Die Geister scheiden sich, wenn es darum geht, ob ein Studium mit Kind sinnvoll und machbar ist. Noch vor eineinhalb Jahren war ich absolute Verfechterin vom Studium mit Kind, denn es schien mir machbar und das mit etwas Mühe sogar ziemlich gut!

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Ein kurzer Rückblick

2012 begann ich mein Bachelorstudium, in dem ich 2014 im November schwanger wurde. Regelstudienzeit ging ohne Latinum für mich bis März 2015. Ich hatte aber leider in der Schule kein Latein und musste so das Latinum nachholen, für das drei Semester angesetzt sind. Um nicht unnötig Zeit zu vergeuden, startete ich im März noch in den Semesterferien mit meinem Latinum und paukte – schwanger – Tag für Tag viele Stunden. Zur Latein-Paukerei gesellten sich im Mai 2015 noch meine Nachforschungen für meine Abschlussarbeit, die ich im Juli 2015 abgeben sollte. Im Juli machte ich dann hochschwanger erst meine schriftliche Latinumsprüfung und gab dann meine fertige Bachelorarbeit ab, über der ich mit dickem Bauch schnaufend gehangen hatte. Ich war ganz schön stolz, beide dieser Prüfungen im neunten Monat noch vor der Geburt meines Kindes abschließen zu können. Im August wurde dann unser kleiner Samuel geboren, mitten in den Semesterferien, den ich ab dem Herbst immer mit in meine Vorlesungen und Seminare mitnahm. Ich verzichtete also auf ein Urlaubssemester, machte stattdessen noch meine mündliche Latinumsprüfung mit Neugeborenem im Tragetuch, die ich auch bestand. Die Schufterei hatte sich also gelohnt.
Fortan ging ich also im Doppelpack zur Uni, was auch erstaunlich gut klappte. Mehr dazu, wie mein Alltag aussah, könnt ihr hier nachlesen. Ich war mittlerweile im Master. Da im zweiten Semester ein Praxisteil angedacht war, zog ich die anderen Kurse vor und legte das Praxissemester auf einen späteren Zeitpunkt, wenn mein Kind in eine Betreuung gehen konnte. Es klappte alles sehr zu meiner Zufriedenheit, ich schrieb gute Noten, konnte auch mit Baby und Kleinkind gut lernen und schloss so nahezu alle Kurse des Masterstudiums ab. Dann wurde ich 2016 erneut schwanger, der Entbindungstermin fiel auf Juni und somit hatte ich keine Chance, das Praxissemester zu absolvieren, das mir zum Abschluss noch fehlte. Einen ausführlichen Artikel zur Situation damals findet ihr hier. Nun, das ist nun zwei Jahre her und an meiner Situation hat sich nichts verändert.

Die aktuelle Situation

Ich möchte mein Studium unbedingt beenden, denn ich möchte unbedingt auch diesen zweiten Studienabschluss in der Tasche haben. Aktuell ist es aber leider immer noch unmöglich, meinen Praxisteil anzugehen, da beide Kinder von mir zu Hause betreut werden und keine Kitaplätze in Aussicht stehen. Also schon, aber erst im August diesen Jahres für den Großen und erst im August 2020 für den Mini. So lange möchte ich eigentlich nicht warten. Wir haben alle möglichen Stellen abgeklappert, um eine Lösung zu finden, aber sind nicht weiter gekommen. Leider ist der Aufwand für das Praxissemester auch recht hoch, so dass Niklas es unmöglich schaffen kann, die Betreuungszeiten für die Kinder zu stemmen und unsere Eltern arbeiten selbst noch Vollzeit. Ihr seht also, meine Tipps für ein erfolgreiches Semester haben mich alles schnell abschließen lassen, aber das Praxissemester bricht mir das Genick. Demnächst fällt auch die finanzielle Unterstützung weg, dann werde ich, solle ich nicht fertig sein, einen Studienkredit aufnehmen oder Vollzeit arbeiten gehen müssen – was aber ohne Betreuung auch hinfällig ist. Irgendwie ist es momentan eine Abwärtsspirale und es ist schwer, motiviert zu bleiben. 

Mein Plan

Ich möchte noch mal im Prüfungsamt vorsprechen und dort nach einer Lösung suchen. Als ich damals mit meiner Schwangerschaft das Problem mit dem Praxisteil hatte, war ich einer der ersten Studierenden in diesem Studiengang und somit gab es keine Alternativen. Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen, es wurde der Mutterschutz fürs Studium eingeführt und vielleicht gibt es für Sonderfälle eine Alternativlösung. Das möchte ich in den nächsten Wochen herausfinden und hoffentlich im Herbst mit meinem Praxissemester starten.
Außerdem möchte ich auf dem Laufenden bleiben und nicht alle gelernten Inhalte einrosten lassen. Deshalb nehme ich mir fürs kommende Semester vor, ein oder zwei Literaturkurse zu belegen, die ich auch von zu Hause aus bearbeiten kann und mir so die Möglichkeit schaffen, nicht komplett aus dem Lernen heraus zu sein, wenn ich dann wieder starten kann. Die Kurse werden mir zwar für den Studienabschluss nicht nützlich sein, aber man lernt ja nie aus.

Studiert ihr auch mit Kind? Vor welche Hürden hat euch das Studium gestellt?

Alles Liebe,

Jasmin