Bestimmt haben einige Leser, die uns auch bei Instagram verfolgen mitbekommen, dass wir im Januar beim Zahnarzt waren. Mit wir meine ich mich und Samuel. Ja, der kleine Knirps hatte tatsächlich seinen ersten Zahnarzttermin, ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum groß werden liegt hinter uns. Ich habe mich vorher ein bisschen informiert und auch der Ärztin einige wichtige Fragen gestellt, die ich in diesem Artikel für euch zusammengefasst habe.

Zähne putzen – aber wie?

Mit den ersten kleinen weißen Zähnchen, die das Baby bekommt, müssen wir Eltern uns nicht nur oft mit schlaflosen Nächten rumplagen, sondern auch der Frage, wie man die kleinen Sch..äh Beißerchen richtig pflegt. Samuel zahnte bereits mit ungefähr vier Monaten heftig. Er sabberte unheimlich viel, was von wirklich schlechten Nächten (oh lord!) und einem knallroten Pavian-Popo begleitet wurde. Ha! dachte ich damals. Jetzt kommt er bestimmt bald, der erste Zahn. Aber Pustekuchen. Wir warteten und warteten und nichts tat sich. Seinen ersten Zahn bekam er dann schließlich mit knapp zehn Monaten. Erst konnte ich nur eine mini kleine weiße Spitze fühlen und der Rest des Zahnes ließ noch eine ganze Weile auf sich warten. Als Samuel mit 14 Monaten aus unserem Thailandurlaub zurückkehrte, brachte er nicht nur viele tolle Erinnerungen, sondern auch bereits vier Zähne mit nach Deutschland. Nun, mit 1 1/2 Jahren, haben sich auch Backenzähne  und Eckzähne dazu gesellt und wir haben eine Zahnpflegeroutine entwickelt.

Wie viele Zähne kommen da eigentlich? (und wie viele Schlaflose Nächte?!)

Mit jeder schlaflosen Nacht und jeder intensiven Zahnungsphase frage ich mich: wie lange dauert das wohl noch, bis endlich alle Zähne da sind und wir erlöst. Zumindest bis zum Zahnwechsel. Es wäre wirklich ein Segen, hätten das Gesabbere und die schlechte Laune ein Ende (wahrscheinlich wären dann aber wohl andere Dinge Ursache von Samuels Unzufriedenheit).
Die ersten Zähne, die ein Kind erhält, sind die Milchzähne. Insgesamt sind das ganze 20  im kleinen Gebiss (ja leider!), je 10 im Ober- und im Unterkiefer. Pro Kiefer wachsen dem Kind 4 Schneidezähne (7 sähen auch echt komisch aus), 2 Eckzähne  (die sind richtig fies gewesen bei uns!) und 4 Backenzähne. Oft kommen die ersten Zähne im Alter von ca. sechs Monaten, es gibt aber auch Kinder, die bereits mit einem oder mehreren Zähnen geboren werden (das ist allerdings eine Seltenheit!) oder, als krasser Gegensatz, wo erst mit einem Jahr die kleinen Beißerchen durchbrechen. Im Alter von zwei bis drei Jahren ist das Gebiss in der Regel vollständig, bis im sechsten Lebensjahr die weiteren Backenzähne durchbrechen und schließlich der Zahnwechsel beginnt (tut das dann auch wieder so weh? Na hoffentlich nicht!). Samuel hat mit dem Zahnen zwar bereits nach 2 Monaten begonnen, bekam aber erst mit zehn Monaten den unteren rechten Schneidezahn. Schließlich kamen weitere Schneidezähne hinzu und mittlerweile hat er auch ein paar Backenzähne. Insgesamt fehlen jetzt nur noch vier Milchzähnchen bei ihm, denn er in rasantem Tempo nachgelegt. Vermutlich damit sein breites Grinsen noch ansteckender ist.

Mit welchem Alter sollte man mit der Zahnpflege beginnen?

