Die Haare adrett in einem Schwung zu einem Dutt geknotet, Concealer unter den Augen, damit man die Schatten nicht sieht, bequeme und funktionale Kleidung. Mütter. Ich gehöre ebenfalls zu der Spezies, die oft eine Wickeltasche über der Schulter hängen hat, manchmal auch ein Spucktuch und im anderen Arm das Baby schaukeln. Und genau deshalb kann ich auch aus Überzeugung sagen, dass wir Mamas so ziemlich das Beste auf der Welt sind. Ok, ich gebe zu, durch meine eigenen Kinder und meine Mutterrolle bin ich wohl ein bisschen voreingenommen, aber ich finde tatsächlich, dass wir Mamas einen Orden verdient haben. Ernsthaft. Wir bekommen alles hin. Alles. Wir üben täglich so viele Berufe aus: spielen Polizei, Krankenschwester, wir kochen, putzen, stellen sicher, dass alle glücklich sind (auch wenn es mir oft scheint, als wäre das eine unmögliche Aufgabe), alles mit einer einzigen Zielsetzung: wir möchten, dass unsere Familie glücklich ist. Und das alles für lau. Ich meine, drehen wir den Spieß doch mal um – wer bekocht uns, putzt für uns, pflegt uns gesund, wenn wir krank sind? Hm? Wir müssen trotzdem funktionieren, denn unsere Kinder brauchen uns. Ernsthaft, es sollte einen scheiß Orden für unseren unbezahlten 24/7 Job geben. Wobei, wenn man es genau nimmt, bekomme wir ihn bezahlt: mit Liebe. So viel Liebe, die uns unsere Kinder zurückgeben (ok und manchmal auch das leere Bonbonpapier). Genau ein Mal im Jahr übertreffen wir uns allerdings selbst. Dann sind wir noch viel mehr, als Krankenpfleger und Taxiunternhemen. Ein Mal im Jahr gleichen wir quasi Superwoman. Dann sind wir Weihnachtsmann und Christkind, Bäcker, Wunscherfüller und versuchen unseren Kindern das Leuchten in den Augen zu entlocken, an das wir uns nur zu gern selbst noch erinnern. Der Dezember ist unser Monat, die Zeit im Jahr, in der jede Mutter über sich hinaus wächst und Energien aufbringt, von der niemand wusste, dass diese überhaupt existieren.

Wahrscheinlich ist aber der Dezember auch der Monat im Jahr, der uns jedes Mal fast zur Verzweiflung bringt. Es gibt keine Gebrauchsanleitung für Weihnachten (sollte es mal geben, oder?). Es gibt kein so-feiert-man-Weihnachten-Regelwerk. Und genau das macht die Sache so kompliziert. Denn wir sehen in den sozialen Medien täglich perfekt inszenierte Bilder von wunderbaren Weihnachtsbäumen und glücklichen Kindern beim Plätzchenbacken. Fröhlich dudelt Rolf Zuckowski im Hintergrund sein Dezember Träume und es könnte nicht idyllischer sein. Alle sind happy. Und dann sind da wir. Mamas. Mamas von einem Kind, zwei Kindern oder einer ganzen Kinderschar. Alleinerziehend, Working Moms, Stay-at-home-Moms, Studimamas, Mamas wie du uns ich halt. Und frage mich: ernsthaft? Wie bitte sollen wir das auch nur annähernd schaffen?! Es sollte eine Anleitung dafür geben, wie man ein perfektes Weihnachten feiert. Ein 512-seitiges Buch, geschrieben von Miss Influenzer…Influenza ist doch ne Krankheit, oder? und zig Anleitungen, wie wir unsere Familie gesund unbeschadet durch die Feiertage bringen, ohne unsere Küche dabei renovieren zu müssen. Perfekt wären noch süße Familienfotos, auf denen alle freudig strahlend in die Kamera lächeln. Freiwillig. Ohne Süßigkeiten als Bestechung. Ja, das wär’s, oder?

Stattdessen versuchen wir aber unsere unendlich langen to-do-Listen abzuarbeiten. Wie ein Hamster im Hamsterrad ackern wir unaufhörlich auf ein perfektes Weihnachtsfest hin.
Weihnachtskarten für die Familie. Check. Ich wollte welche selbst basteln, stattdessen ist es ein älteres Familienfoto geworden (immerhin weint keiner darauf) und ein paar persönliche Zeilen. Jap. Kann ich abhaken.
Plätzchen backen. Check. Hab ich aber allein abends gemacht, als die Kinder schliefen. Wollte es vermeiden, die Küche neu zu streichen. Hat geklappt.
Wohnung schmücken. Check. Alle Dekoartikel sind schön säuberlich auf einer Höhe über 1,50 m drapiert, damit der Große nicht dran kommt. Die Hälfte hat er trotzdem abgeräumt, er ist nämlich nicht dämlich. Hat sich ’n Stuhl geschnappt und die Kerzenständer genauestens inspiziert. Nächstes Jahr feiern wir wohl ohne Deko. (Zählt das als Check?)

