondern haben noch ein Kleinkind an der Hand, das wir auf keinen Fall vernachlässigen wollen.

Das Wochenbett ist eine wichtige Zeit für alle Familienmitglieder. Die Mutter-Kind-Beziehung wird aufgebaut, Eltern und Kind(er) können sich beschnuppern, es wird gestillt und der Körper der Mutter soll sich allmählich von den Strapazen der Schwangerschaft und Geburt erholen (einen tollen Artikel dazu gibt es bei Geborgen Wachsen). Wie stelle ich mir also mein Wochenbett diesmal vor?

Wochenbett heißt für mich vor allem eins: Ruhe, Gelassenheit, Selbstvertrauen. Grundsätzlich plane ich daher nichts, schon gar nicht einen festen Tagesablauf! Ich habe kaum Erwartungen und rechne mit allem, nehme mir vor, die Situationen zu nehmen, wie sie kommen. Denn der Kölner hat nicht umsonst das Sprichwort Et kütt wie et kütt – was so viel heißt, es kommt, wie es kommt und das nicht unbedingt, wie es geplant war.

Alles Illusion?

Nun, ich gebe zu, dass ich mir das Wochenbett trotzdem ein bisschen wie in einer rosaroten Blase vorstelle. Warm, gemütlich und mit ganz viel Zeit zum Kuscheln. Ja, ich träume von einer entspannten Kennenlernzeit und ganz bestimmt idealisiere ich auch einiges. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht positiv an die Sache herangehen würde. Ich bin tatsächlich ziemlich zuversichtlich. Das liegt ganz bestimmt auch daran, dass mein Mann Niklas ganze drei Wochen frei haben wird, um mich zu Hause zu unterstützen und uns das Einfinden in den Alltag so einfach wie möglich zu machen. Schon bei Samuel war er mir eine unfassbar riesige Hilfe (danke, Papa-Löwe!). Er kaufte ein, kochte täglich ein oder zwei Mal frisch, ließ mich schlafen, übernahm das Windel wechseln und kuschelte uns. Ja, das war schön. Diesmal wird da aber noch unser Samuel sein, der sich ebenfalls an die neue Situation und das neue Familiengefüge gewöhnen muss.
Ich möchte auf keinen Fall, dass er sich vernachlässigt oder zurückgewiesen wird. Sich entthront fühlt. Allein mit der neuen Situation. Er soll wissen, dass sich zwar viel ändert, er sich aber nach wie vor auf uns als Eltern verlassen kann. Wir möchten ihn an die Hand nehmen und durch diese aufregende Zeit begleiten.

Nach der Geburt.

Da wir planen, unser Avocado-Baby zu Hause zu entbinden, wird Samuel von Beginn an an der neuen Familiensituation mit uns wachsen können. Für den Tag der Geburt wünsche ich mir, dass Samuel in der Nähe sein kann und jederzeit mich, Niklas oder schließlich das neugeborene Baby sehen kann. Die ersten Stunden nach der Geburt, bei der Niklas und ich damals nur zu zweit waren, möchte ich gerne gemeinsam als Familie genießen, sofern Samuel das auch möchte. Ich stelle mir vor, wie wir gemeinsam im Bett eingekuschelt liegen, vielleicht einen Mittagschlaf machen, uns streicheln und im Arm halten – alle vier gemeinsam. Samuel darf sich an an sein Geschwisterchen aber in jedem Fall in seinem eigenen Tempo herantasten, weshalb noch meine gute Freundin, die auch gleichzeitig Samuels Patentante ist, solange Samuel das braucht hier sein wird. Für uns alle wird es eine völlig neue Situation sein und ich weiß, dass es für Samuel vielleicht ein bisschen viel sein kann. Deshalb unterstützen wir ihn so gut es geht dabei, seine neue Rolle als großer Bruder gut annehmen zu können.

Zeit zu dritt. Zeit zu viert.

Mir ist es außerdem sehr wichtig, dass sich unsere Familie mit der neuen Situation nicht völlig zweiteilt. Samuel braucht Bewegung und Beschäftigung – für mich als Wöchnerin ist das eher etwas, das ich ihm nur bedingt bieten kann, denn ich weiß, wie wichtig es ist, meinen Körper zu schonen, um eine optimale Rückbildung zu gewährleisten. Daher wird es bestimmt oft so sein, dass sich Niklas um Samuel kümmern wird, vielleicht gemeinsam mit ihm einkaufen oder auf den Spielplatz geht, währen das Baby und ich uns ausruhen können. Aber deshalb ist es mir umso wichtiger, dass wir auch ganz bewust viel Papa-Baby-Zeit und Mama-Samuel-Zeit einbinden. Das Baby soll eine tolle Bindung zum Papa aufbauen, wie Samuel damals (der bis heute seinen Papa am liebsten nie gehen lassen würde). Und ich möchte Zeit mit meinem Großen haben und ihm zu verstehen geben, dass ich ihn immer noch genauso bedingungslos liebe wie vor der Geburt des Babys. Ich denke, auch im Wochenbett kann man mit einem Kleinkind schöne intensive Momente haben. Wir werden vielleicht Bücher lesen, kuscheln, Puzzle machen oder malen. Vielleicht werden wir auch ein Lager auf der Couch aufschlagen, damit ich mit dem Baby ein bisschen mehr im Familiengeschehen bin statt nur dabei.
Und dann sollen da natürlich auch Momente sein, in welchen wir alle gemeinsam beisammen sind. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten sehe ich uns schon Pizza essend im Bett Krümel verteilen (und den ein oder anderen Fettfleck haha). Aber auch gemeinsame Auszeiten mit viel kuscheln und schlafen sollen dabei nicht fehlen.