Die Milchzähne unseres Babys sind zwar nur ein vorübergehendes Werkzeug fürs Kauen, das während der frühen Schuljahre durch die bleibenden Zähne ersetzt wird. Aber es ist nicht weniger wichtig, bereits jetzt eine gute Pflege einzuführen, die zu einer lebenslangen zahnmedizinischen Gesundheit führen kann. Falsch ist demnach der Trugschluss, dass die Pflege der ersten Zähne, der Milchzähne egal sei, weil die ja sowieso wieder ausfallen. Zerfallende oder verlorene Babyzähne, egal ob durch schlechte Mundhygiene oder Ernährung, können beispielsweise die Sprachentwicklung beeinträchtigen, weil sie nicht mehr als richtige Platzhalter für die dauerhafte Zähne fungieren können – oft kommen die bleibenden Zähne dann bereits gekrümmt zum Vorschein und es bleibt eine Fehlbildung. Korrigierende Verfahren für Milchzähne können kostspielig und vor allem äußerst unangenehm für Kinder sein. Gerade bei Karies im Milchzahngebiss haben die Kids bei den folgenden Zähnen statistisch auch einen deutlich höheren Kariesbefall. (Noch mehr Infos findet ihr z.B. im Artikel vom Klinikum der Uni-München)

Der Beginn der Zahnpflege sollte also unabhängig vom Alter sein. Wichtig ist es, dass man ab dem Durchbruch des ersten Zahns mit einer regelmäßigen Pflege beginnt. Zum einen natürlich, damit sich das Kind früh daran gewöhnt und später Zähne putzen als etwas völlig normales ansieht. Zum anderen aber auch, weil Zahnpflege wichtig ist und zu einem festen Bestandteil des Alltags werden sollte. Wir sind fest davon überzeugt, dass man dann die Zahnbürste auch als junger Erwachsener nicht plötzlich meidet und versteht, wie wichtig die Zahnpflege ist und was dem Schmelz schaden kann.

Fruchtzucker und industrieller Zucker greift die Zähne an! Außerdem liegen unter den Milchzähnen bereits die späteren Zähne in den Startlöchern und Bakterien können durch das Zahnfleisch auch diese angreifen.
Wenn man mag, kann man als Elternteil deshalb schon vorher die Kauflächen mit einem Waschlappen sanft reinigen: einfach drüber wischen – das haben wir jedoch nicht gemacht. Später gibt es Fingerlinge mit Noppen, so genannte Fingerzahnbürsten, mit welchen man die kleinen Zähnchen vorsichtig putzen und das umliegende Zahnfleisch massieren kann. Das haben wir auch so gemacht, dazu aber später mehr.

In welchem Alter sollten Kinder das erste Mal zum Zahnarzt?

Grundsätzlich gilt auch hier: je früher, desto besser. Eigentlich ab dem ersten kleinen Zahn – natürlich (hoffentlich) nicht, weil die Zähne schlecht sind, sondern damit sich das Kind daran gewöhnt, dass jemand anders in den Mund gucken will – und im besten Fall irgendetwas darin rumwerkelt; ein Tipp von meiner Freundin, die Zahnärztin ist. Ich hab sie erst ganz ungläubig angeschaut, aber scheinbar hilft das wirklich! So gewöhnen sich die Kleinen früh an den gruseligen Stuhl beim Zahnarzt und die besondere Umgebung und haben später keine Panik, wenn Sie unter der grellen Licht sitzen. Wir waren mit Samuel das erste Mal beim Zahnarzt, als er bereits einige Zähne hatte, denn vorher waren wir in Thailand und im Anschluss erstmal mit anderen Dingen beschäftigt. Anfang Januar hat es dann endlich geklappt, Samuel war da 17 Monate alt. Trotzdem muss man kein schlechtes Gewissen haben, denn in diesem Alter sollten die Zähne noch keine Schäden haben.

Und was isst das Kind?

Zucker ist schlecht für die Zähne – das sagten uns schon unsere Eltern und jeder weiß wohl, dass es stimmt. Wichtiger ist aber zu erklären warum. Denn auch Alkohol und Rauchen ist ungesund, trotzdem trinken und rauchen die Menschen weltweit. Wenn die Babys noch klein sind und ausschließlich gestillt werden, oder aber ausschließlich Prenahrung erhalten, ist im Bezug auf Ernährung erst einmal nichts weiter zu beachten. Allerdings ist es gut zu wissen, dass auch Muttermilch Zucker enthält – weshalb die Zahnpflege auch dann wichtig ist, wenn das Kind nur Muttermilch oder Pre-Nahrung bekommt. Wir haben bei Samuel schon vor dem ersten Zahn mit einem kleinen Fingerling mit der Zahnpflege begonnen – zu diesem Zeitpunkt wurde er noch voll gestillt (von kleinen BLW-Exkursen einmal abgesehen).

