Denke ich an meine Kindheit, so kommen mir einzelne Bilder in den Kopf. Bilder von Glücksmomenten, wie ich ausgelassen über die Wiese hinter unserem Haus renne, dem Meerschweinchen hinterher, das mal wieder ausgebüchst war. Bilder, wie ich mit der Straßenkreide Slalom aufmale, um danach mit den Inlineskates langzudüsen. Und natürlich Bilder mit meinen Eltern. Komischerweise habe ich kaum Erinnerungen an tolle Urlaube oder besondere Ereignisse, sondern es blitzen kleine Sequenzen aus unserem Familienalltag auf. Vom wöchentlichen Sonntagsfrühstück oder auch vom Wocheneinkauf bei dem es immer eine Laugenbrezel für uns Kinder gab. Kleine Bilder, die mich auch heute noch gern in Erinnerung schwelgen lassen.

Urlaub am Meer

Seit wir Eltern sind, fällt uns immer wieder auf, dass wir kleine Dinge in unseren Alltag integrieren, die wir selbst noch so aus unserer Kindheit kennen. Es sind Rituale, die uns selbst früher glücklich gemacht haben und uns beim Gedanken daran ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Manchmal fällt erst später auf, dass wir schon wieder eine Tradition in unseren Alltag integriert haben. Dazu gehören oft schon Kleinigkeiten, wie dass jeder seinen festen Platz am Esstisch hat, oder dass Samuel jeden Morgen sein geliebtes Leberwurstbrot bekommt. Dabei sind Rituale sehr viel mehr als nur Gewohnheiten. Sie stärken den Familienzusammenhalt und geben vor allem den Kindern Schutz und Sicherheit im oft turbulenten Alltag.

Wir wünschen uns für unsere Kinder, dass sie sich im Alltag geborgen und behütet fühlen.

Rituale bringen Struktur in den Alltag eines Kindes. Es fühlt sich durch den immer wieder kehrenden Ablauf geborgen und sicher, lebt dadurch stressfreier. Aber natürlich schaffen wir auch kleine Momente, an die sich unsere Kinder hoffentlich später gern zurückerinnern. Wir wünschen uns, dass den Kindern nicht nur Weihnachten und Ostern im Gedächtnis bleiben, sondern dass sie gern an den Alltag mit uns zurückdenken und ihnen dabei ein Lächeln übers Gesicht huscht.

Wie war das früher eigentlich?

Ich sitze mit Niklas gemeinsam eingekuschelt auf der Couch im Wohnzimmer. Wir haben uns im Arm, vor uns dampft eine Kanne heißer Tee. Schon lange saßen wir nicht mehr so da und haben einfach die Stille genossen. Beide sitzen wir da, mit einem Lächeln auf den Lippen und hängen unseren Gedanken nach. Plötzlich durchbricht Niklas‘ Stimme die Stille. ,,Früher hat mein Papa regelmäßig einen Skatabend mit seinen Kumpels veranstaltet. Und wir Kinder durften dann allen Großen ein Bier bringen und anschließend gab’s ein Mettbrötchen für uns Pänz. Das war echt das Größte.“ Er lächelt und ich sehe, wie glücklich ihn das gerade macht. ,,Schade, dass ich das nicht sehen kann. Den kleinen Niki, wie er glücklich sein Mettbrötchen futtert.“ Wir lachen, ja das wäre ein schönes Bild. Komisch eigentlich, dass es ganze Alben mit Bildern von Familienfesten und -urlauben gibt, aber selten mal ein Bild aus dem ganz normalen Alltag, oder? Wir blättern so gerne durch unsere Familienalben und schwelgen in Erinnerungen. Jedes Mal fällt uns dabei eine neue lustige Anekdote ein, die der andere noch nicht kennt. So vergehen manchmal Stunden, in denen wir durch die nostalgischen Fotoalben blättern.

Ein paar wenige Bilder von unseren Ritualen haben wir dann aber doch gefunden. Schaut mal
Schaumkronen machenSchaumkrone

Schaumkronen und Schaumbärte machen war bei jedem Baden das Allergrößte.

Brio Bahn spielen

Jeden freien Abend kam mein Papa in mein Zimmer, um mit mir mit der Brio-Eisenbahn zu spielen. Ich war irgendwie nie so die Puppenmama und ich glaube, mein Papa war darüber auch ganz froh.

Magnettafel

Auf meiner Tafel schrieb ich so gerne Phantasiewörter, um meine Mama danach zu bitten, mir vorzulesen was da steht – und mich dann scheps zu lachen. So hab‘ ich übrigens lesen und schreiben gelernt.

Und dann gibt es aber auch ganz viele kleine Rituale, an die ich mich so gerne zurückerinnere, von denen es aber keine Fotos gibt. Für große Feste gibt es immer einen Platz im Familienalbum, aber was ist mit den kleinen Dingen, die uns so richtig glücklich machen? Irgendwie fehlt da was!

