Es ist acht Uhr und dein großer Bruder sitzt über mich gebeugt im Bett. „Mamaaaaa!“ tönt es in meinen Ohren. Ich nehme ihn in denArm, aber von seiner Stimme bist auch du aufgewacht. Ja, wir schlafen alle noch gemeinsam in einem Bett und das ist gut und schön so. Wir alle genießen die Nähe zu einander und tatsächlich finde ich es sogar bequemer als nachts aufstehen zu müssen, denn so kann ich dich zum Stillen einfach zu mir ran ziehen.
Unsere Nächte sind momentan trotzdem sehr Kräfte zehrend. Du stillst meistens vier Mal,manchmal auch nur drei Mal, dafür in anderen Nächten doppelt so viel. Ich merke, dass es dir gut tut, dass ich dir einfach die Nähe gebe. Du schläfst auch direkt nach dem Stillen wieder ein, so dass wir nie lange wach sind. Tagsüber ist auch kaum an Schlaf zu denken, alles ist viel zu aufregend und spannend für dich. Meistens schläft du gerade ein mal 30 Minuten und bist dann wieder wach.

Ich denke, dass du zur Zeit einfach sehr viel verarbeiten musst. Dieser sechste Lebensmonat war aufregend für dich, so viel Neues, so viel Veränderung. Wir haben Oma besucht und du bist zum ersten Mal so richtig lange Auto gefahren. Ich war so froh, dass das gut geklappt hat, du hast fast die ganze Fahrt verschlafen und ich konnte dich mit dem Schnulli beruhigen. Fünf Stunden hast du nicht mal nach der Brust verlangt, stattdessen warst du ein toller Beifahrer. Danke dafür.
Der Besuch bei Oma war aufregend. Da gab es so viel zu entdecken und alles war Neu und ungewohnt. Das Bettchen, die Möbel, der Geruch. Wir waren sogar Schlitten fahren und nicht mal da hast du gemurrt sondern warst einfach glücklich im Tragetuch ganz nah bei mir.

Außerdem haben wir deine Ur-Oma besucht. Meine geliebte Oma. Ich bin so froh, dass du sie kennen lernen durftest, weißt du das? Sie ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und keiner hat meine Kindheit damals so sehr geprägt wie sie. Ihr geht es immer schlechter aber du hast es geschafft, ihr ein Lächeln zu entlocken. Sie sah so glücklich aus!

In der Uni ist es etwas anstrengender mit dir geworden, denn du verschläfst die Seminare nun nicht mehr einfach, sondern bist die meiste Zeit davon aufmerksam und möchtest spielen. Ich versuche, so gut es geht, auf dich einzugehen und habe deshalb immer eine Decke dabei und ein bisschen Spielzeug. Dann kannst du es dir bequem machen und ich kann aufmerksam zuhören. Wie gut, dass es mit der Fortbewegung noch nicht so gut klappt.

Ich denke, besonders fasziniert warst du in diesem Monat von den vielen Weihnachtsvorbereitungen. Es sollte unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest sein und ich wollte, dass es ganz besonders wird. Für dich war es wohl aber sehr anstrengend. Selbst unser eigenes Wohnzimmer musstest du neu erkunden, denn alles sah plötzlich so anders aus. Überall leuchteten helle Lichter und Kerzen flackerten auf den Regalen. Dann war da ein riesiger Baum, der sich ganz komisch stachelig für dich anfühlte und alles roch nach Tanne und nach Plätzchen. Verständlich, dass du da abends oft nur auf unserem Arm einschlafen wolltest und dass die Nächte unruhig waren, weil du alle neuen Eindrücke verarbeiten musstest.

Und dann wurdest du kurz vor deinem Halb-Geburtstag auch noch mobiler: wir haben uns beim PEKiP tatsächlich Anfang des Monats noch Gedanken gemacht, ob wir noch mal zur Osteopathie müssen, da du dich noch nicht richtig auf deine Hände stützen konntest. Immer war eine Seite schwächer als die andere und deine Haltung nicht symmetrisch. Wir beschlossen dann, bis Weihnachten zu warten und dich weiter zu beobachten – und plötzlich klappte es, ganz von allein. Du fingst außerdem an, rückwärts zu robben. Ich war stolz wie Bolle. Aber plötzlich war da ein unzufriedenes Baby, weil es ständig irgendwo feststeckte. Unter dem Sofa. Unter der Heizung. An der Wand. Und dann ging es nicht mehr weiter und du riefst nach Mama oder Papa, damit wir dir helfen. Und schimpfen konntest du, wenn du an etwas nicht heran kamst. Da wurde mir zum ersten Mal klar, dass du ein starkes Temperament hast! Dein großer Bruder war auch immer ganz schnell zur Stelle, um dir einen Schnulli zu bringen und dich dann zu trösten – es ist schön zu sehen, dass ihr so ein gutes Team sein könnt. Und dann, ganz kurz vor deinem siebten Monat, mit 25 Wochen, hast du es geschafft, dich auf den Bauch zu drehen und seitdem ist nichts mehr vor dir sicher. Du drehst dich den ganzen Tag hin und her und meckerst nur, wenn du an etwas nicht heran kommst (oder du Hunger hast). Durch auf dem Bauch im Kreis drehen, rückwärts robben und die Drehung von Rücken auf Bauch und umgekehrt, liegst du nach kürzester Zeit wo ganz anders und so schaffst du es auch, überall dran zu kommen. Dein Bruder ist davon nicht so sehr begeistern, denn jetzt ist sein geliebtes Lego Duplo in Gefahr.

Ab jetzt ist die gemütliche Baby-Zeit jedenfalls vorbei. Bald wird nichts mehr vor dir sicher sein und mir wird bewusst, wie viel Zeit schon wieder seit deiner rasanten Geburt vergangen ist. Das erste halbe Jahr ist nun tatsächlich vorüber und ich bin wehmütig, weil ich das Gefühl habe, dass es viel zu schnell vorüber ging. Aber ich bin auch voll freudiger Erwartung dem gegenüber, was da noch alles kommen mag. Ach kleiner Mio Oscar, du bist das größte Geschenk!

Baby Update & Mamas Körper

Meilensteine: Die Drehung vom Rücken auf den Bauch klappt nun. Wir haben vorsichtig mit BLW begonnen.

Motorische Entwicklung: Mio dreht sich vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt und robbt rückwärts.

Größe und Gewicht: Leider habe ich keine aktuellen Maße.

Schlafverhalten: Das Blatt hat sich gewendet. Nachts weckt mich Mio in der Regel ganze vier Mal, um gestillt zu werden. Tagsüber hält er eigentlich nur halbstündige Powernaps. Ich würde es begrüßen, wenn er mal länger schlafen würde, aber das ist selten der Fall.

Windelgröße: Nachdem die Windeln öfter ausgelaufen sind, obwohl sie laut Kilogrammangabe noch passen müssten, sind wir auf eine Nummer größer umgestiegen. Mio trägt nun Größe 4..

Augenfarbe: Das Grau-Grün hält sich wacker noch ein bisschen. Trotzdem sind die Augen fast komplett braun und man erkennt den Farbschimmer nur beim genauen Hinsehen.

Haarfarbe: Mios Haare sind ein ganzes Stück heller geworden und vor allem länger. Vor allem im Nacken hat er nun eine richtige Mähne.

Mamas Körper: Es ist mir fast schon ein bisschen peinlich. Ich war immer noch nicht bei der Rückbildung. Die Ausrede ist lahm, aber Krankheit und Weihnachtsvorbereitungen ließen es nicht zu.

Alles Liebe,
eure Jasmin