Ja und dann wäre da noch der Geschenkemarathon. Ich liebe es, anderen eine Freude zu machen und gehöre zu der Sorte Frau, die sich übers Jahr verteilt Notizen von den Wünschen anderer macht. So gehen mir die Ideen fast nie aus. (Solltet ihr mal ausprobieren, das erspart euch viel Zeit des was-soll-ich-nur-schenken-Grübelns). Meistens weiß jeder in der Familie, was der andere sich wünscht. Und trotzdem finde ich mich Jahr für Jahr allein in den stickigen Kaufhäusern wieder, um die Geschenke zu besorgen. Ist das bei euch auch so, dass das Mamas Job ist? Ebenso das liebevolle Verpacken. Ich finde es jedes Mal aufs neue witzig, wenn ich die einzige bin, die weiß, was sich unter dem Papier verbirgt und alle anderen mindestens genauso überrascht sind, wie der Beschenkte. Trotzdem tun natürlich alle so, als wären sie maßgeblich am Geschenk beteiligt gewesen. Vielleicht sollte ich das mal auffliegen lassen?! Wäre jedenfalls interessant zu wissen, ob mir dann im nächsten Jahr jemand bei den Weihnachtseinkäufen hilft. Als Mama bin ich jedenfalls (noch haha) verantwortlich für den Geschenkekauf und weiß genau, was sich unter welchem Geschenkpapier (das natürlich ich ausgesucht habe) verbirgt. Jedes einzelne Geschenk ist natürlich liebevoll von mir verpackt und mit einem Geschnekanhänger versehen. Ist wohl ein weiteres Mama-Ding, oder? Oh und natürlich sind wir Mamas auch diejenigen, die dafür sorgen, dass die Geschenke unentdeckt bleiben. Jedes Jahr machen wir Muttis uns auf die Suche nach dem perfekten Versteck für die Weihnachtsgeschenke. Es soll schon vorgekommen sein, dass ich manche so gut versteckt habe, dass ich sie erst lange nach Weihnachten wiederfand. Seit der Stilldemenz hab ich immerhin eine Entschuldigung. Das Weihnachtsbuch bekommt Samuel dann eben in diesem Jahr. Ein Geschenk weniger, das ich besorgen muss.

Aber wir Mamas schaffen noch mehr. Wir machen uns Gedanken über das perfekte Menü zum Weihnachtsabend, kaufen ein, planen, kochen Probe (ich meine wie viel Arbeit kann man sich eigentlich machen?!). Weihnachten ist anstrengend. Keine Freizeit, keine Verschnaufpause. Immer nur das ewige Hamsterrad und der Versuch, alle glücklich zu machen. Und dann, wenn alle da sitzen und warmen Apfelpunch schlürfen, alles voller Kekskrümel und zerfleddertem Geschenkpapier ist , wenn nur noch der Abwasch bleibt, dann stehen wir Mamas da und fragen uns, wo eigentlich der Dezember geblieben ist und warum wir schon das neue Jahr begrüßen. Vielleicht scrollen wir auch durch unseren Instagram Feed und lassen die letzten Wochen Revue passieren. Vielleicht trällert Justin Bieber auch sein Misteltoe im Hintergrund und ihr denkt euch All I want for Christmas is meine Ruh! Ich bin mir aber sicher, dass all der Stress schnell vergessen ist, wenn ihr in die glücklichen Gesichter eurer Kinder seht, wie sie alle beisammen auf dem Wohnzimmerteppich sitzen und mit ihren Geschenken spielen. Dann seid ihr fix und alle, aber auch mächtig stolz, es wieder ein mal gewuppt zu haben. Und trotzdem nehmt ihr euch vor, es im nächsten Jahr anders zu machen. Die Geschenke bereits im Sommer zu kaufen, Weihnachten bei den Schwiegereltern zu feiern (kein nerviges Kochen, yay!) und die Plätzchen beim Bäcker zu kaufen. Aber ich sag‘ euch was. Ihr werdet nächstes Jahr wieder genau am selben Punkt in der Küche stehen, fix und alle. Und ihr werdet denken, das alles kenne ich doch von Last Christmas. Vielleicht werdet ihr euch einen Schluck Eierlikör gönnen (oder alternativ Kinderpunsch) und das bunte Treiben der Familie beobachten und ihr werdet verdammt glücklich sein. Denn irgendwie hat so ein Weihnachtsfest doch auch seinen ganz eigenen Zauber. Lächeln, durchatmen und dann sei stolz auf dich. Denn was wäre der Dezember ohne uns Mamas?

Alles Liebe,
eure Jasmin