Im Park mit Opa

Ich glaube, eine der schönsten Kindheitserinnerungen habe ich an meine Großeltern, bei denen ich ganz viel zu Besuch war. Meine Oma lebt noch, aber mein Opa starb, als ich erst sieben Jahre alt war. Ich habe oft bei meinen Großeltern übernachtet, im alten Kinderzimmer meiner Mutter. Dort stand ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Regal mit Spielsachen. Ich weiß noch genau, wie alles aussah und wenn ich die Augen fest schließe, kann ich mich noch an den Geruch erinnern, der in der Luft lag. Und jeden Abend saßen meine Oma und mein Opa an meinem Bett und beteten mit mir „Abends wenn ich schlafen geh'“. Immer dieses eine Gebet und immer gab mir mein Opa danach einen Kuss und sagte „Und jetzt schlaf‘ recht kugelrund, bis morgen früh ’s Kaffee’le kommt.“ Kaffee hab‘ ich natürlich keinen getrunken, aber der Spruch gehörte einfach dazu.

Lesen

Wenn ich heute daran denke, dann wird mir ganz warm ums Herz, auch wenn ich meinen Opa sehr vermisse. Aber ich habe mich in diesem Moment so geborgen gefühlt, wie ich da eingekuschelt in der dicken Federbettwäsche lag. Ja, mit meinen Großeltern hatte ich so manches kleine Ritual. Oft sind wir auch zum Urgroßvater ans Grab gefahren und weil auf dem alten Waldfriedhof so viele Eichhörnchen wohnten hat sich mein Opa immer ein paar Nüsse in die Hosentasche gesteckt, die die kleinen puscheligen Tierchen dann geklaut haben. Ganz zutraulich waren die und ich habe jedes Mal große Freude daran gehabt.

Und wie war das bei dir, Niklas?

Damit ich auch meinen kleinen Absatz ganz für mich bekomme, habe ich mir den Platz hier direkt zu Beginn des Artikels reserviert. Für mich sind es ebenfalls die kleinen Rituale, die eine große Bedeutung besitzen, Weihnachten war nie eine konstante Tradition, ach manchmal hätte es sich gar nicht noch mehr vom Vorjahr unterscheiden können. Einmal hat mein Papa diese Irrsinnsidee durchgesetzt, dass wir kölsche Weihnachten feiern. Könnt ihr euch vorstellen, wie gut Kartoffelsalat, Würstchen und Kölsch zum Weihnachtsbaum inklusive Dekoration passt? Ich leider schon und auch für den Rest meiner Familie war das ein absoluter Schuss in den Ofen, wobei der natürlich nicht eingeschaltet wurde, war ja ein kaltes Buffee… Ein Ritual zu finden wurde später noch schwieriger, da meine Eltern sich im Jahr meines Abiturs offiziell geschieden haben. (Scheidungskinder halten zusammen, ich hab ein High Five für dich, einfach kommentieren 🙂 )

Niki hilft bei der Gartenarbeit

Doch wenn ich zurückblicke, und je länger ich dabei meine Gedanken von der Leine lasse und Ihnen Zeit gebe alte Erinnerungen aufzuspüren, dann fallen mir mehr und mehr ganz spezielle Momente ein, die Rituale sind und mir heute noch das Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Als eines der ersten Beispiele habe ich gleich an unseren Wohnwagen mit Vorzelt gedacht, zehn bis zwölf Wochen im Jahr haben wir in den Niederlanden als Kinder gelebt, immer wenn Ferien waren, und dort war es Tradition direkt nach der Ankunft zum Strand in Oostkapelle zu düsen. Meist blieben wir bis zum Sonnenuntergang sitzen und stillschweigend wusste jeder, dass wir offiziell den Urlaub eröffnet hatten. Aus der Zeit in den Niederlanden gibt es alleine sicher schon 20 weitere Bräuche, vom Angeln gehen bis zur Fahrradtour nach Veere und dem Piratengang dort.

Unterwegs mit dem Bollerwagen

Am Strand

Kleine und regelmäßige Gewohnheiten für die Seele

Als ich mit Jasmin darüber sprach, musste ich erst lange überlegen, was mir denn abseits des Mettbrötchens noch als Ritual in Erinnerung geblieben ist. Wie so oft ist es glücklicherweise auch bei Erinnerungen so, findest du eine und öffnest die Schublade, fliegen dir gleich hundert andere entgegen. Immer wenn mein Papa joggen gegangen ist, bin ich auf dem Fahrrad mitgefahren, mit Stützrädern zu Beginn, später mit elf oder zwölf Jahren bin ich dann mit Mountainbike durch den Wald geheizt und hab dazwischen eigene Runden gedreht. So ausdauernd wie mein Dad konnte ich nämlich nie joggen, Chapeau Papa, oder besser noch „Chapapeau“, denn ich bin stolz auf meinen Pa.

