Da ist ein Bachgefühl, dass etwas nicht stimmt. Ich schiebe es bei Seite, denke mir, dass mein Kind eben eins ist, das mehr Aufmerksamkeit braucht, mehr Zuwendung. Eins, das „anstrengender“ ist.
Dann sind da die Stimmen von außen, die sagen, dass das „nicht normal“ ist. Dass wir das „unbedingt abklären lassen“ müssen. Und wieder kommt dieses Bauchgefühl.
Anrufe. Arztbesuche. Diagnostiktermine. Ungewissheit. Wartezeit. Hoffnung und Angst mischen sich, denn es steht etwas unausgesprochen im Raum, das mir erst mal die Luft abschnürt.
„Frau Nimmerland, Ihr Sohn ist seelisch behindert.“ Bam. Wie ein Schlag in die Magengrube. Was soll das überhaupt heißen?
Termine, Ärzte, Pädagogen, Therapeuten, ein Psychologe – und keiner kann wirklich greifen, was unser Sohn hat. Alle wissen, dass etwas nicht stimmt, aber keiner kann wirklich fassen, was unseren kleinen Mann so beschäftigt. Was ihn so wütend macht. Weshalb er im Alltag oft völlig überfordert ist.
Über ein halbes Jahr ist das nun her, die Reise ist noch nicht zu Ende. Verdacht auf Autismus. Ich schlucke. Ich will weinen und gleichzeitig bin ich irgendwie „froh“, denn auch wenn es eine Behinderung ist, die er sein Leben lang haben wird, ist die Diagnose auch eine große Chance, unserem Löwen endlich zu helfen. Eine Chance, ihm durch Therapie den Alltag wieder lebbarer zu machen.
Was nun kommt, wird anstrengend sein. Für uns, aber vor allem für Samuel.Ich hoffe, dass ich hier den Austausch finde, den ich mir wünsche und dass ich dich mitnehmen kann auf unsere Reise.
Alles Liebe,
Jasmin
Hallo! Ich habe ein bisschen gelesen. Ich habe zwei Geschwister. Mein Bruder ist 36, Autost und hat eine geistige Behinderung. Meine Schwester ist 32, hat autistische Züge und eine Lernbehinderung bzw mittlerweile eine „leichte“ geistige Behinderung und eine Essstörung. Ich weiß noch, dass meine Mutter erzählt hat, wie es ihr danals ging, als erste vage Vermutungen zu meinem Bruder gestellt wurden. Wie wütend sie war. Wie ungerecht sie es empfunden hat. Und gleichzeitig hat sie es geahnt. Mein Vater war nur hilflos und fühlte sich „über“. Inzwischen wohnt mein Bruder in Camphill, einer antroposophischen Einrichtung. Es ist dort wunderschön, ruhig, wie Bullerbü und für ihn genau das richtige.
Ich selber habe inzwischen zwei großartige Rabauken, die gerne bei ihrem Onkel sind. Meine Schwester ist hingegen sehr anstrengend, was allerdings ihren Charaktereigenschaften“geschuldet“ ist.
Der Weg ist nicht immer einfach, aber machbar! Toll, dass du so viel Liebe und Stolz zeigst!!
Ich kann hier „nur“ als Schwester schreiben. Ich weiß nicht, wie das Gefühl für Eltern ist.
Ganz liebe Grüße!!
Christine