Außerdem sollte man beachten, dass Obstbrei mit Fruchtzucker versetzt ist. Das heißt, dass selbst wenn auf der Verpackung zuckerfrei steht, dies oft nicht stimmt. Und natürlich ist auch Getreide oft nichts anderes als Zucker (also Brot, Brötchen, Getreidebrei) durch die massig enthaltenen Kohlehydrate. Wir sind diesem Problem ein bisschen aus dem Weg gegangen, indem wir Samuel nie Gläschen gefüttert haben (Brei mochte er sowieso nicht), sondern ihm frisches Obst und Gemüse anboten. Somit haben wir zusätzlichen Zucker weitestgehend vermieden und im ersten Lebensjahr auf industriellen Zucker komplett verzichtet. Der im Obst enthaltene Fruchtzucker ist unterm Strich etwas weniger als im haltbar gemachten Brei, der mit konzentriertem Fruchtzucker angereichert ist. Wichtig ist, dass man sich als Eltern bewusst ist, worin überall Zucker enthalten ist und deshalb früh genug und gründlich mit der Zahnreinigung beginnt.
Auch bei Getränken ist Vorsicht geboten,  da das ständige Nuckeln an der Flasche sich schnell extrem ungünstig auf die Mundhygiene auswirken kann. Und auch bei Getränken gilt: bitte kein Zucker. Wir haben zuckerhaltige Getränke, wie beispielsweise Säfte und Tees so lange wie möglich vermieden. Ja, jetzt darf Samuel auch mal einen kleinen Schluck Saft in sein Wasser haben, aber das ist meist nur so viel, dass er sich zufrieden gibt, weil er sieht er darf das gleiche trinken wie wir, nur eben eher eine 1:50 Mischung. Was wir aber immer noch komplett vermeiden, sind die allermeisten Babytees, denn diese sind oft unwahrscheinlich zuckerhaltig  (davor warnte uns glücklicherweise unsere Hebamme – ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass in Babytee Zucker enthalten ist! Hallo?! – Und im Ökotest findet man noch Erschreckenderes: teilweise sind sogar Pestizidrückstände enthalten, z.B. bei dem Alete Tee)
Wie bereits in verschiedenen Artikeln (beispielsweise hier) einige Mal berichtet, haben wir im Zuge von BLW recht früh (im Alter von ca. sechs Monaten) mit der Einführung von Fingerfood begonnen, also Paprika, Karotte, Gurke, oder ähnliches, wodurch die Zähne teilweise bereits durch den Kauvorgang gesäubert werden. Anschließend haben wir mit der Fingerzahnbürste nochmal gründlich geputzt.

Schnullerkind?

Grundsätzlich ist schnullern nicht schädlich für die Zähne. Allerdings möchten manche Kinder den Schnuller über das dritte Lebensjahr hinaus behalten, wovon Zahnärzte abraten. Es kann bei zu häufigem Gebrauch zu einer Fehlstellung im Gebiss kommen. Deshalb habe ich mir bereits Gedanken dazu gemacht, wann und wie wir unserem Samuel das fiese Ding abgewöhnen können (könnt ihr hier nachlesen). Wir lassen uns aber damit noch ein wenig Zeit – noch besteht kein Grund zur Sorge.
Was allerdings absolut schlecht ist, ist den Schnulle des Kindes in den eigenen Mund zu nehmen. Wussten wir auch erst nach ein paar Wochen, haben wir zum Glück nur ein Mal gemacht (aus Unwissenheit). Schnuller ablecken ist deshalb tabu, da dabei Karies von Mund zu Mund übertragen werden kann (selbiges gilt für die gemeinsame Nutzung von Besteck). Ich glaube, das möchte niemand. Deshalb haben wir immer einen Ersatzschnuller dabei. Unsere ganze Schnullergeschichte und wie wir es mit dem Schnuller handhaben, könnt ihr hier nachlesen.

Welche Bürste ist die beste?

Zahnbürsten gibt es jetzt mit allen möglichen Zusatzfunktionen (für mich als 80s Kid ist das echt Wahnsinn, wie sich Zahnbürsten entwickelt haben!).  Es gibt Timer, sie spielen Musik, wirbelnde Borsten und Phantasiefarben. Tonnen von Apps sollen die Lust zum Putzen fördern. Aber was wirklich zählt ist, wie häufig und vor allem regelmäßig Kinder ihre Zahnbürste verwenden. Eine preiswerte, einfache, weiche Borstenzahnbürste ist in der Regel die beste Option für die Entwicklung einer guten Mundhygiene und Pflege. Wir nutzen mittlerweile eine kleine Borstenzahnbürste von Dr.Best.