Fahhradtour

Und damit fing es an, Ausflug in den Wildpark oder Tippeltouren jedes Wochenende (ich habe jedes Kuhkäffchen in NRW durchschritten), im Zoo die Seelöwenfütterung anschauen, im Garten bei irgend welchen mehr oder weniger sinnvollen Arbeiten helfen, wie Gartenhäuser bauen, abschleifen, neu lackieren, neu bedecken, bemalen, Rasen säen, vertikutieren, wieder Rasen säen weil das ohne Vertikutierer eine doofe Idee ist, und dann in der Hängematte liegen, teilweise mit vier Personen, meine Schwester hatte da auch das Licht der Welt erblickt (uns trennen immerhin elf Jahre Altersunterschied).

In den Niederlande am StrandTippeltouren

Auch jetzt noch gibt es Traditionen in meinem Leben, die sich über die letzten Jahre etabliert oder weiter gefestigt haben. Mein Bruder und ich könnten unterschiedlicher kaum sein. Der Kleine hasst die Datenkraken Google, Facebook, Amazon und Co und hat sich einen Hühnerstall mit Außengehege in den Garten gebaut, studiert erneuerbare Energien und wird vermutlich einer der emotionalsten und besten Ingenieure, die der Planet Erde so dringend braucht. Und ich? Ich studiere Wirtschaftsinformatik. IN-FOR-MA-TIK. Das Internet und Technik prägen mich seitdem ich ein 56k Modem und einen 166 MHz Computer besaß. Ich kann mit keinem anderen Menschen so schön über Digitalisierung, Globalisierung, Risiken und Chancen der Technik streiten wie mit ihm. Und dafür liebe ich ihn. Von ganzem Herzen.

Mein kleiner Bruder und ich

Und gerade deshalb ist es ein zelebriertes Ritual, wenn wir uns im Schnitt ein Mal pro Monat sehen. Dann gibt es traditionell Nudeln mit Pesto und wir trinken Lipton Eistee aus der Dose, den sprudeligen, denn der gehört für uns zu Zeeland, auf den Campingplatz. Damit wahren wir uns den Zusammenhalt, den es in meinem weiteren Familienumfeld niemals gab, und es ist ausnahmslos jedes Mal wirklich schön, wenn wir uns sehen.

Im Rollstuhl im Zoo

Erinnerungen verblassen, Bilder bleiben

Leider habe ich von den meisten Ritualen kein Foto, zusammen ein Buch im Bett lesen konnte man damals nicht immer so einfach knippsen wie heute und in den Fotoalben sind oft viele Bilder aus dem Urlaub, an Weihnachten, Karneval, Geburtstag. Die wirklich wertvollen Rituale, die mich geprägt haben, gibt es nicht auf Fotos verewigt – und dazu gehört auch abendliches Tipp-Kick spielen mit meinem Dad, weil ich in den 1-2 Stunden immer meinen Tag verarbeiten konnte, Sitzfußball, als ich meinen Unfall hatte ’97 und lange nicht sicher wahr, wie und ob ich gesund werde. Ich glaube, wäre ich nicht ständig über den Wohnzimmerboden gerutscht und hätte mein Lachen immer behalten, dann würde ich heute nicht mit Samuel über den Spielplatz klettern und rennen.

Waldspaziergang

Spielplätze können übrigens auch Rituale sein, an einem waren wir über viele Jahre wöchentlich und das vergisst man einfach nie. Ein süß-saurer Geschmack, geprägt von Nostalige und Melancholie, bleibt zurück wenn ich die Alben weglege. Glücklicherweise habe ich die Möglichkeit, das für meine Kinder noch zu ändern. Und damit übergebe ich euch wieder an Jasmin.Nutellabrote zum FrühstückPS: Nutellabrote sind sowas von Tradition! Und meine Eltern hatten anscheinend die Angewohnheit, die schrecklichsten Klamotten zu kombinieren, eure auch? Ich meine man braucht nur fix hochscrollen und schon sieht man einige Fehlgriffe in die Kleiderkiste, aber ein Pinker Helm?! Hallo?!?! Was war euer peinlichstes Accessoire oder Kleidunggsstück als Kind? 🙂

Von Wärme, Geborgenheit und Glücksgefühlen

Ich gebe zu, eine Reise in die Vergangenheit ist nicht immer schön, manchmal bleibt man mit den Gedanken auch an negativen Ereignissen hängen. Aber gerade deshalb ist es doch umso schöner, wenn man vor allem die positiven Erinnerungen ganz besonders wertschätzt. Im Rahmen der Kampagne von HP Inc zu #reinventmemories, die sich „Ausdruck des Lebens“ nennt, möchten wir in den nächsten Wochen ganz besonders für uns herausfiltern, welche kleinen und größeren Rituale uns als Familie eigentlich ausmachen und welche Dinge uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann werden wir wohl öfter mal in genau dieses Momenten die Kamera zücken und sie für uns verewigen, nur so, damit wir in 25 Jahren mit unseren Kindern, vielleicht sogar Enkelkindern, und einem Lächeln auf dem Gesicht genau diese Glücksgefühle noch einmal erleben können.

Welche tollen Erinnerungen habt ihr an früher? Und habt ihr vielleicht mit euren Kindern Traditionen, die für euch alle dazu gehören?

Alles Liebe
Jasmin und Niklas

PS: Hier gehts zu Teil 2

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit HP. [Anzeige]