Der Haushalt darf liegen bleiben. Echt jetzt.

Ich bin von Natur aus ein eher ordentlicher Mensch und kann es absolut nicht haben, wenn etwas herum liegt. Dann fühle ich mich nicht wohl. Aber sind wir mal ehrlich: im Wochenbett mit zwei Kindern wird es wohl kaum möglich sein, immer alles sauber und ordentlich zu halten. Niklas wird bestimmt sein Bestes geben, aber ich nehme mir fest vor, dass es in Ordnung ist, wenn der Haushalt liegen bleibt. Echt. Es ist okay, wenn die Wäsche nicht gewaschen und der Boden nicht gewischt ist. Wirklich.

Ruhe.

Vor allem wünsche ich mir eins: Ruhe. Ganz viel Ruhe für uns vier. Wie auch bei Samuel ist es mir wichtig, dass wir uns die ersten Tage und Wochen als Familie beschnuppern und unsere Rollen im Familiengefüge neu finden können. Das heißt, dass wir auch diesmal auf Besucher verzichten möchten, auch wenn ich verstehen kann, dass alle wirklich gerne das Baby sehen wollen. Ich denke, dass es auch nach zwei Wochen noch zuckersüß aussehen wird und alle es dann mindestens noch genauso putzig finden werden. Es ist mir wichtig, dass wir uns vorerst ganz ohne Störfaktoren kennen lernen können, ohne äußere Einflüsse, ohne (gut gemeinte) Ratschläge.
Das Baby hat eine riesige Umstellung vor sich, denn während es im Mutterleib dunkel und warm war, es Geräusche nur gedämpft wahr nahm, es nicht riechen konnte, muss es nach der Geburt lernen, wie Verdauung funktioniert, lernen zu essen, es ist hell, laut und einfach viel ungemütlicher. Und auch für Samuel wird alles neu sein. Da wird immer noch eine vierte Person zu Hause sein, ein kleines zerbrechliches Baby, das laut ist und mit dem man leider noch gar nicht spielen kann. Ein Baby, das Mamas und Papas Aufmerksamkeit fordert.
Wir haben deshalb allen Besuch vertröstet und Familie und Freunde vorab darüber informiert, dass wir vorerst keinen Besuch wollen. So können Samuel, Niklas und ich unseren Neuankömmling stressfrei willkommen heißen und Samuel kann ganz langsam lernen, sich als großer Bruder (es ist echt so verrückt! Großer Bruder!) zurecht zu finden.

Hilfe annehmen.

Trotzdem ist es nicht falsch, Hilfe anzunehmen. Wenn jemand eine warme Mahlzeit vorbei bringen oder für uns einkaufen gehen mag, sind wir sehr dankbar. Denn auch wenn viele davon ausgehen, dass man die neue Situation beim zweiten Kind schon schaukelt – man weiß ja, wie alles funktioniert – glaube ich, dass ein wenig Hilfe nicht schaden kann und vor allem uns als Zweifacheltern die Möglichkeit gibt, dem Geschwisterkind gerecht zu werden und gleichzeitig das Baby gut zu umsorgen.
Vielleicht tut es auch gut, wenn jemand für ein, zwei Stunden auf unseren Samuel aufpasst und etwas Schönes mit ihm unternimmt, so dass Niklas und ich uns gut ausruhen können und unseren Großen dann ausgeschlafen wieder in Empfang nehmen können.

Ich bin mir sicher, dass das Wochenbett diesmal eine völlig andere Erfahrung sein wird, als mein erstes Wochenbett. Schöner, anstrengender, geborgener, sicherer? Ich weiß es nicht. All das lasse ich auf mich zukommen. Wichtig ist mir nur, dass ich bei allem was ich tue bei mir selbst bin. Ich möchte das tun, was mir und meinem Körper (und natürlich meiner kleinen Familie) gut tut. Ob das kuscheln bis nachmittgas um drei im Schlafanzug ist, oder ein zaghafter kleiner Spaziergang nach einigen Tagen wird sich zeigen. Aber ich bin mir sicher, dass mir mein Mann jegliche Unterstützung geben wird, die ich brauche.

Wie habt ihr euer Wochenbett verbracht? Habt ihr vielleicht noch nützliche Tipps für das Wochenbett beim zweiten, dritten, … Kind? Dann immer her damit!

Alles Liebe,
eure Jasmin