Entscheidend ist, dass Kinder Wertschätzung und Rücksicht kennen lernen. Und das passiert nicht durch Geschenke, sondern durch Liebe.

Ich habe das Gefühl, dass unsere Art Feiertage zu begehen außer Kontrolle geraten ist. Dank sozialer Medien kann ich eine Entwicklung rund um die Festtage verfolgen, die ich nicht mehr gut heißen kann. An Weihnachten stapeln sich die Geschenke bis unters Dach und der eigentliche Grund für dieses Fest scheint fast gänzlich unter zu gehen, Valentinstag ist nicht mehr nur eine kleine hauchdünne Karte, die man dem Liebsten und guten Freunden schenkt, sondern es gibt Geschenke und Pralinen. Und dann kommt kurz darauf Ostern. Ernsthaft, wann ist Ostern vom Osternest-mit-Süßkram-Ostern zum zweiten Weihnachten geworden? Das Osterfest ist längst kein rein christliches Fest mehr, wird es doch immer mehr kommerziell ausgeschlachtet. Alles ist einfach zu viel. Zu viel Glitzer, zu viel Schokolade. Zu viele Geschenke. Große Geschenke, teure Geschenke. Und ich frage mich, wann dieser Wahnsinn ein Ende hat. Mit was sollen meine Kinder sich in ein paar Jahren zufrieden geben, wenn sie von klein auf zum Konsum erzogen werden? Wie lernen sie, dass all das nicht selbstverständlich ist? Also gibt es dieses Jahr keine Ostergeschenke, basta! Keine Puppen, keine Spielsachen, keine tausend Kleinigkeiten. Lediglich das Miniroompüppchen werde ich mit ins Osternest zu ein bisschen Schokolade und Fruchtriegeln (die liebt Samuel!) legen, weil ich das schon vor Wochen gekauft habe. Ich bin mir sicher, dass Samuel sich genauso freuen wird, wie mit Geschenken, weil es ihm Spaß machen wird die Leckereien zu suchen. Und er wird glücklich sein, weil wir als Familie zusammen sein werden und einen schönen Tag verbringen. Dankbarkeit hat viele Facetten und sollte nicht immer an Geschenke geknüpft sein.

Für uns Christen (ich bin katholisch) ist Ostern mehr als nur ein schönes Sonntagsessen mit der Familie, jede Menge Pralinen oder der Besuch vom Osterhasen. Aber es ist schwer, den Kindern die wahre Bedeutung von Ostern zu zeigen, wenn das Osterfest mit Dingen kommerzialisiert wird, die nichts mit der Auferstehung Jesu Christi zu tun haben. Schaue ich bei Facebook und Instagram durch meinen Feed, dann sehe ich in den letzten Tagen vermehrt Ostergeschenkideen, einige davon bereits fertig verpackt. Eine Mutter möchte einen Puppenwagen, Kreide, Seifenblasen, ein Malbuch, neue Bücher, ein Puzzle und ein Tipi zu Ostern zu verschenken – und natürlich dürfen Schokolade, andere Naschereien und Ostereier ebenfalls nicht fehlen. In einem anderen Post steht Play Dough Knete neben einem nagelneuen Laufrad, einem Fahrradhelm, Haarreifen und Aufklebern um das Osternest drapiert. Natürlich gibt es auch Familien, die sich diesbezüglich zurückhalten, aber wenn Ostern der zweitgrößte kommerzielle Feiertag im Jahr ist, dann verwundert es mich nicht, dass es Mütter mit endlos langen Geschenkelisten gibt.

Und dennoch, Samuel wird auf seinen heiß geliebten Gummibärchen kauen und seinem Schokoosterhasen die Ohren abbeißen,  während Kinder im Rest des Landes Herr über ihre Geschenkestapel werden. Denn wo bleibt denn der Blick fürs große Ganze, die wichtigen Dinge im Leben, wenn man sich stehts vom Konsum berauscht fühlt, ein Glücksgefühl wie auf Drogen. Ja, auch ich BEschenke gerne und natürlich bekomme ich auch gern Geschenke, aber nicht so. Wer unbedingt eine Freude machen will, könnte es auch bei ein bisschen Nascherei belassen und dem Kind etwas aufs Sparbuch einzahlen. Das finde ich immer eine gute Alternative zu Geschenkebergen. Für uns heißt es also Ostern ganz gemütlich im Kreis der Familie mit Schoki.  Ein Mal back to the basics bei Familie Nimmerland – damit sind die Kinder ganz bestimmt genauso zufrieden!

Und wisst ihr, ich finde sowieso, dass der gesamte Zauber um das fest herum viel schöner ist, als der eigentliche Ostersonntag. Das Schmücken der Fenster und Zimmer mit Kirschblüten und Weidenkätzchen und Osterglocken auf dem Tisch. Ich stelle immer ein paar Zweige in eine große Vase und hänge dann die verzierten Eier daran, wunderschön sieht das aus und erinnert mich an meine eigene Kindheit. Meine Mama hat das nämlich schon an Ostern so gemacht. Ostertraditionen sind etwas ganz feines und deshalb möchte ich diese auch so gerne an meine Kinder weitergeben. Es soll einfach alles hübsch aussehen und nach Frühling duften, nach frischen Blumen und nach Glück und Kinderlachen. Und süß soll es schmecken, wenn ich einen Freudenkuss von meinem Großen bekomme, nach zuckerwatteweichem schokoverschmiertem Süßkeks-Kuss. Ja, das wird herrlich.