Unsere Routine.

Samuel putzt mindestens ein Mal täglich seine Zähne. Oder besser gesagt wir putzen sie ihm und er darf davor oder danach selbst putzen. Kinder sind nämlich frühestens ab einem Alter von sieben Jahren motorisch in der Lage ihre Zähne korrekt und gründlich selbst zu reinigen.
Ab dem ersten Zahn haben wir für die Reinigung einen kleinen Fingerling mit Noppen benutzt. Dieser war in unserem Babypflege-Set von Avent enthalten und hat uns gute Dienste geleistet. Etwas später kaufte ich in der Drogerie ein kleines Bürstenset, das aus zwei Bürsten mit Plastiknoppen bestand. Eine der Bürsten bekam Samuel nach jedem Essen selbst in die Hand und durfte darauf herumkauen. Abends putzte ich vorsichtig seine Kauleisten mit dem Bürstchen und der Kinderzahncreme von Elmex. Seit unserem Thailandurlaub haben wir uns eine richtige Kinderzahnbürste angeschafft und integrieren Samuels Zahnpflege in sein tägliches Schlaf-Ritual. Erst machen wir eine frische Windel, dann gibt es eine kleine Massage und der Schlafanzug wird angezogen. Schließlich sind die Zähne dran – jeden Abend. Dabei putzen wir, wie gesagt selbst und er darf, wenn er mag, die Zahnbürste davor oder danach auch haben. So soll er spielerisch erlernen mit der Bürste umzugehen.

Zugegeben, manchmal haben wir einen kleinen Kampf, damit unser Wirbelwind uns überhaupt an die Zähne lässt. Aber wir machen auch an diesen schwierigen Tagen keine Ausnahmen, da er wissen soll, dass die Zähne nunmal geputzt werden müssen – egal wie müde man ist und egal wie wenig Lust man dazu hat.

Unsere Tricks.

Damit es an diesen Abenden dann etwas besser klappt, haben wir ein paar einfache aber hilfreiche Tricks:
1. Singen. Wir singen ein Lied (also Mama oder Papa). Am besten eins mit Bewegungen, so dass Samuel Spaß dabei hat. Er ist dann wieder fröhlich und lässt sich die Zähne putzen.
2. Nachahmung. Wir putzen uns selbst die Zähne (oder Samuel putzt sie uns) und wir dürfen dann auch bei ihm putzen. Klappt meistens ganz gut.
3. Lustige Apps. Tja, ein Smartphone nutzen, wenn die Kinder noch so klein sind ist vielleicht nicht die erzieherisch beste Methode aber durchaus sehr wirkungsvoll. Wir machen Samuel seine geliebte Tiergeräusche-App an und geben ihm das Handy in die Hand – und dürfen putzen. (Anm.: Wir nutzen ebenfalls die Twilight Pro App, um seine Augen zu schonen und gerade am späten Abend das schlafstörende blaue Licht zu filtern und das Display abzudunkeln.)
4. Manchmal hilft nur Augen zu und durch. Da müssen wir Samuel auch mal zu seinem Glück zwingen. Wir tun das nur äußerst ungern und meistens klappt es ohne diese Maßnahmen – aber eben nicht immer. Und da wir keine Ausnahmen zulassen wollen, bleibt uns keine andere Lösung. Zumindest fällt und keine ein. Was macht Ihr in solchen Situationen? Besonders wenn das Kind hundemüde ist und eure Geduld restlos erschöpft?

Eine gute Routine für die Zahnreinigung mit den Kids zu entwickeln braucht oft Zeit, Praxis und vor allem Durchhaltevermögen! Aber mit der richtigen Pflege bekommen eure Minis ein strahlend weißes Lächeln, das sie ein Leben lang begleiten wird.  (Anm.: echte Zähne sind übrigens niemals so schneeweiß wie in der Werbung, sondern immer ein wenig elfenbeinfarben. Aber man kann den Schmelz ja kaputt bleichen, danke  an die Kosmetikindustrie 😉 )  

Wenn Ihr noch weitere clevere Tipps, Verbesserungen und Anregungen habt, dann textet diese gerne fix in die Kommentare. Dann pflegen wir eure Posts im Artikel, um den Ideenreichtum von euch zu sammeln und allen folgenden Lesern die kreativsten Wege zu eröffnen, um auch dem trotzigsten Trotzkopf oder der feinsten Prinzessin die Zahnpflege spannend und abwechslungsreich zu vermitteln.

Alles Liebe,
eure Jasmin