Unsere Ostertraditionen

Ich weiß noch genau, wie sehr ich als Kind auf jeden Feiertag im Jahr hinfieberte – davon gab es an der Zahl drei, neben Ostern nämlich noch meinen Geburtstag und Weihnachten (zählt Nikolaus extra?). Zusammen mit meiner Mama bastelte ich bunten Fensterschmuck (später malte ich mit Window Color ein Fensterbild nach dem anderen, kennt ihr das noch?) und sammelte Äste und Naturmaterialien, um die Wohnung zu schmücken und dann buken wir fleißig Kekse und anderes Gebäck und alles roch herrlich lecker nach Frühjahrsbeginn. Ein bisschen war es so wie bei Madita aus Birkenlund (ihr kennt doch sicherlich die Bücher von Astrid Lindgren, oder?), nur dass Birkenlund an einem Bach lag und wir mitten im Dorf wohnten.
Nun habe ich zwei kleine Rabauken hier sitzen, einer davon wird in diesem Jahr drei und deshalb freue ich mich ganz besonders, diese Traditionen diesmal gemeinsam mit ihm zu begehen. Ich bastle mit Samuel Osterhasen aus buntem Pappkarton, die er selbst ausschneiden darf und wir schmücken unsere kleine Stadtwohnung. Nicht ganz so idyllisch wie in meiner Kindheit, aber dafür genauso muckelig und gemütlich.

osterfest

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Eine weitere Tradition ist das Dekorieren von Eiern, die später an kleinen Zweigen, aufgehängt werden. Dafür habe ich hübsche Zweige besorgt und Samuel darf mir beim Bemalen und Aufhängen helfen.
Schließlich gibt es bei uns noch ein traditionelles Osteressen. Es ist Tradition, den Ostersonntag mit der Familie zu verbringen und den Tag in der Kirche zu beginnen. Unsere Familie teilt auf, wer welches Gericht mitbringt, und wir feiern bei einem Familienmitglied zu Hause alle auf einem Haufen.

Zusammen mit Niklas backe ich seit wir uns kennen einen Osterzopf mit Marzipan, den wir alle gemeinsam essen. Er schmeckt himmlisch, vor allem, wenn er erst am Ostermorgen frisch gebacken wird und noch warm auf den Tisch kommt. Mit ein bisschen frischer Butter darauf ist es einfach nur ein Gaumenschmaus.
In diesem Jahr darf Samuel beim Backen helfen und Mio von seinem Stuhl aus zusehen. Ich bin mir sicher, beide werden eine helle Freude an dem Spektakel haben. Das Rezept kann ich euch bei Interesse gern noch verbloggen, dann hinterlässt einfach einen Kommentar.

Nicht zuletzt gibt es auch bei uns traditionelle Osternester. Ich fülle sie mit ein bisschen Heu und dann kommen hart gekochte Eier und ein bisschen Schokolade und eine kleine Tüte Gummibärchen hinein. Und, weil ich weiß, dass Samuel sie liebt, auch noch ein paar Fruchtriegel.

Wertschätzung lernen

Ich wünsche mir sehr, dass meine Kinder das Wertschätzen der Dinge, niemals verlernen. Sie sollen stets Dankbarkeit empfinden, nicht nur für Materielles, sondern für das Leben, das wir führen.  Glücklich sein, so richtig mit Bauch halten vor Lachen und Füßen im Sand und auf dem Trotteoir im Sommer, die Münder von Eiscreme ganz klebrig. Sie sollen wissen, dass auch Kleines ganz “groß” sein kann und dass man sich auch mal etwas gedulden muss, bis sich ein Wunsch erfüllt.

Familienmomente sind so kostbar in unserem schnellebigen Alltag, weshalb ich mri wünsche, dass wir alle zusammen diese besonders nutzen und auskosten, statt uns am Materialismus zu erfreuen.

Um was es beim Osterfest geht

Ostern zu feiern bedeutet nicht nur den Tod und die Auferstehung Christi, sondern zeigt auch, dass Gott allmächtig ist und der Tod nicht das Ende von allem. Wir feiern ein christliches Ostern, um uns an das große Opfer zu erinnern, das Jesus für uns gegeben hat, um uns von den Sünden dieser Welt zu retten. Noch wichtiger ist es, dass der Ostersonntag uns daran erinnert, dass Jesus von den Toten zurückkam. Obwohl er nicht physisch unter uns ist, ist er immer noch in unseren Herzen gegenwärtig.

Ostern ist für uns eine Zeit, um mit der Familie zusammen zu sein und letztendlich dankbar zu sein, dass wir ein weiteres Jahr haben, um über alles nachzudenken, was wir haben.  Dankbarkeit, Wertschätzung und Liebe sind für uns drei große Eckpfeiler auf die wir uns als Familie stützen.

Und wie feiert deine Familie Ostern?

Alles Liebe,
eure Jasmin